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Die dunklen Engel (German Edition)

Die dunklen Engel (German Edition)

Titel: Die dunklen Engel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susannah Kells
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Graf von Lazen seinen umfangreichen, unveröffentlichten Angriff auf das kopernikanische Weltbild verfasst hatte.
    Sie erreichte den Fuß der Stufen. Die gedrehten Säulen wanden sich zu der weißen Kuppel hinauf. Eine Mauer, so niedrig, dass man darauf sitzen konnte, säumte den Boden des Tempels. Sie schaute auf. Sollte sie seinen Namen rufen? Sollte sie zum Schloss zurückgehen?
    Die Tanzmusik war jetzt so leise wie Feenmusik. Ihre Mutter hatte ihr immer gesagt, sie solle im nächtlichen Wald hinter dem Schloss auf die Musik der Feen lauschen.
    «Hallo?» Ihre Stimme klang leise und schüchtern.
    Stille, nur das Rauschen der Bäume im Wind.
    Plötzlich hatte sie Angst. Sie war allein in der Dunkelheit, um sich mit einem Mann zu treffen, den sie nicht kannte, einem Bediensteten. Besser wäre es, zum Schloss zurückzukehren und diese Dummheit sein zu lassen.
    «Hallo?»
    Zwei Fledermäuse huschten zwischen den Säulen des Tempels hindurch, wendeten und schossen wieder in die Dunkelheit.
    Sie blickte sich um. Im Park bewegte sich ein Schatten, ein schneller, dunkler Schatten vor dem schwarzen Two Gallows Hill. Auf dem Rasen hörte sie die Hufe, das Klimpern der Kinnketten. Da wusste sie, dass er gekommen war, und sie verspürte Angst, Angst, unter die sich freudige Erregung mischte. Reglos stand sie da, als der Schatten zu einem schwarzen Pferd wurde, das einen Reiter mit schwarzem Umhang auf dem Rücken trug.
    Fünf Meter vor ihr blieb der Zigeuner stehen. Der schwarze Umhang hing über das Hinterteil des Pferdes. Gitan stützte sich auf den Sattelknopf. Das Mondlicht ließ die hellen Augen in seinem dunklen Gesicht leuchten. «Mylady.»
    Sie schwieg.
    Er wandte den Kopf um und stieß einen kurzen Pfiff aus. Sie hörte ein Schnauben, hörte weiteres Hufgetrappel, und dann kam auf sein Kommando gehorsam ein Pferd von wunderbarer Schönheit herbeigetrabt.
    Im Mondlicht vermutete sie, dass es kastanienbraun war. Es war kein großes Pferd, doch es hatte lange Vorderbeine, tiefe Schultern und gerade Hinterbeine und zeigte im Trab hohe Aktion, die Geschwindigkeit und Ausdauer versprach. Der Zigeuner streckte dem Pferd lächelnd die Hand entgegen, und es drückte die Schnauze in seine Handfläche. «Son nom est Hirondelle» , sagte er, «Schwalbe.»
    Campion ging zu der Stute und streichelte ihre Schnauze.
    Der Zigeuner lächelte. «Das Geschenk Ihres Bruders. Er hat mich angewiesen, das beste Pferd zu kaufen, das ich finden könnte. Ich bin in Kent auf sie gestoßen. Eine Schönheit.»
    Campion lächelte. Mit der Hand strich sie den starken Hals hinunter. «Sie ist wunderschön.» Die Stute zitterte unter ihrer Berührung. «Warum ein französischer Name für ein englisches Pferd?»
    «Ich habe sie so genannt.»
    «Ein guter Name.»
    «Sie ist fünf Jahre alt, well enough nagged . Nächstes Jahr können Sie sie zur Jagd reiten.»
    Campion hielt inne, eine Hand auf dem Rücken des Pferdes. Über Hirondelle hinweg sah sie zu dem Mann im schwarzen Umhang hinüber. «Was haben Sie gesagt?»
    «Well enough nagged?»
    Das war eine Redensart, die bedeutete, dass das Pferd gut ausgebildet war. Es war nicht die Wendung, die sie überraschte, sondern die Tatsache, dass der Zigeuner englisch gesprochen hatte. Und das ohne jede Spur eines französischen Akzents. «Sie sind Engländer», sagte sie vorwurfsvoll.
    Er lachte, schwang sich von seinem schwarzen Pferd und stieg, eine Satteltasche in der Hand, die Stufen zum Tempel hinauf. Seine Stimme war heiter. «Mandi Angitrako Rom, rawnie.» Er setzte sich auf die Mauer rechts vom Eingang, ein Bein vor sich angewinkelt, den Rücken an eine Säule gelehnt.
    Dies war der Augenblick, in dem sie ihm dafür danken sollte, dass er ihr das Geschenk gebracht hatte, und ihn anweisen sollte, Hirondelle in den Stall zu bringen. Dann sollte sie zurück zum Schloss gehen. Sie wusste es und auch, dass er mit Absicht ihre Neugier geweckt hatte, damit sie blieb. Sie schaute ihn unter ihrer Kapuze hervor an. «Was haben Sie gesagt?»
    «Mandi Angitrako Rom, rawnie.» Er lächelte. «Das bedeutet: ‹Ich bin ein englischer Rom, Mylady›.»
    «Rom?»
    «Man nennt uns meist Zigeuner. Mein Stamm sind die Roma und unsere Sprache das Romani, und ich entstamme dem Teil, der in England lebt. Meine Mutter war jedoch eine französische Rom.» Er hatte eine Flasche Wein und zwei Gläser aus seiner Satteltasche geholt. Die Gläser kannte sie, sie stammten aus dem Schloss. Er schenkte Wein ein und stellte ein Glas

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