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Die dunkle Seite

Die dunkle Seite

Titel: Die dunkle Seite Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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vermischte.
    Nichtigkeiten.
    Das war es. Nichtigkeiten. Wichtigkeiten. Einfach dem, den man liebt oder lieben könnte, beim Leben zusehen.
    »Hast du ein Hotel?« fragte sie.
    »Das Vier Jahreszeiten.« Bathge reichte ihr einen Zettel. »Anschrift, Telefon, falls irgendwas ist.«
    »Und du bist sicher, daß dein Mann vertrauenswürdig ist?«
    »Nein«, antwortete Bathge leidenschaftslos. »Im Augenblick traue ich niemandem außer dir. Aber ich glaube, er ist in Ordnung.
    Schließlich war ich es, der sich an ihn rangemacht hat. Abgesehen davon, habe ich eine Alternative?«

    »Nein.«
    Bathge nickte, trank in großen Schlucken seinen Kaffee und wischte sich über den Mund. Als gingen sie einer eigenen Beschäftigung nach, förderten seine Finger nacheinander das obligatorische Päckchen Zigaretten und Veras Feuerzeug zum Vorschein. Er hielt die Flamme an die Spitze seiner Zigarette, paffte ein paarmal und steckte Packung und Feuerzeug wieder ein.
    »Ich muß los. Wahrscheinlich ist wieder alles voller Staus. Es sind Gewitter angesagt.«
    »Wo hast du deinen Wagen?«
    »Vor der Tür.« Bathge stellte seinen Becher ab, kam zu ihr herüber und stubste sie zärtlich am Kinn.
    »Und, Frau Gemini?« sagte er. »Was machen Sie morgen abend?«
    »Ich erwarte den Besuch eines Klienten«, sagte sie und küßte ihn.
    »Mach, daß du rauskommst. Und fahr vorsichtig.«
    Die alten Sprüche. Wie vertraut manches erschien, beinahe be‐
    ängstigend. Liebling, fahr vorsichtig. Paß auf dich auf. Komm gesund zurück.
    Und wie neu zugleich.
    Wie anders.
    Sie wartete, bis er gegangen war, nahm ihren Kaffee und verzog sich nach hinten.

11.55 Uhr. Präsidium
    Krantz saß rot vor Wut hinter seinem Schreibtisch, als endlich die ersten Informationen hereintröpfelten. Sie kamen in Gestalt Sonnenfelds und zweier Beamter. Krantz überlegte, ob er Menemenci hinzuziehen sollte und entschied sich dagegen. Wenigstens in diesem Zimmer war er der Boß.
    Sonnenfeld mußte in ein angrenzendes Büro gehen, um Stühle zu holen, von denen Krantz zu wenige besaß. Sie saßen um seinen Schreibtisch versammelt, und er ließ sie eine Minute zusehen, wie es war, an sieben Fällen gleichzeitig zu arbeiten.
    »Nun?« fragte er unvermittelt.
    »Ahm ... ja. Die Wüllenrath ist freiberuflich als Internet-Programmiererin tätig«, sagte Sonnenfeld. »Samstag vormittag hat sie eine Freundin besucht, wohnhaft Aachener Straße. Sie macht... nun, sie macht in etwa das gleiche, das ist ein bißchen kompliziert zu erklären.«
    »Uninteressant. Weiter.«
    »Sporadischer Kontakt zu den Eltern. Die Wüllenrath ist wesentlich jünger als ihr Bruder. Die Eltern sagen, sie verstehen nicht, was sie treibt. Beschäftigt sich ausschließlich mit Computerzeugs, wie sie es nennen. Sie können sich nicht vorstellen, daß ihre Tochter irgendwelche Feinde hat, aber sie können sich eigentlich gar nichts vorstellen. Grund, auszureißen, bestand keiner.«
    »Was sagt die Freundin?«
    »Dasselbe. Nicole Wüllenrath war ... ahm, sie ist nicht sonderlich kontaktfreudig. Es gibt da eine Internetgemeinde, sie scheint ihr Leben eher im Netz zu verbringen. Interessant ist allerdings, daß sie Besuch von einer Detektivin hatte, die auch schon bei den Marmanns vor der Tür stand.«
    »Vera Gemini. Wir werden sie uns vornehmen.« Krantz dachte kurz nach. »Hat unsere Entschwundene der Freundin gegenüber erwähnt, ob sie sich im Anschluß mit jemandem treffen wollte?«

    »Nein.«
    »Okay. Breuer?«
    Einer der beiden anderen Männer setzte sich auf und blätterte in einer Kladde.
    »Gegen dreizehn Uhr ist sie ins Cafe Bauturm gegangen«, sagte er.
    »Auf geradem Wege von der Freundin, das waren maximal fünf Minuten zu Fuß. Unwahrscheinlich, daß sie in der Zeit jemanden getroffen hat. Im Bauturm hat sie gefrühstückt, Milchkaffee und Käsesandwich. Die Kellnerin, die sie bedient hat, meint, ein Mann hätte sich neben sie gesetzt, aber sie kann sich keine Gesichter merken.«
    Krantz grunzte unwillig und zuckte die Achseln. Nie konnte sich jemand etwas merken. Aber es war immer noch besser, die Leute gaben es zu, als auf Teufel komm raus irgendwelche Geschichten oder Personenbeschreibungen zu erfinden.
    »Hat sie mit dem Mann geredet?«
    »Ja. Kurz darauf ist sie zur Theke gegangen und hat bezahlt. Der Mann war dann auch verschwunden. Niemand hat sie danach noch gesehen.«
    »Hm. Krüger?«
    »In der Wohnung nichts«, sagte der Mann von der Spurensicherung. »Mehrere Fingerabdrücke, alles

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