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Die dunkle Treppe

Die dunkle Treppe

Titel: Die dunkle Treppe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen Fitzgerald
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nicht da gewesen. Hatte nicht warm und lächelnd zwischen ihnen gelegen und wie jeden Morgen mit ihnen geschmust. War nicht nach Hause gekommen, nachdem sie die ganze Nacht gearbeitet hatte, um Geld für schönes Spielzeug und ihre gemeinsamen Ferien zu verdienen.
    »Wo ist sie?«, hatte Johnny seinen Papa angeschrien, der gerade Kaffee kochte.
    »Mami. Sie ist nicht da.«
    »Ich kann dich nicht verstehen.«
    »Mami ist nicht da!«
    »Schrei nicht«, hatte Greg, zwei Kaffeetassen in der Hand haltend, gesagt. »Bestimmt ist sie auf dem Klo.«
    Greg stellte die vollen Tassen auf den Nachttisch.
    »Ceils!«, hatte er liebevoll gesagt und an die Klotür geklopft.
    »Ceils!«, hatte er liebevoll gesagt und einen Blick ins Arbeitszimmer geworfen.
    »Ceils!«, hatte er liebevoll gesagt und in Kinderzimmer und Wohnzimmer nachgeschaut.
    »Ceils!«, hatte er gesagt und all das noch einmal getan.
    »Celia!«, hatte er auf ihre Mailbox gesprochen.
    »CELIA!« auf der Straße, nachdem er bei ihrer Arbeitsstelle angerufen hatte.
    In Kensington Gardens, nachdem er die Polizei angerufen hatte.
    In der U-Bahn.
    Im Einkaufszentrum Whiteley.
    Bei ihrer Mutter.
    Ihren guten Freunden.
    Ihren nicht ganz so guten Freunden.
    Wieder in Kensington Gardens.
    »CELIA! CELIA! CELIA!«
    ***
    Das Schlimmste war die Ungewissheit. Greg hatte dieses Gefühl schon früher erlebt, wenn auch nur in Miniaturausgabe: als er darauf gewartet hatte, dass Celia Ja zu seinem Heiratsantrag sagte; als er darauf gewartet hatte, dass der Doktor sagte: Nein, der Fötus hat kein Downsyndrom. Aber nicht zu wissen, wo sie war und was sie tat, ob sie überhaupt noch lebte, diese Art von Ungewissheit war die pure, lodernde Hölle.
    Er konnte genau die einzelnen Abschnitte benennen, in denen sein altes Leben stückweise zerfallen war. Erst war da diese seltsame Ruhe gewesen. Wie damals, als der dreijährige Sam im Supermarkt verschwunden war. Als ob sein Herz ein Abkommen mit ihm geschlossen hätte, begann es eine Zeit lang nicht zu rasen: Schlag schnell, und du gibst zu, dass das Schlimmste passiert sein könnte. Sam war eine Minute später mit einem halb aufgegessenen Doughnut aus der Bäckereiabteilung aufgetaucht. Greg hatte gelächelt.
    Einige Stunden, nachdem Celia nicht nach Hause gekommen war, hatte Gregs Herz so normal wie immer geschlagen. Sie hat sich bloß verspätet, sie hat nur kurz einen Zwischenstopp bei der Tankstelle eingelegt. Sie ist bei einer Kollegin, trinkt Kaffee, frühstückt, macht Besorgungen. Kein Grund zur Panik. Kein Grund zur Sorge.
    Aber die Uhr hatte unablässig weitergetickt, seine verschiedenen Anrufe hatten nichts gebracht, und so blieb seinem Herzen keine andere Wahl, als ihm die Wahrheit zu sagen. Sie hatte einen Unfall gehabt. Er konnte hören, wie sein Herz schlug und ihm die Kraft zum Handeln gab, die Kraft, sie zu finden und ihr zu helfen – denn das ging in diesem Stadium noch. Gregs Finger tippten Nummern in Telefonhörer, seine Beine trugen ihn am Kanal entlang und die Ladbroke Grove hinab, die ganze, gut ausgeleuchtete Strecke, die sie jede Woche ging. Er sprach mit fester Stimme zu Krankenhauspersonal und Polizisten, die in ihren Unterlagen nachschauten – nein, keine Unfälle mit Fahrerflucht, keine tot oder verletzt aufgefundenen Personen. Kein Unfall.
    Also war sie allem Anschein nach davongelaufen. Seine Angst ließ ein wenig nach. Vielleicht war sie ja zu dem Schluss gekommen, dass sie ein wenig Luft und Ruhe brauche, ein oder zwei Nächte für sich allein. So etwas war zwar noch nie vorgekommen, aber möglich war es doch, oder?
    »Hatte Ihre Frau jemals eine Affäre?«, fragte die zuständige Frau von der Kripo. Sie war um die vierzig, chinesischer Abstammung, sprach mit starkem Cockney-Akzent und hatte einen Silberblick. Sie hieß Vera Oh, und sie vertraute Greg mehr persönliche Details an, als nötig gewesen wäre: dass sie allein lebe, dass ihr zwanzigjähriger Sohn gleich nach seinem Vater zu Hause ausgezogen sei. Um ihr neues Leben ohne Männer gebührend zu feiern, sagte sie, habe sie mit dem Rauchen aufgehört und mit Töpfern und Französisch angefangen.
    Greg fand die Eigenständigkeit ihres linken Auges beunruhigend: Man wusste nie genau, wohin sie gerade blickte. Sah sie ihn an? Oder etwas hinter ihm? Ihr Blick machte ihn nervös und beklommen. Greg konnte nicht wissen, dass Vera Oh ganz bewusst auf eine Augen-OP verzichtet hatte: Ein Silberblick war für die Polizeiarbeit nützlicher als jede

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