Die dunklen Engel (German Edition)
Name. Ich wollte dich Agatha taufen, aber Campion ist verdammte Familientradition. Ich nehme an, du wirst eine deiner Töchter Campion nennen müssen, das arme kleine Ding.»
Sie lachte, wie es von ihr erwartet wurde. Das Weinen hatte sie erschöpft.
Sie hatte den Tag mit ihrem Vater verbracht, hatte über seinen unregelmäßigen Schlaf gewacht, sich mit ihm unterhalten und manchmal gelacht. Eine Prozession von Besuchern war durch den Raum gezogen, einige willkommen, andere nicht, aber alle neugierig. Als jetzt unter einer großen schwarzen Wolkenbank im Westen die Abenddämmerung hereinbrach, war sie wieder allein mit ihm. Er hatte dem Arzt, dem Priester und sogar Caleb gesagt, sie sollten alle miteinander verschwinden.
Er wandte den Kopf. «Fenner sagt, das kann noch Tage so gehen. Gott steh mir bei.» Mehr Klagen waren ihm noch nie über die Lippen gekommen. Er betrachtete die vier goldenen Siegel auf ihrer Brust. «Wusstest du, dass mein Vater die erste Gräfin noch kannte? Er war sechs, als sie starb.»
«Ich weiß.»
«Es heißt, sie hatte eine Zunge wie eine Peitsche.» Er lächelte. «Sie war eine große, eine ganz große Dame. Das musst du jetzt sein, meine Liebe.»
Das brachte sie erneut zum Weinen.
Seufzend tätschelte er ihre Hand. Er schloss stöhnend die Augen, und sie wartete, bis der Krampf vorüberging. Er wirkte erschöpft und drehte den Kopf in ihre Richtung. «Du bist nicht glücklich über die Hochzeit mit Culloden, oder?»
«Nein.»
Er verzog das Gesicht, doch ob aus Schmerz oder über ihre Antwort, vermochte sie nicht zu sagen. Er seufzte wieder. «Erinnerst du dich an die Erle in Werlatton?»
«Ja.» In Wirklichkeit hatte der Baum aus zwei Bäumen bestanden, die als Schösslinge dicht nebeneinandergestanden hatten. Bei einem Frühlingsgewitter hatte der Wind sie so gepeitscht, dass sie sich umeinanderwanden. Campion sah sie erst viel später, bevor das Feuer, in dem ihr älterer Bruder umgekommen war, den Baum verbrannt hatte. Es begann als zwei Baumstämme, die sich gut einen Meter über dem Boden zu einer verdrehten, klumpigen Masse vereinten, bevor über dem verknoteten Holz dann ein einzelner Baumstamm glatt und gerade emporwuchs.
Ihr Vater lächelte. «So musst du die Ehe betrachten. Man fängt getrennt an, dann gibt es eine Zeit des Zusammenfindens, die schwierig sein muss, und dann kommt es in Ordnung. Es braucht nur seine Zeit. Zwei Menschen wachsen nicht ohne Probleme zusammen.»
«Ich weiß.»
Er versuchte zu lächeln. «Ich hoffe es. Du brauchst einen Ehemann.»
«Wirklich?» Sie bemühte sich um einen leichten Tonfall.
Er nickte. «Falls Toby stirbt, meine Liebe, dann brauchst du hier einen Mann, um Julius in Schach zu halten.»
«Toby wird nicht sterben.»
«Er sitzt auf einem hohen Ross, meine Liebe. Ich mache ihm keine Vorwürfe. Junge Männer müssen das tun.» Er griff nach ihrer Hand. «Heirate bald, heirate im Stillen, falls ich vorher sterbe, aber heirate.»
Sie nickte.
Er lächelte. «Zünde ein paar Kerzen an dem Porträt an.»
Links und rechts des Gemäldes ihrer Mutter standen silberne Kerzenhalter, und Campion steckte Kerzen hinein, nahm einen Wachsstock und entzündete die acht Dochte.
Er betrachtete seine tote Madeleine. «Sie war eine Augenweide. Du bist wie sie.»
«Gleich fange ich wieder an zu weinen.»
«Weißt du noch, wie deine Mutter dir in Auxigny das Menuetttanzen beigebracht hat?»
Sie nickte. Damals war sie ein kleines Mädchen gewesen, und ihre Mutter hatte ihr auf dem Rasen am Wassergraben, gegenüber dem verzauberten Schrein des duc fou , eines Nachts unter einem gewaltigen Sternenhimmel die komplizierten Schritte des Menuetts beigebracht. Und dann war sie freudestrahlend in einen Bauerntanz übergegangen, ausgelassen und frei, hatte laut die Melodie dazu gesungen und ihre kleine, lachende, herumtollende Tochter im Mondlicht an Händen und Taille gehalten.
Ihr Vater lächelte. «Ihr zwei wart schöner als die Sterne.»
Sie sah ihn an. «Ich liebe dich.»
«Ich weiß, du Dummchen.»
Sie weinte.
Er wartete, bis sie sich beruhigt hatte. «Sag Caleb, er soll mir Sarahs Mischung bringen.»
«Jetzt?»
«Jetzt.»
Wieder zuckte er zusammen, und sie dachte an das glühend heiße Schüreisen, mit dem der Schmerz in ihn hineinstieß. Sie ging zur Tür. Im Vorzimmer blickten ein Dutzend Gesichter sie an. «Caleb?»
Der Graf sagte Pfarrer, Arzt und Dienstboten gute Nacht.
Campion bat er zu bleiben.
Er lächelte sie an. «Setz den
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