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Die dunkle Treppe

Die dunkle Treppe

Titel: Die dunkle Treppe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen Fitzgerald
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aus dem Staub machen. Wie damals, als er wegen dieser Tennisspielerin in Toronto ein Jahr gesessen hatte. Hatte ihm gefallen, das Mädel, und er hatte sie oft beobachtet. Der zerschlissene Vorhang seiner Studentenbude war die Maske gewesen, hinter der er sich versteckt hatte, aber eines Nachts war er ihr nach Hause gefolgt, und dafür hatte er das Jahr im Knast kassiert. Trotzdem hatte es sich gut angefühlt. Selbst wenn er jetzt daran dachte, brachte ihn die Erinnerung ein bisschen in Wallung.
    Aber für Nostalgie war jetzt keine Zeit, denn es drangen schon wieder Klopfgeräusche aus dem Kofferraum. Er musste die Leiche loswerden, und dann musste er so schnell wie möglich und so weit wie möglich wegfahren.
    Er stellte das Auto in einer Gasse ab und fand ein Fenster, durch das er einsteigen konnte. Er sprang in den Kellerraum und lauschte. Dann folgte er dem seltsamen Knarren, und als das Geräusch aufhörte, tauchte sie plötzlich vor ihm auf und erschreckte ihn mit ihrem Gekreisch zu Tode.
    Den anschließenden Gefühlsausbruch hatte er nicht erwartet, aber er mochte es, wenn seine Freundinnen Kampfgeist hatten, und den hatte sie jetzt unverkennbar.
    Warum nicht?, dachte er, als er durch das Fenster nach draußen kletterte und das Auto leerte. Ich kann mir ruhig ein bisschen Spaß gönnen, ehe ich abhaue. Es ist tiefste Nacht, und das Gebäude wird noch für Stunden menschenleer sein. Sie bettelt ja geradezu darum, mit ihrem Netzballröckchen. Wenn sie sich nach vorne beugt, kann man ganz deutlich ihre Fotze sehen.

43
    Es dauerte eine Weile, bis Pete die Polizei davon überzeugen konnte, dass seine Vorgeschichte als Autoknacker und Rebell ihn nicht automatisch zum Serienmörder machte. Wenn er nicht noch ein paar andere Argumente parat gehabt hätte, wäre er vielleicht niemals freigekommen.
    Das erste dieser Argumente bezog sich auf etwas, das Francesco ihm eines Abend in dem besetzten Haus erzählt hatte. Alle anderen hatten entweder verkatert vor dem Fernseher gesessen oder waren unterwegs gewesen. Bronny und Hamish machten »die große London-Tour«, was gerade mal drei Stunden dauerte.
    »Ich musste eben unsere Zimmerauslastung überprüfen«, hatte Francesco in der Küche zu Pete gesagt. »Also habe ich die Tür zum Internetcafé aufgeschlossen und einen der Computer benutzt. Hamish hatte seinen Rechner nicht abgeschaltet; er konnte ja nicht annehmen, dass während seiner Abwesenheit jemand reinkommen würde. Außerdem bin ich der einzige Mensch außer ihm, der noch einen Schlüssel hat. Na ja, jedenfalls habe ich die Zimmerpreise angepasst, und dann habe ich in einem Anfall von Neugier das getan, was jeder normale Mensch tun würde … Ich vermute, es ist nichts Ungewöhnliches, wenn man ein paar Tage lang nichts als Pornoseiten aufruft, aber als ich die Bilder angeklickt habe, die er gespeichert hat, sah ich, dass das keine normalen Sachen sind. Ziemlich gewalttätig, und sehr speziell. Muss eine Weile gedauert haben, bis er die alle beisammenhatte.«
    Francesco beschrieb einige Bilder aus dem Ordner: »Eine Joggerin, die auf einer Rennbahn vergewaltigt wird, eine unglücklich aussehende Schwimmerin mit Schutzbrille auf den Augen und zwei Penissen im Mund …«
    Francesco und Pete waren sich einig gewesen, dass etwas an Hamishs Ausstrahlung ausgesprochen verstörend war – was genau, war schwer zu sagen. Er war irgendwie aalglatt. Während sie sich noch über ihn unterhielten, war er mit Bronny in die Küche geschlüpft und dann wieder hinaus, um fernzusehen.
    Doch obwohl Francesco diese Aussage bestätigt hatte, reichte sie noch nicht aus, um die Polizei von Petes Unschuld zu überzeugen. Pete, der es satthatte, dass man ihm eine Ledermaske unter die Nase hielt, als ob diese bereits ein umfassendes Geständnis sei, hatte gefragt, ob man seine DNA schon mit den Proben von der Maske abgeglichen habe. Sie arbeiteten dran, und das Gleiche galt für die DNA aus seinem Mund, die mit den Abstrichen vom Tatort abgeglichen werden sollte. Aber bis die Ergebnisse da seien, könne noch einige Zeit vergehen. Einstweilen, so stimmten sie zu, könne Pete die Ledermaske anprobieren, vorausgesetzt, er zöge zuvor Handschuhe an und stülpe sich eine Plastikhülle über den Kopf.
    »Wenn der Handschuh nicht passt, müsst ihr mich freilassen«, scherzte Pete.
    Natürlich passte die Maske nicht. Pete hatte einen großen Kopf, seine Mutter hatte ihn oft genug daran erinnert, meistens nach dem zweiten Glas.
    Na gut, hatten

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