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Die dunklen Engel (German Edition)

Die dunklen Engel (German Edition)

Titel: Die dunklen Engel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susannah Kells
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Diener ging mit einem Tablett mit Tee vorbei, ein zweiter schleppte einen Korb Holzscheite hinterher. Campion wandte sich zur Bibliothek.
    Lord Paunceley brauchte zehn Minuten, um es sich behaglich zu machen. Der Tee war zu dünn, das Feuer brannte zu langsam an, und er verlangte gereizt, dass die Fenster geschlossen wurden. Wie eine zottige, übellaunige Bestie sorgte er in der Bibliothek für sein Wohlbefinden, als wollte er sich an diesem schönen Herbsttag für den Winter einrichten. Erst als der letzte Diener gegangen war und er mit dem Tee und dem Haferkuchen zufrieden war, wandte er Campion sein hässliches Gesicht zu. «Sie sind privilegiert, Mylady!»
    Sie dachte, er meinte, sie habe das Glück, in Lazen zu leben, und nickte. «Ich weiß, Mylord.»
    «Seit drei Jahren habe ich London nicht verlassen, abgesehen von Besuchen in Tyburn! Und doch bin ich hier! Ich habe erhebliche Unannehmlichkeiten auf mich genommen, um hierher zu Ihnen zu kommen! Sie sind in der Tat privilegiert! Wissen Sie, warum ich hergekommen bin?»
    Sie schwieg. Paunceley schlürfte geräuschvoll seinen Tee. Während er seinen Umhang über den Knien zurechtzupfte, sah er sie verstohlen an. «Ihr Onkel hat mich aufgesucht!»
    «Ich weiß.»
    «Er dachte, der Kerl würde nicht für mich arbeiten! Ha!»
    Sie runzelte die Stirn. «Sie meinen Mr.   Skavadale?»
    «Mister!» Das Wort entzückte Lord Paunceley. «Haben Sie das gehört, Kerl! Sie nennt Sie ‹Mister›! Ah! Sie heitern einen alten Mann auf, liebe Lady Campion, Sie erleuchten mein hohes Alter. Mister, in der Tat!»
    Skavadale lächelte sie an. «Seine Lordschaft glaubt nicht, dass die Roma heiraten, Mylady.»
    «Heiraten!», gackerte Lord Paunceley. «Was machen Sie? Tanzen beim Hexensabbat nackt um einen Kessel?»
    Der Zigeuner lächelte. «Bei uns geht es nicht zu wie bei Ihrer Familie, Mylord, wir heiraten in der Kirche.»
    Paunceley lächelte leise. «Ich nehme an, dann muss ich Sie auch ‹Mister› nennen. Oder würden Sie die Ritterwürde vorziehen, Kerl? Sir Christopher Skavadale? Mein Gott! Sie haben den Schmierfink Reynolds in den Ritterstand erhoben! Sir Joshua! Wenn man einen verrückten, fetten deutschen König hat, kann, nehme ich an, alles passieren.» Er sah Campion an. «Welche Sprache ziehen Sie vor?»
    «Was immer Eurer Lordschaft belieben.»
    «Ich unterhalte mich am liebsten auf Russisch. Sie sprechen doch Russisch, oder?»
    «Nein, Mylord.»
    «Gott weiß, warum Vavasour Ihnen keine bessere Bildung hat zuteil werden lassen. Ich nehme an, weil Sie ein Mädchen sind. Mädchen etwas beizubringen, ist die reinste Zeitvergeudung. Sie werden doch nur Mutter und denken noch, wer weiß wie klug sie sind, weil sie tun, was jede Kuh auch kann. In Ordnung! Französisch!» Geräuschvoll trank er einen Schluck Tee. «Das mit Vavasour hat mir leidgetan. Ich mochte ihn.» Er schnitt ihr eine Grimasse. «Tut mir auch leid wegen Ihres Bruders.»
    «Danke, Mylord.»
    «Dass es mir um Culloden leidtut, kann ich nicht behaupten. Ein Jagdunfall?»
    «So hat der Leichenbeschauer gesagt, Mylord.»
    Lachend tunkte er einen Haferkuchen in seinen Tee und lutschte daran. «Dann hat Ihr stinkender Buchhändler Ihnen alles über die Illuminaten erzählt, Mylady?»
    «Er hat mir erzählt, was er wusste, Mylord.»
    Paunceley sah den Waliser an. «Erzählen Sie ihr mehr, Owen. Erleuchten Sie sie!»
    Geraint Owen war ihr sympathisch mit seinem raschen, nervösen Lächeln, den ausdrucksstarken Händen und seinem unaufgeregten Betragen. Er bestätigte alles, was Stepper ihr erzählt hatte, und fügte noch mehr hinzu. «Sie haben Geheimgesellschaften innerhalb von Geheimgesellschaften, Mylady, kleine Zirkel, die spezielle Aufgaben erfüllen sollen.» Er strich sich die langen, dunklen Haare aus dem blassen Gesicht. «Wir vermuten, dass ein solcher Zirkel hinter den Massakern in Paris vor einem Jahr steckte, und mit großer Sicherheit hat ein anderer großen Einfluss auf die französische Politik.» Er zuckte die Achseln, als erwartete er kaum, dass man ihm glaubte. «Und Mr.   Skavadale scheint eine weitere Untergruppe entdeckt zu haben, Mylord. Die Gefallenen Engel.» Er lächelte.
    Sie saß auf dem Fenstersitz. Das goldene Tal von Lazen lag hinter ihr, und es kam ihr seltsam vor, von diesen Verschwörungen und Geheimnissen zu hören.
    Mürrisch blickte Paunceley sie an. «Das ist es also! Eine Gruppe von Kröten, die sich die Gefallenen Engel nennt! Wie es scheint, haben sie es auf Lazen

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