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Die dunkle Treppe

Die dunkle Treppe

Titel: Die dunkle Treppe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen Fitzgerald
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gerötet, traurig, müde. Obwohl einer seiner Schneidezähne fehlte, sah er wie ein leidgeprüfter Erwachsener aus.
    »Natürlich liebt sie euch«, sagte ich.
    »Wenn sie mich liebt, warum hat sie dann so was getan?«
    Er saß im Schneidersitz auf dem Bett, und seine Augen bettelten um eine Antwort.
    »Manchmal geschehen Dinge, die wir nicht kontrollieren können.«
    »Das sagen alle.«
    »Weißt du was? Schreib ihr doch einfach und frag sie. Warum sagst du ihr nicht, dass du sie vermisst?«
    Keine Ahnung, wo ich das herhatte. Aber mir schien, dass er seinen Schmerz tief in sich verschlossen hatte und dringend etwas davon herauslassen musste.
    »Niemand schreibt heute noch Briefe, und wo soll ich den auch hinschicken?«
    »Glaubst du an den Weihnachtsmann?«
    »Ich bin doch nicht blöd.«
    »Ich weiß, aber glaubst du an den Weihnachtsmann?«
    Er schwieg einen Moment.
    »Ja.«
    »Schreibst du ihm?«
    »Ich schicke ihm E-Mails.«
    »Und ich wette, dass deine Mama eine E-Mail-Adresse hat.«
    Ich sah Greg an, der immer noch in der Tür stand. Er lächelte und schaltete den Computer in der Ecke an.
    »Die Adresse ist [email protected]«, sagte er.
    ***
    Während Sam auf die Computertastatur einhackte, trank ich in der Küche eine Tasse Tee mit Greg. Er erzählte mir von der Suche, die von Anfang bis Ende inkompetent durchgeführt worden sei. Tagelang hätten sie keine Hunde eingesetzt, die Medien nicht eingespannt und Flug- und Fährhäfen nicht überprüft. Nicht einmal die nähere Umgebung hätten sie richtig durchkämmt.
    »Die meiste Zeit haben sie damit verbracht, mich davon zu überzeugen, dass sie sich umgebracht hat oder mit einem anderen Mann durchgebrannt ist.«
    »Und das kommt nicht infrage?«, fragte ich.
    »Ich habe sie vergöttert. Sie hat mich vergöttert. Wir waren glücklicher, als das Gesetz erlaubt.«
    ***
    Als wir unseren Tee ausgetrunken hatten, gingen wir ins Schlafzimmer und schauten nach Sam. Er lag schlafend im Bett. Greg sah, dass er seiner Mutter eine E-Mail geschickt hatte. Er öffnete sie, und wir lasen gemeinsam:
    To: [email protected]
    Subject: No subject
    Liebe Mami,
    Warum hast du uns verlassen? Du bist eine verdammt böse Hexe. Ich hasse dich, und das ist alles deine Schuld.
    Ich vermisse dich,
    Sam
    ***
    Als ich in das besetzte Haus zurückging, wurde mir klar, dass ihr Haus im Nebel lag, weil sie nicht wussten, was geschehen war – ein viel schlimmeres Nichtwissen als meines, denn im Gegensatz zu mir blieb ihnen keine andere Wahl. In diesem Moment beschloss ich, gleich am nächsten Morgen das Krankenhaus anzurufen.

26
    Sterben war in Ordnung. Es gab einem ein Gefühl der Wärme. So wie die Stimme, die sagte: Es ist ein Junge, es ist ein Junge. So wie der Geruch von Gregs Kaffee, der in der Espressomaschine dampfte. So wie die Stimme von Johnny, der seine Katze rief.
    Die Stimme von Sam, der die Katze rief.
    Und Gregs Stimme: »Bobby! Bobby!«
    Wenn das der Tod war, dann war er in Ordnung. Kein Grund, sich den Kopf an der Wand zu zerschlagen. Es ging alles ganz einfach, ganz sanft. Sie fühlte, dass sie gleich einschlafen und nie wieder aufwachen würde. Langsam schloss sie die Augen.
    Ob der Tod ihr einen Blick auf die Doctor Who -Schlappen ihres jüngsten Sohnes gewähren konnte?
    Oder waren die real? Waren die Stimmen real? Direkt da draußen, im Garten?
    Sie war zu schwach, um sich schnell bewegen oder eine größere Strecke zurücklegen zu können. Das einzige Hilfsmittel in ihrer Nähe war der Katzenkopf, und den hob sie mit ihren gefesselten Händen auf. Sie schwang die Hände wie eine Kugelstoßerin und schleuderte den klebrigen Kopf in Richtung des Lüftungsschachts. Wenn der Katzenkopf tatsächlich durch die Öffnung flöge, dann würde sie das zu Tode erschrecken. Aber sie würden darüber hinwegkommen. Über den Verlust ihrer Mami würden sie niemals hinwegkommen.
    Sie verfehlte die Öffnung. Der Katzenkopf prallte gegen die Wand, platschte zu Boden und rollte außer Reichweite. Sie wippte mit dem Stuhl und schrie durch den Knebel, aber die Schlappen von Johnny waren verschwunden und die Rufe nach Bobby verklungen.
    Wahrscheinlich hatte es sie nie gegeben. Wahrscheinlich hatte sie sich das alles nur eingebildet. Wahrscheinlich schloss sie jetzt am besten die Augen.
    ***
    Celia hätte The Best of Sex nicht als Wunschmusik für ihren Tod gewählt. Das »Ja« und das »Oh« und das »Jajaja«. Das war nicht richtig, ganz und gar nicht, und obendrein dauerte es

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