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Die dunkle Seite

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Titel: Die dunkle Seite Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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umgebracht, was weiß denn ich! Üsker hat alles mögliche aufgehoben. Die Namen dieser Legionäre müßten auf der Liste stehen. Ich glaube, einer hieß Jens Lubold, der zweite ... warten Sie mal...«
    »Schon gut. Sonst noch was Schriftliches?«
    »Korrespondenz mit einer Liga Ferenc Bilac. Klingt interessant. Wird übersetzt.«
    »Die Liga Ferenc Bilac ist ein Haufen weichgekochter Polemiker.
    Sie geben sich gerne radikal. Nicht mal die Fundamentalisten nehmen die ernst.«
    Krantz lehnte sich zurück und rieb sich das Kinn. Er fühlte sich unbehaglich, weil sie bis jetzt so wenig herausbekommen hatten.
    Fünf Tage waren vergangen, seit Üsker gefunden worden war.
    Krantz hatte das Gefühl, als spaziere er jeden Tag in ein großes Maul, das seine Zeit in großen Happen auffraß.
    Sieben Fälle ...
    »Verhören Sie noch mal die Leute aus dem Haus«, sagte Menemenci und legte die Kladde beiseite.

    »Das haben wir doch schon.«
    »Verhören Sie sie nochmal.«
    Krantz zuckte die Achseln. »Sie sind der Boß. Was sollen wir wegen der Presseberichte unternehmen?«
    »Nichts. Eigentlich doch gar nicht so schlecht, wenn die glauben, daß die PKK dahintersteckt. Da können wir in Ruhe unserer Arbeit nachgehen.« Menemenci grinste säuerlich. »Wie wirʹs auf der Akademie gelernt haben.«
    »Ich habe nicht gelernt, wie man Psychotiker fängt.«
    »Das macht nichts«, sagte Menemenci. »Er ist kein Psychotiker.«
    Krantz sah ihn an und beschloß, Menemencis letzte Äußerung zu ignorieren. Er fand sie abgeschmackt und selbstgefällig. Dann fiel ihm ein, daß er irgend etwas von dem Kommissar gewollt hatte, als er reinkam.
    Menemencis Telefon schellte erneut. Krantz dachte noch einen Augenblick darüber nach, gab es auf und ging zurück zu seinem Büro.
    Auf halber Strecke sah er Roth daraus hervorkommen und in entgegengesetzter Richtung davonhasten.
    Krantz stutzte.
    Was hatte Roth in seinem Büro zu suchen?
    »Wollen Sie zu mir?« rief er.
    Roth ging weiter. Er schien ihn nicht gehört zu haben.
    Will wahrscheinlich Kaffee trinken und sich was über Üsker erzählen lassen. Vergiß es, dachte Krantz. Es gibt nichts zu erzählen.
    Wir sind schlechte Polizisten. Wir haben nichts. Wir haben nicht mal alle Namen aus Üskers lausiger Korrespondenz gecheckt.
    Mißmutig trat er an seinen Schreibtisch, um das zu erledigen.

11.00 Uhr. DeTechtei
    »Sie haben also ZERO aufgespürt«, sagte Bathge. Zwischen seinen Händen knisterte es, als er eine Zigarette aus dem Päckchen zog.
    Er war früher gekommen als vereinbart. Seine Miene wirkte einigermaßen zerknirscht. Natürlich mußte er auf der Stelle rauchen.
    Bis jetzt hatte sie ihn keine Minute ohne Zigarette gesehen.
    »Wie sind Sie dahintergekommen?« fragte er.
    »Ich ...«
    Vera biß sich auf die Lippen. Sie war drauf und dran gewesen, ihm zu erzählen, daß sie den Rest des Fotos kannte. Aber das mußte er nicht unbedingt wissen.
    Statt dessen zauberte sie ein Wegwerffeuerzeug hervor, auf dem in blauen Lettern »DeTechtei Gemini« und ihre Büronummer standen, und hielt ihm die Flamme vors Gesicht.
    Bathge beugte sich vor und begann zu paffen.
    »Danke«, sagte er.
    »Behalten Sieʹs.« Sie schob ihm das Feuerzeug hin. »Ich hab noch mehr davon.«
    Er nahm es und las die Aufschrift. »Verstehe. Kleine Geschenke erhalten die Freundschaft, was?«
    »Besser als Fähnchen verteilen.« Sie lehnte sich zurück und legte die Hacken ihrer Pumps auf die einzige Stelle des Datentischs, die einfach nur Tisch war. Sie spiegelten sich in dem schwarzen Lack.
    Sämtliche Monitore waren ausgeschaltet. Im Augenblick sah das Terminal wieder aus wie eine gut gestaltete Arbeitsfläche. »Ich sollte allmählich mal die Fragen stellen, meinen Sie nicht auch?«
    Er seufzte.
    »Na schön. Die Sache ist im Grunde ebenso einfach wie uninteressant. Marmann hat mir damals geschrieben, kurz, nachdem er die Legion verlassen hatte und zu ZERO gewechselt war. Sein letztes Lebenszeichen, bevor der Kontakt ganz abbrach. Durch den Brief habe ich überhaupt erst von Üskers Existenz erfahren. Marmann meinte, er sei ein alter Freund aus Köln ...«
    »Den Sie nicht kannten«, höhnte Vera. »Ich dachte, Sie hätten mit Marmann ins selbe Bett gemacht.«
    »Ich habe Üsker nie persönlich kennengelernt«, erwiderte Bathge.
    »Nur zweimal gesehen. Einmal auf einem Foto, das andere Mal in der Zeitung, nachdem er tot war.«
    »Reden wir von dem Foto, das Sie mir gegeben haben?«
    »Ja. Marmann hat es mir geschickt.

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