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Die dunkle Seite

Die dunkle Seite

Titel: Die dunkle Seite Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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vorläufig im unklaren gelassen, was Sie alles von ihm wollen. Aber er ist einverstanden, sich mit uns zu treffen.«
    »Wann?«
    »Heute abend um acht. Ich würde ja sagen an Ihrer Stelle.«

    »Auf jeden Fall! Wo?«
    »In seinem Club.« Sie überlegte. »Da ist noch etwas. Solwegyn will Geld sehen.«
    »Was, so schnell?« Bathge pfiff durch die Zähne. »Der alte Ymir hatʹs aber ausgesprochen eilig.«
    »Er ist halt Geschäftsmann.«
    »Dann soll er sich gedulden. Ich zahle, aber erst, nachdem er mit Marmann gesprochen hat.«
    »Wir könnenʹs versuchen. Seien Sie um neunzehn Uhr dreißig in der DeTechtei.«
    »In Ordnung.«
    Sie schwieg. Das wesentliche war gesagt, die Informationen ausgetauscht.
    »Geht es Ihnen gut?« fragte sie.
    »Oh ja! Abgesehen davon, daß mir der Schweiß in Strömen runterläuft. Es ist verdammt heiß, ich denke darüber nach, mich ein biß‐
    chen durch die klimatisierte Kölner Kultur zu schleichen. Können Sie was empfehlen? Was ist überhaupt dieses komische Schokoladenmuseum?«
    »Kommerz und Karies. Die Exponate des ausgehenden zwanzigsten Jahrhunderts. Gehen Sie lieber ins Kino und kaufen Sie sich die Schokolade im Foyer.«
    »Okay. War übrigens ein schöner Abend.«
    »Oh. Finden Sie?«
    »Sie nicht?«
    Schön? Ein Haufen Kriegserzählungen und ihre verkniffene Schweigsamkeit?
    »Doch«, sagte Vera wahrheitsgemäß. »Aber vielleicht ein bißchen einseitig.«
    »Kommt auf die Betrachtungsweise an. Ihr Hinweis auf Lubold hat mich ordentlich ins Grübeln gebracht.«
    »Und? Wie denken Sie darüber?«
    »Ich weiß nicht. Die ganze Idee erscheint mir ziemlich abwegig, aber sie klebt irgendwie an mir. Wir sollten Solwegyns Meinung einholen.«
    »Ja. Ich denke, das werden wir.«
    »Okay.« Es rauschte einige Sekunden in der Leitung. »Sie machen Ihren Job sehr gut«, fügte er hinzu.
    »Danke.«
    »Vielleicht... möglicherweise sollten wir doch mal nachsehen, was Lubold mit Üsker zu schaffen hatte.«
    Vera grinste.
    »Schon dabei.«

15.01 Uhr. Red Lion
    Es war verrückt.
    Jemand, der dreißigtausend bezahlte, um Marmann zu treffen, mußte verrückt sein. Ebenso wie die Detektivin. Wenn sie ihrem Klienten riet, so viel Geld auszuspucken für einen lausigen Kontakt, hatte sie offenbar nicht alle Tassen im Schrank.
    Dennoch hätte Solwegyn nichts lieber gehabt als dieses Geld. Nur daß ihm über Nacht unheimlich geworden war.
    Er dachte an Üsker.
    Die Detektivin und ihr Auftraggeber suchten den Falschen. Wenn er den Kontakt herstellen sollte, um Marmann den Mord an dem Türken anzuhängen, waren sie eindeutig auf dem Holzweg. Nun, es war ihr Problem. Aber es konnte seines werden, wenn er recht behielt und Lubold hinter allem steckte. Lubold, der eigentlich tot sein sollte. Der in Kuwait gefallen war oder auch nicht.
    Solwegyn stieß einen leisen Fluch aus. Er hätte sich gar nicht erst auf die Anzeige melden sollen. Hübsch im verborgenen bleiben.
    Wen interessierte ein Nachtclub in Porz?
    Verrückt, verrückt, verrückt!
    Es konnte tausend Gründe geben, warum Üsker hatte sterben müssen. Alles konnte purer Zufall sein.
    Aber zu deutlich spürte Solwegyn, daß es kein Zufall war, sondern die Handschrift des Teufels, wie sie Lubold bei ZERO genannt hatten.
    Und der Teufel starb nicht.
    Was, wenn Lubold lebte?
    Was hatte Üsker ihm getan? Was glaubte Lubold, das Üsker ihm getan hatte? Oder irgendein anderer.
    Warum war Marmann am Telefon so verstört gewesen, als Solwe‐
    gyn Lubolds Namen nannte? So voller Angst.
    »Finde raus, was diese Detektivin von mir will«, hatte er gesagt.
    Lubold.

    Er hatte es nie verwunden, daß man ihn unter Aberkennung aller Ehren rausgeworfen hatte, obwohl er froh sein konnte, nicht hinter Gittern zu sitzen. Wie oft hatte Lubold gesagt, jemand müsse dafür bezahlen!
    Und es hatte jemand dafür bezahlt. Viele. Nachdem Lubold es in der Legion zum Ausbilder gebracht hatte, bereitete er den Rekruten die Hölle auf Erden. Das Oberkommando bescheinigte ihm, er führe die Truppe zu der Härte glorreicher Tage zurück. Wer ihm entkam, bescheinigte ihm hingegen das Fehlen jeder menschlichen Regung.
    Aber das stimmte nicht ganz.
    Solwegyn hatte Lubold von seiner anderen Seite kennengelernt.
    Die kultivierte und gebildete Persönlichkeit. Zuvorkommend, mit einnehmendem Äußeren und tadellosen Manieren. Der Einpeitscher der Legion und spätere Favorit Fouks hatte sich um hundertachtzig Grad drehen können. Seine körperliche Leistungsfähigkeit mochte ans

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