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Die dunklen Engel (German Edition)

Die dunklen Engel (German Edition)

Titel: Die dunklen Engel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susannah Kells
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recht! Greifen Sie einen alten Mann an! Möchten Sie mich schlagen? Soll ich Ihnen eine Pistole holen, damit Sie mich erschießen können? Sie!» Er drehte sich zu dem Diener um, der immer noch in der Tür stand. «Sie!»
    «Sir?» Der Diener war genauso verängstigt wie der Buchhändler.
    «Bevor Ihre Ladyschaft mich niedermetzelt, möchte ich eine Tasse Tee und ein Feuer im Kamin. Schnell, Mann! Ich habe womöglich nicht mehr lange zu leben.» Er richtete den Blick wieder auf Campion. «Ich habe mir die unverzeihliche Freiheit erlaubt, Anweisung zu erteilen, dass in meinem Schlafzimmer ein Feuer angezündet wird. Herr im Himmel nochmal, ist das kalt!»
    «Es ist der wärmste Herbst seit Jahren!»
    «Recht so! Schikanieren Sie mich! Ich bin nur ein alter Mann, den Sie ruhig schikanieren können! Ich habe gebetet, gehofft, gebettelt, dass der Winter meines Lebens friedlich sein möge, doch ich muss mich von Kindern beleidigen lassen. Sie!» Er zeigte auf Stepper. «Sie sind ja immer noch da! Ihr Gestank beleidigt mich! Verschwinden Sie!»
    «Mr.   Stepper!» Campion gebot der Flucht des Buchhändlers Einhalt. Sie war versucht, ihm zu befehlen, noch zu bleiben, doch etwas warnte sie, sich Lord Paunceley besser noch nicht entgegenzustellen. Abgesehen davon wäre es eine Erleichterung, den übelriechenden Buchhändler in die frische Luft von Lazen zu entlassen. «Ich bringe Sie zur Tür.»
    Sie begleitete ihn in die Eingangshalle, wo fremde Dienstboten Lord Paunceleys Gepäck stapelten. Dort lächelte sie Stepper an. «Ich bitte um Verzeihung, Mr.   Stepper. Er ist ein alter Freund meines Vaters, also kann er sich diese Freiheiten vielleicht erlauben.»
    «Keineswegs, Mylady, keineswegs.» Er wickelte sich seinen Schal um den Hals. «Stock und Stein brechen mein Gebein, Mylady, doch Worte bringen keine Pein. O nein!» Er lachte bei sich. «Und zu sagen, ich würde riechen! Äußerst amüsant.» Jetzt, da er Lord Paunceleys Reichweite verlassen hatte, gewann der Buchhändler seine gewohnte Zuversicht und seine Unbeschwertheit wieder. «Ich habe einige Bände, die vielleicht in die Bibliothek des Schlosses gehören sollten, Mylady.»
    Sie antwortete höflich und war dabei, ihn zur Tür zu manövrieren, als diese, begleitet von Stiefelklappern und Gelächter, geöffnet wurde und sie in Christopher Skavadales lächelndes Gesicht blickte.
    Sämtliche Zweifel lösten sich in Luft auf. All die Zweifel, die Achilles ihr in den Kopf gesetzt hatte und die in den letzten zehn Tagen dort geschwärt hatten, waren verschwunden. Zwar hatte sie sich an sein Gesicht erinnert, aber nicht an das Leben darin, an das strahlende, lebendige Leben, das ihr einen Stich versetzte und dessen Anblick sie zum Lächeln brachte. Sie hatte ihn vermisst.
    Ein weiterer Mann trat durch die Tür, und Campion nutzte die Anwesenheit des Fremden, um den Buchhändler abzuschütteln. Skavadale verbeugte sich vor ihr und wies auf den Neuankömmling. «Darf ich Ihnen Mr.   Geraint Owen vorstellen, den Sekretär Seiner Lordschaft? Dies ist Lady Campion Lazender.»
    Owen verbeugte sich. «Ich hoffe, Sie verzeihen uns diesen Einmarsch, Eure Ladyschaft.»
    «Owen!», drang Lord Paunceleys Stimme klagend aus der Bibliothek. «Mir ist kalt, Owen! Ich werde beleidigt! Ich habe Durst! Owen!»
    Der Waliser lächelte sie an. «Sie entschuldigen mich, Mylady?»
    Campion nickte. Sie brachte den Buchhändler zur Tür, sagte ihm, er solle die Bücher bringen, die er für die Bibliothek für notwendig erachte, und wandte sich dann dem Zigeuner zu. Sie konnte ihre Freude nicht verbergen. Achilles, dachte sie, kann unmöglich recht haben. Dieser Mann, dieser großartige, lächelnde, stattliche Mann kann nicht mein Feind sein. «Sie sind mit Lord Paunceley gekommen?»
    «Ja.»
    Sie lachte. «Er ist ein Ungeheuer!»
    Skavadale nickte. «Stimmt. Und wie geht es Ihrem eigenen Ungeheuer?»
    Sie zuckte die Achseln. Julius lebte immer noch im alten Stallhaus, war die meiste Zeit betrunken und wurde Tag und Nacht von Dienern bewacht. Dr.   Fenner behandelte seine Pocken mit Quecksilber. «Er lebt», sagte sie unbestimmt und sah dem Zigeuner ins Gesicht. Dabei verspürte sie den vertrauten Stich, den sein Anblick ihr versetzte. «Warum ist Lord Paunceley hergekommen?»
    «Das soll er Ihnen selbst sagen.»
    «Er will, dass ich nach Frankreich reise, nicht wahr?» Skavadale nickte, und sie schüttelte den Kopf. «Ich werde es nicht tun!»
    «Das habe ich ihm bereits gesagt.»
    Ein

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