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Die dunklen Engel (German Edition)

Die dunklen Engel (German Edition)

Titel: Die dunklen Engel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susannah Kells
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«Hier steht nur, dass sie in Deutschland anfing, von den deutschen Fürsten nach Süden getrieben wurde und in Frankreich eine neue Heimat fand. Das verwundert kaum, nehme ich an. Da kann doch heutzutage jeder Irre eine neue Heimat finden. Thomas Paine, in der Tat!» Er kicherte über diesen neuen Scherz und wandte sich wieder dem Tractatus zu. «Ah! Ferreau schreibt, dass sie in Italien sehr mächtig sind.»
    «Italien?»
    «In der Tat, ja. Ah! Da wären wir! Nichts Geringeres als eine Absichtserklärung.» Er lachte bei sich, zog sich den Schal enger um den Hals und runzelte die Stirn, als er für sie übersetzte. «Die Welt von der Tyrannei der Priester und Könige erlösen! Tz, tz, tz. Ist es denn die Möglichkeit! Merkwürdige Leute!»
    Eine Stimme erschreckte sie beide, eine Stimme von barschem Missklang und lauter Dreistigkeit, die sich grob, jäh und geheimnisvoll erhob. «Merkwürdig, in der Tat!»
    Campion beugte sich nach vorne und sah an der Bibliothekstür einen Mann von unvorstellbarer Hässlichkeit stehen. Ein alter Mann mit einem boshaften, ledrigen Gesicht unter einer alten, verfilzten Perücke und mit einem kleinen Kopf, der auf einem unnatürlich langen Hals im Raum herumzuspähen schien. Ein Mann, dessen Mund lippenlos und dessen Augen lidlos schienen, ein Mann von reptilienhaft bedrohlicher Aura. Er trug einen weiten Umhang. Energisch schob er den hilflosen, protestierenden Diener beiseite und betrat die Bibliothek. «Cagliostro. Mesmer. Laclos. Anarchasis Cloots, Restif de la Bretonne, und lassen Sie uns nicht den Marquis Donatien Alphonse François de Sade vergessen, jetzt Präsident einer Pariser Sektion. Äußerst merkwürdig!» Er blieb stehen und starrte sie an. «Ich nehme an, Sie sind Lady Campion Lazender?»
    Sie stand auf und sagte mit eisiger Stimme: «Das bin ich. Und Sie, Sir?»
    «Paunceley, natürlich.» Er nickte ihr zu, was, wie sie vermutete, eine Verbeugung darstellen sollte. «Und wer in Gottes Namen sind Sie?» Mit dem Finger wies er auf Stepper.
    Der Buchhändler lächelte. «Stepper, Simon, Sir. Buchhändler.»
    «Sie stinken, aber Sie haben recht. Das sind merkwürdige Leute. Die Illuminaten, in der Tat! Cagliostro ist ein Gauner, Mesmer ein Betrüger, Laclos ein Narr, Cloots ist ein Clown, de la Bretonne ein Pornograph, und de Sade!» Er zog einen Stuhl unter dem Tisch hervor und setzte sich. Sein hässliches Gesicht betrachtete Campion, und sein Mund zuckte vor Belustigung. «De Sade, Mylady, verlangt, dass sein Kammerdiener Analverkehr mit ihm hat, während er zwei Huren bespringt. Das erzähle ich Ihnen nicht, um Sie zu beleidigen, sondern um Ihre offensichtliche Neugier zu befriedigen. Sind Sie fertig mit diesem Stepper Simon?»
    Sie war beleidigt, doch nicht durch seine Worte, sondern durch sein Betragen, sogar mehr als beleidigt, sie war durch sein Auftreten leicht alarmiert. Er hatte diesen Raum betreten, als sei er vollkommen im Recht, ihr Vorschriften zu machen, und er schien es als Selbstverständlichkeit zu betrachten, dass sie wusste, wie mächtig und einflussreich er war. Und doch würde sie sich nicht von ihm einschüchtern lassen. «Meine Angelegenheit mit Mr.   Stepper ist noch nicht erledigt, Mylord.»
    «Dann warte ich, bis Sie mir Ihre Aufmerksamkeit schenken können.» Er nahm ein Buch aus der Tasche, und Stepper, dessen berufliches Interesse erwacht war, beugte sich über den Tisch.
    Lord Paunceley schenkte dem Buchhändler ein gespenstisches Lächeln. « Riches Heures de Madame la Dauphine . Illustriert. Fünfundzwanzig Guineen.»
    Simon Stepper wurde rot.
    Campion gab sich alle Mühe, Lord Paunceley beflissentlich zu ignorieren, und lächelte stattdessen den Buchhändler an. «Haben Sie noch mehr herausgefunden, Mr.   Stepper?»
    Doch Simon Stepper war durch Lord Paunceleys plötzliches Erscheinen aus der Fassung gebracht. Nervös schüttelte er den Kopf. «In der Tat nicht, Mylady.»
    Lord Paunceley lachte schroff. «Dann gehen Sie, Buchhändler! Ich brauche die Aufmerksamkeit Ihrer Ladyschaft!»
    Sie wandte sich ihm zu. «Mylord! Sie haben jegliche Antwort auf meine Briefe verweigert. Stattdessen kommen Sie unangemeldet hier hereinspaziert und erlauben sich, Befehle zu erteilen, wo Sie dazu nicht die geringste Befugnis haben. Ich wäre Ihnen sehr verbunden, wenn Sie davon Abstand nehmen würden!»
    Mit gespieltem Erstaunen blickte er sie an. Dann begann er zu kichern, dass seine Schultern unter dem Umhang zuckten. Er zeigte auf sie. «So ist

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