Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die dunkle Seite

Die dunkle Seite

Titel: Die dunkle Seite Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
Vom Netzwerk:
konnte.
    Ebenso war er der einzige, der Marmanns Adresse kannte und ihn anrufen konnte, falls es etwas Dringendes gab.
    Jetzt, als Solwegyn durch das dunkle Erdgeschoß des Clubs zur Treppe ging, spürte er das Gewicht der Andeutungen, die diese Detektivin gemacht hatte. Andeutungen über eine mögliche Verbindung zwischen Üskers Tod und Marmann.
    Eine tödliche Verbindung.
    Was für ein Unsinn! Marmann war nicht der Typ, der so etwas fertigbrachte.
    Lubold?
    Der schon eher.
    Solwegyn wußte, daß der ehemalige Bundeswehroffizier im Irak an dubiosen Aktionen beteiligt gewesen war. Marmann hatte schlimme Geschichten erzählt. Es habe am Rande der saudischen Wüste einen unterirdischen Bunker gegeben und darin einen Trakt, der besonderen Verhören vorbehalten war. Offiziell wußte niemand davon. Das Oberkommando widmete sich anderen Problemen, und
    wer informiert war, sah einfach weg. Die Verhöre waren nie durchgeführt worden und reihten sich ein in die unzähligen nie stattgefundenen Vorfälle, die im Pentagon ganze Festplatten füllten.
    Aber Lubold war tot.
    Unkonzentriert fingerte Solwegyn nach dem Schalter im Durchgang und tauchte die Treppe in gedämpftes Licht. Erst übermorgen würde es hier wieder rundgehen. Er trottete die Stufen hinauf und stellte sich vor, wie eine Kakophonie aus Stöhnen, Jauchzen und Schreien den gesamten Keller in grellbuntes Licht tauchen würde.
    Fast konnte er es hören.
    Er konnte es hören.
    Solwegyn blieb auf halber Höhe stehen und lauschte. Jetzt war alles wieder still.
    Da, erneut!
    Es waren Katzen! Jaulende Katzen, die den Garten unsicher machten und nichts weiteres als bumsen wollten.
    Solwegyn lachte und stieg weiter nach oben. Kein Grund, sich verrückt zu machen.
    Oder doch?

    Nach wenigen Schritten hielt er abermals inne.
    Etwas anderes war von draußen an sein Ohr gedrungen. Ein Knacken, als ob jemand kleine Äste zertrat. War Katya zurückgekommen? Aber sie hatte bei ihrer Freundin übernachten wollen, um am folgenden Tag Requisiten für die Schwarze Messe abzuholen. Wozu hätte sie im Garten herumschleichen sollen?
    Solwegyn spürte, wie sich sein Herzschlag beschleunigte. Langsam und möglichst leise stieg er die Treppe wieder herunter und ging auf Zehenspitzen zu der verhängten Glasfront. Die Kugeln in den Händen der schwebenden Skulpturen unter der Zimmerdecke verbreiteten schwaches Licht. Der Baphomet fletschte ihn aus dem Halbdunkel an. Seine Zähne schimmerten. Solwegyn schob den Vorhang eine Handbreit zur Seite und spähte nach draußen.
    Der Garten lag still im Mondlicht.
    Nichts war zu sehen.
    Nachdenklich machte er kehrt und stieg die Treppe nach oben. Er betrat den Wohnraum, ging weiter in ein abgeteiltes Zimmer und warf einen Blick auf die bläulichen Monitore, die den Straßenabschnitt vor der Einfahrt zeigten. Nacheinander drückte er eine Reihe von Knöpfen. Die Kameras begannen sich zu drehen und filmten im dreihundertsechzig‐Grad‐Winkel den Garten ab, bevor sie wieder die Straße erfaßten.
    Nichts. Nicht das geringste.
    Gespenster.
    Du bist doch ganz schön alt geworden, dachte er. Es ist nicht gut, im Alter so allein zu sein. Wenn wenigstens Katya dagewesen wäre.
    Seine Gedanken wanderten wieder zu der Detektivin.
    Was war das für eine seltsame Geschichte mit Üsker und Marmann und dem Auftraggeber der Frau, der nicht genannt sein wollte? Was steckte hinter dieser Suche nach Marmann? Ging es auch um ihn, um Solwegyn?
    Wieder Unsinn. Üsker war einem Verrückten zum Opfer gefallen.
    Was sollte Solwegyn damit zu schaffen haben?

    Und hatte Marmann nicht bestätigt, Lubold sei tot?
    Aber Marmann konnte auch lügen.
    Solwegyn kratzte sich den Bart. Dann trat er zu einem Sekretär und entnahm ihm einen Revolver mit Schulterhalfter, das er überzog. Er lud die Waffe, legte ein paarmal probehalber an und ließ sie in das dafür vorgesehene Futteral gleiten. Jetzt fühlte er sich besser.
    Lange Zeit hatte er keine Waffe mehr getragen. Vielleicht war es klug, wieder damit anzufangen.
    Er dachte an das Geheimnis, das unter den Fußböden im Keller lagerte und von dem nicht einmal Katya wußte. An die Geschäfte, die er heimlich neben dem Club betrieb. Nicht auszuschließen, daß seine Abnehmer irgendwann auf dumme Gedanken kamen. Die Mafia seiner Heimat war ohne Stil und Ehre. Solwegyn hätte lieber mit den Italienern zu tun gehabt, aber die waren zu sehr damit beschäftigt, nicht von der Bildfläche zu verschwinden.
    Die Waffe tat gut.
    Er knöpfte

Weitere Kostenlose Bücher