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Die dunkle Schwester

Die dunkle Schwester

Titel: Die dunkle Schwester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frewin Jones
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und sich zerstreuen. Eine Stunde nur gewährt der Großkönig von Lyonesse dem Elfenvolk, um seine Forderungen zu erfüllen, und wer immer sich ihnen widersetzt, wird eines grausamen Todes sterben.«
    »Das sind, wie ich finde, großzügige Bedingungen«, sagte Gabriel. »Und es gibt nichts daran zu rütteln.« Zu Eden und Tania gewandt fügte er hinzu: »Gebt Euch nur keinen falschen Hoffnungen hin, Eure Hoheite n – wenn Ihr uns angreift, wird Euer Heer bis auf den letzten Mann vernichtet werden. Und ist die Schlacht erst vorüber, so werden die Ritter von Lyonesse durch das ganze Land ziehen, und niemand wird vor ihrem Zorn verschont bleibe n – nicht Mann noch Frau noch Kind. Wir werden das Elfenreich in eine Wüste verwandeln.«
    Gabriels Augen funkelten böse. »Nur eine wird ihr Leben behalten«, verkündete er, »meine Braut darf nicht getötet werden. Nein, Mylady, Ihr werdet für immer an meiner Seite leben. Ihr werdet niemals von mir loskommen, wusstet Ihr das nicht? Wir sind für alle Ewigkeit verbunden.«
    »Nein, Gabriel«, sagte Tania ruhig. »Das sind wir nicht. Hast du’s noch nicht kapiert? Heute ist der Tag, an dem ich das Band zwischen uns für immer zerreißen werde.«
    Gabriels Gesicht verzerrte sich vor Wut. Er öffnete den Mund, um etwas zu sagen, aber Tania ließ ihm keine Zeit dazu. Sie wendete Tanz und das Einhorn sprengte den Hang hinauf. Eden und die Herolde folgten ihr.
    Lord Gabriel schrie ihr nach: »Nur der Tod wird Euch von mir befreien, Tania, verlasst Euch darauf! Und wenn Ihr es nicht anders wollt, nun, so sei es! Heute noch werdet Ihr sterben!«
    Tania lachte auf. »Als ob ich das nicht wüsste, Euer Lordschaft«, murmelte sie.
    »Ich weiß, was du fürchtest, Schwester«, sagte Eden, die neben ihr ritt. »Aber, glaube mir, der Tod ist nicht der einzige Weg.«
    »Doch, das ist er«, antwortete Tania ruhig. »Aber mach dir keine Sorgen. Ich habe keine Angst.« Sie trieb Tanz an, zog ihr Schwert und schwenkte es in der Luft, während sie zu den wartenden Truppen galoppierte. Einen Augenblick dachte sie an ihre Eltern in der Welt der Sterblichen, die nun nie erfahren würden, was mit ihr passiert war. Aber daran ließ sich nichts ändern.
    »Genug geredet!«, rief sie und stürmte auf die Elfenarmee zu. »Im Namen von König Oberon, Königin Titania und der sieben Prinzessinnen des Elfenreichs, folgt mir!«
    Tanz warf sich herum, stieg am Rand des Hügels auf die Hinterbeine und wieherte laut. Dann galoppierte er hinab, und hinter ihnen ertönte lautes Rufen und Schwerterklirren. Die Armee der sieben Prinzessinnen hatte sich in Marsch gesetzt und ergoss sich wie eine schimmernde Flut über den Hang.

XXVI
    T ania kämpfte mechanisch, bewegte sich geschickt durch das Getümmel, von ihrem Einhorn sicher getragen. Ihr Schild dröhnte unter den Hieben, Schwerter und Speere prallten von ihrer schimmernden Rüstung und ihrem spitzen Muschelhornhelm ab. Pfeile schwirrten ihr um die Ohren, und ihr Kopf dröhnte vom Geschrei der Kämpfenden, vom Wiehern der Pferde und vom wütenden Bellen der Morrigan-Hunde. Unermüdlich schwang sie ihr Schwert, parierte hier einen tödlichen Hieb, stach dort im richtigen Moment zu. Dann stürmte sie weiter, ohne abzuwarten, bis ihr Gegner zu grauem Staub zerfiel, und stürzte sich mit erhobenem Schwert auf den nächsten.
    Tanz war eins mit ihr. Todesmutig warf sich das Einhorn ins Gewühl und wehrte mit Hufen, Zähnen und seinem spitzen Horn die Bluthunde und Grauen Ritter auf ihren dürren, untoten Pferden ab. Tania hatte nur einen Gedanken: Gabriel Drake zu finden und zu töten, ehe er sie töten konnte.
    Plötzlich entfernte sich das Kampfgetümmel und Tania spürte eine seltsame Leere um sich. Tanz drehte sich langsam im Kreis, schnaubend und stampfend, als könne er es kaum erwarten, sich wieder ins Gefecht zu stürzen. Tania sah, dass die Elfenritter unermüdlich auf die Truppen von Lyonesse einschlugen, aber der Feind gewann langsam die Oberhand, und das Elfenheer wurde an dem langen Heidehang hinaufgetrieben. Noch wehten die Elfenbanner, doch viele Elfenritte r – viel zu viel e – lagen im hohen Gras, das sich leuchtend rot von ihrem Blut färbte.
    Tania wischte sich den Schweiß aus den Augen. Wo war Drake? Sie hatte nichts mehr von ihm gesehen, seit der Kampf begonnen hatte, und wie lange das her war, konnte sie nicht sagen. Die Zeit spielte keine Rolle mehr in diesem tödlichen Chaos. Tania blickte sich um und sah, dass immer mehr düstere

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