Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die dunkle Seite des Mondes

Die dunkle Seite des Mondes

Titel: Die dunkle Seite des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
gerade gekündigt«, versetzte sie grimmig. »Was soll das heißen?« fragte Harris verwirrt. »Kommt schon, Leute«, sagte sie mit neu aufkommender Wut im Bauch. »Wenn ihr versucht, mich auf den Arm zu nehmen, dann werdet ihr eure Druckhelme als Nachttopf benutzen. Ich will ein paar Antworten. Jetzt.« »Verraten Sie uns die Fragen?« erkundigte sich Dubois distanziert. Sie fixierte die Frau, die ihren Blick unbeeindruckt erwiderte. Während Harris einen verwirrten und betretenen Gesichtsausdruck aufgelegt hatte, schien die angespannte Situation überhaupt nicht zu Dubois durchzudringen. Es sei denn, ihre Fähigkeiten als Schauspielerin waren noch beachtlicher als ihr Talent, mit Schußwaffen umzugehen. »Wer seid ihr?« fragte Charity. »Hören Sie, wenn das ein Witz sein soll …« begann Harris. Charity sah ihn an, und ihr Gesichtsausdruck brachte ihn zum Schweigen. »Dann machen wir es anders«, sagte sie langsam. »Ich rede, und ihr nickt zustimmend mit dem Kopf. Könnte sein, daß wir auf diese Weise eine Menge Zeit sparen.« Niemand erhob einen Einwand. »So wie ich die Sache sehe, seid ihr beide zu gut, um wahr zu sein. Ich halte euch für Fälschungen. Die Jared haben euch ausgebrütet, wenn ihr mir das Wortspiel freundlicherweise nachsehen wollt.« »Blödsinn«, sagte Harris aufgebracht. Charity ignorierte ihn. »Sie haben sich einige der ausgebrannten Schalen genommen, die an den Lebenserhaltungsgeräten im Bunker hingen, und haben sie mit einem Namen, einer Identität und genug Erinnerungen ausgestattet, um ein paar Monate Gespräche auszufüllen. Und dann haben unsere Freunde diesen Kunstpersonen eine Uniform angezogen und uns erzählt, es handele sich um Freiwillige, denen man im Schnellverfahren Waffenkunde und technische Kenntnisse vermittelt hat.« »Und einiges Geschick im Schachspiel«, warf Skudder ein. Sein Tonfall ließ nicht erkennen, ob er ihr wirklich zustimmte. Harris gab ein verächtliches Geräusch von sich. »Ich habe beobachtet, wie sich die Jared die Soldaten aus dem Bunker geholt haben«, sagte Charity. »Ich habe gesehen, wie sie sich die Schläfer geholt haben. Ich weiß nicht, was sie in Paris und anderswo getan haben, um Freiwillige zu bekommen.« Sie fixierte Dubois. Deren Haare waren inzwischen wieder dunkler geworden, aber dafür waren sie länger. »Soweit es mich betrifft, denke ich, daß niemand von den Soldaten, die Stone mir unterstellt, zu den Überlebenden gehört und sich freiwillig gemeldet hat. Ich bin nicht eitel genug, um diese blödsinnigen Märchen über meinen Ruhm in den Ruinen zu glauben.« Dubois straffte sich, aber sie entgegnete nichts. Charity ging um das Pult herum und blieb zwei Meter vor der Frau stehen. »Wer sind Sie?« fragte sie. »Dubois, Marie«, antwortete die andere ruhig. »Geboren im vierten Distrikt von Paris am …« »Blödsinn«, unterbrach Charity. »Sie wurden irgendwann vor ein paar Monaten geboren, nicht wahr?« Dubois zog spöttisch eine Augenbraue hoch. »Dieser Körper ist mindestens achtzig Jahre alt, natürlich.« Charity ging näher an die Frau heran. »Irgend jemand hat einen Fehler gemacht, Dubois. Ich habe diese Frau gesehen, bevor sie zu Ihnen wurde.« »Tatsächlich.« »In einem der Labors im Bunker, umgeben von Jared. In einer Station für unheilbare Fälle. Ich habe das Gesicht nicht sofort wiedererkannt. Die Haare waren damals schwarz, nicht so farblos, und das Gesicht von Schmerzen gezeichnet und gleichzeitig seltsam ausdruckslos.« Sie lächelte freudlos. »Es ist seltsam, wie sehr sich ein Gesicht verändern kann, wenn die Person hinter diesem Gesicht sich verändert hat … oder nicht mehr existiert.« Auf Dubois’ Lippen lag der Anflug eines Lächelns. Es kam selten genug dazu, daß sie ihre unheimliche Beherrschung so weit lockerte, eine menschliche Regung zu zeigen. Harris sah von einer zur anderen, als hätten beide Frauen den Verstand verloren, und Skudder kam vorsichtig näher. »Erinnern Sie sich manchmal daran, Dubois? Daran, wer Sie vorher gewesen sind, meine ich?« Dubois verzichtete auf eine Antwort. »Ich vermute, daß dieses Selbstmordunternehmen der Moroni uns zu viele Verluste zugefügt hatte. Delgard, Tribeaux … sind Sie Tribeaux’ Ersatzmann, Dubois? Nun, Sie sind nicht so überzeugend ausgefallen wie unser schachspielender Geizkragen hier.« Sie löste den Blick von Dubois und sah Harris an. »Einen schottischen Zweig in der Familie, John?« »Ich bin mir keiner

Weitere Kostenlose Bücher