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Die dunklen Engel (German Edition)

Die dunklen Engel (German Edition)

Titel: Die dunklen Engel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susannah Kells
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hab ich gesagt, sie sollen mich absetzen. Der Rand der Welt, hab ich ihnen gesagt, und ich war noch nie so glücklich wie an dem Tag, als ich zurückgegangen bin. Jetzt komm mit oder bleib da, Mädchen.»
    Die alte Frau ging zur Hintertür hinaus. Die Haustür öffnete sich auf die Mill Street, doch die Hintertür führte direkt zu den Buchen, die die Straße nach Shaftesbury säumten. Eine Ziege, die an einen Baum gebunden war, stürmte auf sie los. Mistress Sarah schlug sie, als sie am Ende ihres Seils zog, dann trippelte sie davon und steckte den Kopf wieder in die Komposthaufen zwischen den Bäumen.
    Campion folgte Mistress Sarah. Die Nachbarn, die Campion sahen, machten einen Diener.
    Mistress Sarah fuhr mit den Händen durch das vertrocknete Laub. «Meine Mutter hat mir das beigebracht, und davor ihre Mutter ihr, aber für Londoner ist’s nicht gut genug. O nein. Sie wissen’s besser. Ich bezweifle nicht, dass dein Vater dem Londoner Arzt ein Vermögen dafür bezahlt hat, dass er seine Frau und sein Kind ins Grab bringt! Was zu lernen, ist ’ne große Sache, Mädchen, da kann man nämlich mit nichts ein Vermögen machen. Aber jetzt weiß dein Vater es besser. Da.» Sie hatte einige der ziegelroten Pilze genommen, die auf dem toten Laub wuchsen. «Komm, Mädchen. Und wenn ich es nicht mehr erlebe, dass du dein erstes kriegst, dann nimm meine jüngste Tochter.» Mistress Sarah schlug wieder nach der heranstürmenden Ziege. «Sie weiß, was zu tun ist.»
    «Das werde ich, Sarah.»
    Die alte Frau schnitt den roten Pilz in Stücke. «Sag Caleb, dass das hier die Schmerzen lindert. Lässt ihn auch träumen.»
    «Was ist das?»
    «Geht dich nichts an», wiederholte sie mit einem Stirnrunzeln. «Deine Angelegenheiten sind deine Angelegenheiten, Mädchen, aber das hier sind meine. Falls je der Tag kommen sollte, da all die Angelegenheiten von Lazen im Schloss geregelt werden, dann wird das der Tag sein, an dem das Schloss untergeht.» Sie mischte die roten und weißen Stücke, schüttete sie sorgsam in einen weißen Leinenbeutel und zog das Band fest. «Da. Das ist für deinen Vater, mit meinen besten Grüßen. Er ist ein guter Mann.»
    Campion nahm den Beutel. Sie zögerte, denn sie wusste, welche Antwort sie bekommen würde, fand jedoch, dass sie die Frage in aller Höflichkeit stellen musste. «Was schulde ich Ihnen?»
    «Ab mit dir! Das solltest du besser wissen, Mädchen! Geh!»
    Sie stieg in die Kutsche, und der Kutscher nahm die Leinen. Sie lächelte Mistress Sarah an. Es hatte eine Zeit gegeben, das wusste Campion wohl, da wäre eine Frau wie Sarah Tyler als Hexe verbrannt worden, doch Lazen hatte seine Gründe dafür, eine Frau wie Mistress Sarah unter seine Fittiche zu nehmen. Das Schloss stellte das kleine Cottage zur Verfügung, und als Miete lieferte Mistress Sarah die alte Medizin. Campion betrachtete den weißen Leinenbeutel und betete um ein Wunder.

    Sie gab den Beutel Caleb Wright, der ihn in seine Tasche schob. Als sie ihn fragte, was es sei, runzelte er die Stirn. «Was glauben Sie, Mylady, warum er geschlafen hat?»
    «Dr.   Fenners Laudanum?»
    «Fenner! Der kann doch keine müde Katze zum Träumen bringen! Nein, in den letzten zwei Wochen habe ich ihm Mistress Sarahs Arznei gegeben. Und jetzt gehen Sie rein. Ihr Vater möchte Sie sehen.»
    Der Graf sagte nichts, als sie eintrat, er streckte nur die Hand nach ihr aus.
    Sie nahm seine Hand und setzte sich aufs Bett.
    Er sah schlimmer aus denn je. Seine Haut war weiß, die Falten tief, die Mundwinkel heruntergezogen. Auf seiner Stirn stand Schweiß, den sie ihm mit der Hand abwischte. Das Zimmer stank.
    Vater und Tochter schwiegen. Unten, auf dem gekiesten Vorhof, waren die lauten Stimmen der Offiziersfreunde von Lord Culloden zu hören, die riefen und lachten.
    Er zuckte zusammen. «Sieh zu, dass du sie loswirst.»
    «Mache ich.»
    «Sag ihnen, sie sollen zur Hölle fahren.»
    «Vater!», sagte sie besänftigend und strich ihm sanft über die Stirn. Er beruhigte sich. Sein Mund verzog sich zu einem kurzen Lächeln.
    «Fenner ist ein Narr.»
    «Er hat versucht zu helfen.»
    «Ärzte können nicht helfen. Sie lügen nur und nehmen ihr Geld.»
    Sie streichelte seinen Kopf. «Was hat er gesagt?»
    Quälend langsam drehte er den Kopf auf dem Kissen. «Er hat gesagt, ich würde sterben.»
    Sie lächelte, obwohl ihre Augen brannten. «Du hast gesagt, Ärzte lügen.»
    «Diesmal nicht. Nein, diesmal nicht. Ich habe ihm gesagt, er kriegt kein Geld, wenn

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