Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die dunkle Seite

Die dunkle Seite

Titel: Die dunkle Seite Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
Vom Netzwerk:
vorauszusetzen, daß sie über entsprechende Kontakte verfügte.
    »Nein.«
    »Das dachte ich mir.«
    Schweigend gingen sie nebeneinander her. In kurzen Abständen kamen ihnen Skater entgegen, die mal elegant, mal ungeschickt zwischen Spaziergängern, Fahrradfahrern und Hunden hindurchkurvten.
    »Marmann war fünf Jahre in der Fremdenlegion«, sagte Bathge. Er zog ein Päckchen Zigaretten hervor und zündete eine an. »Danach verdingte er sich bei ZERO. Eine ganz andere Qualität als die französische Halunkentruppe. Den Begriff Qualität müssen Sie relativieren, es geht hier nicht um Ehre, sondern um Effizienz. ZERO war ein Verbund von Spezialisten mit Sitz in Marokko – Fallschirmjäger, Kampftaucher, Scharfschützen, Leute, die Expeditionen durch die halbe Welt geleitet hatten und wußten, wie man in sengender Hitze und eisiger Kälte überlebt. Techniker, Zeichner, Klimatologen, Sprengstoffexperten und Bombenentschärfer. Sogar Psychologen.
    Ich kann Ihnen nicht genau sagen, was Marmann dort gemacht hat.
    Er war vor allem ein guter Schütze, also denke ich, sie werden ihm die entsprechenden Aufgaben zugewiesen haben. Unser Kontakt zu dieser Zeit war mehr als dürftig. Ein Brief, aus dem ich erfuhr, wo er gelandet war. Seither Funkstille. Wie gesagt, nach neunzig verlor ich vollends seine Spur.«
    »Und er Ihre.«
    Bathge zwinkerte. »Wie kommen Sie darauf?«
    »Sie wollen Marmann finden, bevor er Sie findet. Also tappt er hinsichtlich Ihres Aufenthaltsorts im dunkeln. Sind Sie damals umgezogen, nachdem er Ihnen geschrieben hatte?«
    »Ja.«
    »Und bis dahin lebten Sie in Köln?«
    »Es tut nichts zur Sache, wo ich lebte. Wenn Sie die oberste Heeresleitung von ZERO ausfindig machen, werden Sie einen guten Schritt weiterkommen. Mehr wollte ich Ihnen eigentlich nicht sagen.«
    »Das hätten Sie mir ebensogut gestern sagen können.«
    »Ich dachte, Sie kämen von selber drauf. Aber ich habʹs wohl ein bißchen übertrieben.«
    »Sie denken komische Sachen. Gibtʹs noch was, das ich wissen müßte?«
    »Nein.«
    »Warum gehen Sie nicht selber an ZERO ran?«
    »Aus demselben Grund, warum ich den Kontakt zu Marmanns Eltern meide. Wenn Sie aufkreuzen oder Fragen stellen, ist das bei weitem unverfänglicher. Sie könnten Marmann aus tausend Gründen suchen. Es gibt einen Haufen Leute, die gern wüßten, wo er sich rumtreibt. Sagen Sie den Söldnern einfach, Marmanns Familie habe Sie beauftragt. Daran wird keiner Zweifel hegen.«
    »Frau Marmann machte Andeutungen, die Familie hätte schon früher sehr viel Geld für Detektive ausgegeben«, sagte Vera. »Ohne Erfolg.«
    Bathge lächelte. Zigarettenrauch floß über seine Lippen.
    »Die wußten eben nicht, was ich weiß. Nichts von ZERO. Wahrscheinlich auch nichts von der Legion.«
    »Aber Sie wußten es.«
    »Ja.«
    Vera runzelte die Stirn.
    »Wenn Sie als einziger Marmanns Aufenthaltsort kannten, müssen Sie und er sich ziemlich nahe gestanden haben.«
    »Das würde ich nicht bestreiten.«

    »Hm.« Sie sah nachdenklich hinaus auf den glitzernd dahinflie‐
    ßenden Strom. »Sie suchen Marmann, er sucht Sie. Doch wohl nicht, weil er Sie immer noch so lieb hat.«
    »Ich habe nicht gesagt, daß er mich sucht.«
    »Sie haben gesagt, Sie wollen nicht von ihm gefunden werden.«
    »Das ist was anderes.«
    »Ach so. Tja. Schade.«
    Bathge schwieg. Als er merkte, daß sie ohne Aufforderung nicht weitersprechen würde, sagte er mit einem Seufzen: »Okay. Was ist schade?«
    »Daß Sie einen solchen Affenzirkus um Ihre Person veranstalten.
    Wenn ich mehr über Sie wüßte, könnte ich Marmann schneller aufstöbern.«
    Zwischen Bathges Brauen entstand eine steile Falte.
    »Was hat das mit mir zu tun?«
    »Er scheint sich ja wohl irgendwie für Sie zu interessieren.«, sagte Vera. »Verraten Sie mir, warum, und ich setze dieses Wissen ein, um ihn zu finden.«
    »Ach, die gute alte Falle. Und Sie meinen, er wird kommen?«
    »Vielleicht.«
    »Wer oder was wäre der Köder?«
    »Das weiß ich eben nicht. Ich habe nicht die geringste Ahnung, was zwischen Ihnen und Marmann vorgefallen ist.«
    Er lachte. »Sagen Sieʹs doch geradeheraus. Der Köder wäre ich.«
    »Naja.«
    »Sehr schön gedacht. Aber ich glaube, dieses Wissen würde Ihnen gar nichts nützen, nicht das geringste. Ich will Marmann nicht anlocken, ich will einfach nur in Erfahrung bringen, wo er sich aufhält.
    Halten Sie einem Hund irgendwas unter die Nase, und er läuft los und findet die dazugehörige Person. Der Hund

Weitere Kostenlose Bücher