Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die dunkle Seite des Mondes

Die dunkle Seite des Mondes

Titel: Die dunkle Seite des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
erklärte er. »In einigen Fällen sind auch elektronische Bauteile enthalten.« »Das heißt, nach einem natürlichen Vorbild.« Sie verzog angewidert das Gesicht. »Ein Parasit.« »Sie können es einen Dschinn nennen«, sagte Kias widerwillig »Unser Feind verkrüppelt unsere Kinder, um sie auf uns zu hetzen. Begreifen Sie, was wir empfinden, Captain Laird?« »Kein Kommentar«, sagte sie mit einem Blick auf Dubois und Harris. »Ihr habt gewußt, daß der Shait hier oben ist, nicht wahr?« Kias nickte. »Selbstverständlich.« »Und ihr habt euch zusammengereimt, daß die Botschaft nur von Kyle stammen konnte.« »Hartmann hat den Sender bedient«, antwortete Kias. »Der Takt … der innere Rhythmus in der Folge der Funkzeichen stimmt nicht mit Kyles motorischen Rhythmen überein.« »Das könnt ihr heraushören?« Charity nickte anerkennend. »Dann wirst du vermutlich auch aus meiner Stimme hören können, wie ich darüber denke, daß ihr mir dieses Wissen verschwiegen habt«, fügte sie eisig hinzu. Kias verzichtete erneut auf eine Antwort. Vermutlich war es eine gute Idee. Sie legte das Silbergeflecht auf eines der Pulte und fragte sich, wie ein Lebewesen so viel Metall in seinem Gewebe enthalten konnte. »Ich werde dieses … Ding … durch eine Druckschleuse werfen, mit oder ohne euer Einverständnis«, sagte sie. »Was ist mit dem Loch?« »Stabil«, antwortete Kias und nahm den Themenwechsel kommentarlos zur Kenntnis. »Der Ring hat neunzig Prozent seiner vollen Leistung erreicht.« »Und es genügt nicht«, sagte  sie. »Hab’ ich mir gedacht.« »Gurk ist tot«, sagte Kias. Das war eine Überraschung. »Wie ist es passiert?« Kias zögerte. Charity hatte den deutlichen Eindruck, daß die Jared-Einheit überlegte, was er ihr sagen konnte, und sie richtete sich ergeben darauf ein, daß man ihr wieder die Hälfte verschweigen und statt dessen ein paar Lügen erzählen würde. »Er hat eine Transportmaschine entführt. Es gab erhebliche Verluste an Material und Leben. Das Fahrzeug ist in dem Wirbelsturm verunglückt, der das Loch am Pol umgibt.« Intuitiv wußte sie, was das fehlende Puzzlestück war. »Er wollte zum Pol?« fragte sie ungläubig. Im selben Moment verwünschte sie sich stumm dafür, nicht den Mund gehalten zu haben. »Wie kommen Sie darauf?« erkundigte sich Kias gedehnt. »Ich spiele Karten«, sagte sie sarkastisch. »Komm schon, Kias, raus damit. Ist er zum Loch geflogen?« »Soweit wir seinen Weg rekonstruieren konnten, hat er es bis in die Übergangszone geschafft«, antwortete der Jared bedächtig. Darüber mußte sie nachdenken. »Was zum Teufel hat das jetzt wieder zu bedeuten?« fragte sie ratlos. Skudder breitete die Hände aus. »Keine Ahnung«, erklärte er und brach zum ersten Mal sein Schweigen. »Ich blicke hier schon lange nicht mehr durch.« Sie hatte das vage Gefühl, daß sie den Grund eigentlich schon kannte, aber immer, wenn sie versuchte, den Gedanken in Worte zu fassen, entglitt er ihr. »Gurk ist also nicht mehr am Leben«, sagte sie dann. Sie bemerkte, daß der Jared sie und Skudder auf seinem eigenen Bildschirm aufmerksam beobachtete. »Irgend etwas nicht in Ordnung, Kias?« »Ist diese Frage ernst gemeint?« erkundigte sich Kias mit leiser Ironie. Seltsamerweise wirkte er auf unbestimmbare Weise zufrieden. Charity hatte das Gefühl, daß man sie gerade einem Test unterworfen hatte — und daß sie bestanden hatte —, auf welchem verschlungenen Umweg auch immer. »Wir erwarten in den nächsten Stunden die heftigsten Rückstaus aus dem Netz«, teilte Kias mit. »Die Berechnungen decken sich weitgehend mit den Prognosen, die Gurk vor seiner … Abreise von den Moroni-Computern anfertigen ließ.« »Und das ist dann das Ende, nicht wahr?« sagte Charity müde. »Es besteht die Möglichkeit, daß die Schockwellen das Loch drastisch vergrößern. Der Ring würde dabei zerstört werden«, antwortete Kias. Berücksichtigte man den inzwischen sprichwörtlichen Hang der Jared zur Untertreibung, dann stand der Weltuntergang unmittelbar bevor. »Was können wir tun?« »Warten«, antwortete der Jared lapidar. Er unterbrach die Verbindung. Charity atmete langsam aus und kämpfte mühsam die Mutlosigkeit nieder, die sie befallen hatte. Sie erinnerte sich an das Gewehr in ihren Händen und richtete den Blick auf Harris und Dubois, die stumm vor der Mündung standen und sich nicht gerührt hatten. »So wie ich das sehe, hat euer Dienstherr euch

Weitere Kostenlose Bücher