Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die dunkle Seite des Mondes

Die dunkle Seite des Mondes

Titel: Die dunkle Seite des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
Stromversorgung«, meinte Kyle. Seine Stimme hatte inzwischen überhaupt keine Schwierigkeiten mehr mit Zischlauten, aber die veränderten Betonungen verursachten Hartmann immer wieder ein unbehagliches Gefühl in der Magengegend. »Sie haben fast alle Maschinen abgeschaltet, die zur Raffinerie gehörten, und das Zeug am anderen Ende sieht wie Luftaufbereitung aus. Nur die Blöcke rund um den Transmitter arbeiten noch.« »Feldgeneratoren«, bemerkte Kyle nachdenklich. Hartmann sah zu ihm hinüber und begegnete dem Blick bläulich schimmernder Augen, die das schwache Restlicht in der Halle zurückwarfen wie blanke Spiegel. »Sie brauchen wohl nichts dergleichen«, sagte er und deutete auf das Zielgerät. Kyle lachte leise. »Habe ich noch nie gebraucht«, sagte er. Hartmann nickte stumm und nahm seine Beobachtung wieder auf. Zahlreiche Moroni-Ameisen waren mit Lasergewehren bewaffnet, und inzwischen hatte sich ein Ring um das gewaltige Podest gebildet, über dem der Sternentransmitter schwebte. Ein leises, knackendes Geräusch lenkte seine Aufmerksamkeit ab. Er suchte hastig die Halle ab. Wieder knackte es. Er konnte nichts Ungewöhnliches entdecken. Das Geräusch wiederholte sich, und er spürte, wie seine Knochen gefroren. »Das Funkgerät«, sagte Kyle. Der Tonfall war eindeutig belustigt. Hartmann schalt sich einen Idioten. Er steckte das Zielfernrohr in seinen Gürtel und tastete nach dem Funkgerät. In der Dunkelheit konnte er nur anhand der kleinen Kontrollanzeigen erkennen, wo es sich befand. Er stellte den Lautstärkeregler nach und lauschte. »Nur Rauschen«, sagte er. Kyle beugte sich zu ihm herüber. »Lassen Sie es mich versuchen«, sagte er. Hartmann ließ das Funkgerät widerstrebend los. Der Jared hantierte eine Weile stumm, und die Geräusche veränderten sich zu einer rauschenden, knisternden Kakophonie, die sich zu wiederholen schien. »Da ist etwas«, sagte er. »Ein ziemlich schwaches Signal. Die automatische Justierung schafft es nicht.« Anscheinend versuchte er, den Empfänger von Hand einzustellen. Die Moroni hatten ihn an diesen und anderen Geräten ausgebildet. Hartmann wartete geduldig. » … meldet … mich jemand …« hörte er plötzlich aus den Störungen heraus. Es war eine nur zu vertraute Stimme. »Das ist …« »Net«, sagte Kyle und sah sich wachsam um. Anscheinend hatte keine der Wachen unten in der Halle etwas gehört. » … um Himmels willen …« wisperte die Stimme. »Sie ist in Schwierigkeiten«, sagte Hartmann und wollte Kyle das Funkgerät aus der Hand nehmen. »Vorsichtig mit den Reglern«, sagte der Jared. Hartmann nahm das Funkgerät und tastete nach der Sprechtaste, dann zögerte er. »Wird sie uns überhaupt empfangen können?« Kyle kam in der Dunkelheit näher heran. »Dieser Sender hier ist stärker als unsere kleinen Geräte. Sie wird uns hören.« Die schimmernden Augen richteten sich auf die geschäftigen Moroni. »Die Frage ist, wer uns außerdem noch hört.« »Das Risiko müssen wir eingehen«, sagte Hartmann. Kyle verzichtete auf einen Einwand, aber Hartmann spürte, daß der Jared nicht seiner Meinung war. » … bitte …« sagte die Stimme. »Sie steckt in Schwierigkeiten«, sagte Hartmann drängend. Kyle schüttelte den Kopf, eine Bewegung, die Hartmann mehr spürte als sah. »Sie ist fast hysterisch, aber die Art, wie sie spricht, zeigt, daß sie nicht in unmittelbarer Lebensgefahr ist.«  »Sie ist anderer Meinung«, antwortete Hartmann. Kyle zögerte einen Moment. »Einverstanden«, sagte er schließlich in einem Tonfall, der eher das Gegenteil besagte. »Ich achte auf unsere Freunde dort unten.« Entschlossen schaltete Hartmann den Sender ein. »Net«, sagte er. »Hartmann hier. Kannst du mich hören?« » … höre dich.« Er hatte noch nie so viel Freude und Erleichterung in einer menschlichen Stimme vernommen, und er selbst empfand eine seltsame Wärme bei der Gewißheit, daß das Mädchen am Leben war. »Du mußt lauter sprechen«, sagte er, »wenn es irgendwie geht. Wir verstehen dich kaum, weil dein Sender zu schwach ist.« »Ich verstehe dich gut«, kam die einigermaßen deutliche Antwort. Anscheinend brüllte sie in das Mikrophon hinein, so laut es ging. »Bist du in Sicherheit?« fragte Hartmann besorgt. »Ist irgend jemand in der Nähe?« »Keine Menschenseele«, antwortete Net erschöpft. Kyle hatte recht gehabt, begriff Hartmann. Das Mädchen war am Ende seiner Kraft. »Keine Ameisen in der

Weitere Kostenlose Bücher