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Die dunkle Seite

Die dunkle Seite

Titel: Die dunkle Seite Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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Zusammen mit dem Brief.«
    »Und das soll ich glauben?«
    »Ja.«
    »Ich glaubʹs aber nicht. Sie haben mich angelogen.«
    »Wann?«
    »Als Sie sagten, Marmann sei nicht gefährlich.«
    »Ach du lieber Himmel!«
    »Haben Sieʹs gesagt oder nicht?«
    »Nein!« rief Bathge. Plötzlich wirkte er verärgert. »Habe ich nicht.
    Sie wollten wissen, ob der Job gefährlich ist. Ich sagte, nicht wirklich. Ich sagte, nicht für Sie. Der Job, verdammt! Wir haben über den Job geredet.«
    Das stimmte. Sie fragte sich, ob es einen Unterschied machte.
    »Warum haben Sie dann die linke Hälfte von dem Foto abgeschnitten?«
    Bathge schickte einen Blick gen Zimmerdecke.
    »Das liegt doch auf der Hand. Als ich bei Ihnen reinspazierte, war Üsker ein paar Tage tot und die Zeitungen voll davon. Hätten Sie zugestimmt, Marmann für mich zu suchen, wenn Sie Üsker darauf gesehen hätten?«
    »Ich weiß nicht.«
    »Das wissen Sie sehr wohl!«
    Sie dachte nach.
    »Ist Marmann ein Killer?« fragte sie unvermittelt.
    Bathges Antwort ließ auf sich warten.
    »Ja.«

    »Hat er Üsker umgebracht?«
    »Nein.« Er machte eine Pause. »Ich weiß es nicht. Nein. Warum hätte er das tun sollen? Natürlich ist er ein Killer, er war bei der Legion und hinterher bei ZERO, was soll er denn sonst sein?«
    »Was hat Üsker bei der Legion gemacht? Oder bei ZERO?«
    »Keine Ahnung, wirklich nicht. Irgendwas. Das ist doch gar nicht von Belang.«
    »Doch, ist es wohl. Ich frage Sie noch mal: Ist der Job gefährlich?
    Und sagen Sie mir jetzt verdammt noch mal die Wahrheit!«
    »Nicht für Sie.«
    »Für wen dann?«
    »Hören Sie«, erklärte Bathge geduldig. »Ich habe meine Gründe, Marmann aufzuspüren, aber es hat nichts mit Üsker zu tun. Das alles ist ein dummer Zufall.«
    »Klar doch.«
    »Himmel, was hätte ich denn machen sollen? Wäre Üsker noch am Leben, hätte ich das Foto nicht zu zerschneiden brauchen. Aber so dachte ich, es könnte Sie auf falsche Gedanken bringen. Keine Ahnung, ob Marmann irgendwas mit Üskers Tod zu tun hat, aber warum sollte er? Wie viele Fotos gibtʹs von Ihnen? Mit wieviel verschiedenen Leuten sind Sie darauf zu sehen? Warum sollte ausgerechnet Marmann Üskers Mörder sein?«
    »Weil Sie das Bild zerschnitten haben.«
    »Um mich zu schützen! Begreifen Sie das nicht? Ich habe nur das eine Bild von Marmann. Und da wird plötzlich dieser Türke abgemetzelt. Hätten Sie sich nicht gefragt, ob ich vielleicht der Mörder bin ?«
    Vera strich sich nachdenklich übers Kinn. Bathge hatte recht. Auch ihr war die Idee gekommen, mitten in der Nacht.
    »Warum wollen Sie Marmann finden?« fragte sie.
    »Vergessen Sieʹs.«
    Längere Zeit sagte niemand etwas »Ich dachte, ich hätte das vermeiden können«, sagte Bathge. »Na egal. Wollen Sie den Job noch, oder sollen wir das Ganze lassen?«
    Es klang nicht wütend, eher traurig und enttäuscht.
    Vera überlegte.
    »Damit die Spielregeln klar sind. Ich werde Ihren Marmann finden. Aber ich will, daß Sie mir die Wahrheit sagen. Das heißt in Reindeutsch, alles, was ich wissen muß, um mich nicht plötzlich in der Scheiße wiederzufinden. Ist das klar?«
    Er nickte.
    »Völlig klar.«
    »Keine Spielchen.«
    »Okay.«
    »Falls ich zu der Ansicht gelange, daß Sie nicht mit offenen Karten spielen, schmeiße ich alles hin. Begriffen?«
    »Okay.«
    Sie atmete langsam aus. »Na fein. Was wollten Sie noch sagen?«
    Er lächelte.
    »Nicht viel. Oder vielleicht doch. Haben Sie noch das Bild von sich? Das Selbstporträt?«
    Sie zögerte. »Ja.«
    »Haben Sie auch noch andere?«
    Etwas in ihr knotete sich zusammen.
    »Nein. Ja. Warum wollen Sie das wissen?«
    »Das hat nichts mit dem Job zu tun. Ich dachte nur, es ist schade, daß sie wahrscheinlich nie jemand gesehen hat.«
    »Ich habe sie gesehen. Das reicht.«
    »Mhm. Haben Sie sich darauf erkannt?«
    »Spielen Sie jetzt den Psychologen?«
    Bathge schüttelte den Kopf. »Nein. Es ist nur ehrliches Interesse.
    Weiter nichts.« Er stand auf. »Ich rufe morgen wieder an. Konnte ich Sie wenigstens von meiner Aufrichtigkeit überzeugen?«
    Vera nickte langsam. »Ich denke schon.«
    »Okay.«
    »Vergessen Sie Ihr Feuerzeug nicht.«

    »Oh!« Er griff danach und steckte es in die Jackentasche. »Meine neueste Flamme.« Er grinste. »Das war ein Scherz. Bis morgen also.«
    Sie wartete, bis er gegangen war.
    Dann berührte sie eine Stelle auf dem Tisch, und links hinten schob sich ein kleiner Bildschirm im 45‐Grad‐Winkel nach oben und leuchtete grün

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