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Die dunkle Treppe

Die dunkle Treppe

Titel: Die dunkle Treppe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen Fitzgerald
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war. Oder als Jeanie, die Surfertusse mit den strahlend weißen Zähnen, die sich für einen frühen Tod entschieden hatte. Es war gar nicht nötig gewesen, die beiden umzubringen. Sie hatten nach einer Weile einfach zu atmen aufgehört. Gott sei Dank.
    Der Lärm kam tatsächlich aus dem Kofferraum.
    »Denk nach!«, befahl er sich selbst. »Was ist denn bloß los mit dir? Triff endlich eine Entscheidung! Alles, was du brauchst, ist ein Ort zum Aufräumen und Saubermachen.«
    Er drehte den Schlüssel im Zündschloss, aber danach konnte er sich partout nicht mehr an den nächsten Schritt erinnern. Wie startete man ein Auto? Er trat auf die Bremse statt auf die Kupplung, er legte den Rückwärtsgang statt des ersten Gangs ein, er hielt den Schlüssel so lange gedreht, bis der Motor absoff. Verlor er jetzt den Verstand? War vermutlich der Stress.
    Und das? War das sein Handy, das gerade klingelte?

40
    Alle Erwachsenen im Zimmer waren aufgestanden, als Greg den Telefonhörer schweigend in der Hand hielt. Auch die Kinder hatten sich erhoben und klammerten sich an der Kleidung des jeweils nächsten Erwachsenen fest.
    »Sie ist aufgewacht!«, schrie Greg.
    Es gab Schreie, Umarmungen und freudiges Herumhüpfen, von plötzlicher Erleichterung kündende Augen und Münder, endlich entknotete Muskeln. Aus Tränen der Trauer wurden Tränen des Glücks.
    Schlüssel und Spielzeug wurden eingesammelt, Autos gestartet, und ein oder zwei aus Celias Familie lachten zum ersten Mal seit fünf Wochen.
    Die Fahrt dauerte nur fünf Minuten, aber diese Minuten wirkten wie Stunden. Die Jungs anzuschnallen, den Zündschlüssel zu drehen, darauf zu warten, dass ein roter Fiat an der Queensway endlich nach rechts abbog, an drei Ampeln stehen zu bleiben – all das schien eine Ewigkeit in Anspruch zu nehmen.
    Gregs Auto traf als Erstes ein. Er raste in die Tiefgarage und überfuhr holpernd einen Wagenheber, den jemand mitten auf dem Zementboden liegen gelassen hatte. Greg schlingerte in eine Parklücke, öffnete seinen Gurt, öffnete die Hintertür, öffnete die Gurte der Jungs, knallte die Türen zu und rannte los.
    ***
    Wer war der Erste? Wer war der Schnellste? Die beiden Jungs, die mit ihren Zeichnungen und Doctor Who -Sammelkarten zielstrebig die Treppe in den zweiten Stock erklommen? Greg, der lachend hinter ihnen herlief? Die Eltern und Brüder und Schwägerinnen, die viel zu oft den Aufzugsknopf drückten? Schwer zu sagen, denn sie alle erinnerten sich nachher daran, dieselben Dinge zu exakt derselben Zeit gesehen zu haben: einen Arzt, dessen träge Reaktion auf die Nachricht von Celias Erwachen ihm vielleicht das Leben gerettet hatte, eine verwirrte Krankenschwester in der Tür zu Zimmer eins …
    … und ein leeres Bett.

41
    Mich fröstelte, nachdem ich dem Krankenhaus meine Telefonnummer gegeben hatte. Es war eiskalt hier drinnen, und das Knarren eines sinkenden Schiffs, das ich in den unteren Räumen gehört hatte, schien lauter zu werden. Beim Ausatmen bildeten sich Atemwolken vor meinem Mund. Ich öffnete die Doppeltür und nahm eines der beiden Handtücher, die ich zuvor benutzt hatte. Darin wickelte ich mich ein, und dann ging ich die Treppe hinab zu den Saunen. Ich musste mich unbedingt aufwärmen. Aber je näher ich dem Saunabereich kam, desto lauter wurde das Knarren, und ich fand allmählich, dass ich mich wie eine dieser Idiotinnen verhielt, die in Filmen immer zielstrebig auf ein Furcht einflößendes Geräusch zugehen, anstatt so schnell wie möglich abzuhauen.
    Das Geräusch drang aus dem Reinigungsschrank im Untergeschoss. Ich musste mehrere Schlüssel aus dem Metallschrank ausprobieren, ehe ich endlich den richtigen fand. Leise drückte ich die Tür auf und betrat auf Zehenspitzen den engen, dunklen Wandschrank. Ich ging an den Schmeissing -Besen und den Kanistern mit Reinigungsmittel und Rattengift vorbei und blieb vor einem ohrenbetäubend lärmenden Boiler mit der Aufschrift »Duschen« stehen. Sobald ich den »Aus«-Knopf gefunden hatte, hörte das Knarren schlagartig auf. Na endlich, Gott sei Dank. Erleichtert atmete ich aus.
    Als ich mich umdrehte, stand Hamish vor mir.
    Ich schrie zweimal laut auf: erst ein schriller Sofortige-Reaktions-Schrei, dann ein Ich-kann-noch-nicht-Aufhören-Schrei.
    Nachdem Hamish mich beruhigt hatte, lachte er und sagte, er würde mich die Rechnung für die Reinigung zahlen lassen. Was für eine Erleichterung es war, Hamish zu sehen! Er sagte und tat immer genau das Richtige.
    »Lass

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