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Die dunklen Engel (German Edition)

Die dunklen Engel (German Edition)

Titel: Die dunklen Engel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susannah Kells
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lächelte. Schließlich war die Liebe eine Art Verrücktheit, eine schöne Verrücktheit.
    Der Himmel im Westen glühte golden. Ein paar Wolken zogen wie Rauchketten am Horizont vorüber, blutrot wie von einem inneren Feuer. Bald würden sie gehen müssen, den Wald verlassen und die Brücke überqueren, die nach Auxigny führte.
    Skavadale berührte sie am Arm. «Sollen wir?»
    Sie schaute zu ihm auf, und sein Gesicht erschien ihr plötzlich grimmiger, als sie es je zuvor gesehen hatte, als wäre die Aufgabe, mit der er sich konfrontiert sah, gewaltiger, als er ihr erzählt hatte.
    Sie nickte. «Ja.»
    Als sie auf die Wiese traten, kam es ihr vor, als beträte sie eine Bühne.
    Das Licht verblasste, und das Tal lag im dunklen Schatten. Hoch ragten die Wände des Schlosses über ihnen auf.
    Ihre Füße knirschten auf dem Kies der Auffahrt, die von Unkraut überwuchert war. Auf der weißen Brücke über dem Wassergraben standen noch die Statuen römischer Kaiser. Als Kind hatte sie gedacht, es wären die lorbeerbekränzten Gottheiten der dunklen Wälder um Auxigny.
    Gegen die dunklen Wasserpflanzen im Wassergraben hoben sich die dicken, von den Strahlen der tiefstehenden Sonne scharlachrot überhauchten Seerosenblätter ab. Plötzlich wünschte sie sich, nicht die schlichten Kleider der Zigeuner zu tragen. Auch wenn sie nur um Achilles’ willen nach Auxigny zurückkehrte, wäre sie lieber in ein helles, weißes, weiches Gewand gekleidet gewesen, das dem Schloss in seiner schwindenden Pracht eine Erinnerung an seine verlorene Eleganz zurückbringen würde.
    Skavadale führte sie über die Brücke, unter dem Torhaus hindurch, auf dem kein Banner wehte, und die große Auffahrt hinauf.
    Zwischen dem Kies und den Steinplatten der breiten Stufen, auf denen früher die Dienstboten Aufstellung genommen hatten, um die Gäste in Auxigny zu begrüßen, wuchs Unkraut.
    An die Tür war ein zerfetztes Blatt Papier genagelt, dessen Tinte vom Wetter verblasst und verschmiert war. Es gab bekannt, dass der Sicherheitsausschuss das Anwesen konfisziert hatte. Es war unter Androhung von Strafe verboten, diesen Besitz des Volkes zu betreten.
    Christopher Skavadale ignorierte es. Er blieb stehen und hob drei weiße Steine auf, die im Schatten des Türpfostens ein kleines Dreieck bildeten. «Dagon ist im Schrein.»
    «Woher weißt du das?»
    «Patrin.»
    Sie lächelte «Und das ist?»
    «Auf die Art hinterlassen wir Roma Nachrichten. Überkreuzte Zweige neben Pferdemist bedeuten, dass im nächsten Dorf Feinde sind, solche Sachen. Ich habe Toby gesagt, er soll die Steine hierherlegen, wenn es sicher ist.»
    «Dann können wir hineingehen?» Bei dem Gedanken, Toby zu sehen, war ihre Stimme plötzlich fröhlich.
    Er lächelte. «Du kannst reingehen. Ich halte Ausschau nach Dagon. Du weißt, wo das Musikzimmer ist?»
    «Besser als du.» Sie lachte, dann überkam sie wieder ein Zittern der Angst. «Was ist, wenn Toby nicht da ist?»
    Er legte ihr die Hände auf die Schultern, beugte sich über sie und küsste sie auf den Mund. «Dann arbeitet er noch am Tunnel. Sei tapfer.»
    Einige Sekunden lehnte sie die Wange an seine. «Ich liebe dich.»
    «Ich liebe dich.»
    Sie umarmte ihn. «Wie viele Frauen werden eifersüchtig auf mich sein?»
    Er lachte. «Nicht so viele wie Männer, die auf mich eifersüchtig sein werden.»
    Die Nacht von Luzifers Tag brach an. Sie war in das dunkle Tal gelockt worden, in dem die Gefallenen Engel sich versammeln würden und wo sie jetzt, wie Luzifer es vorhergesagt hatte, aus eigenem, freiem Willen das Château d’Auxigny betrat.

23
    Es war einst ein prächtiges Schloss gewesen und war es immer noch. In der großen Eingangshalle stützten massive Marmorsäulen die hohe Decke, an der, von Wolken umkränzt und an goldenen Balustraden lehnend, in Roben gekleidete Götter geringschätzig auf die gewöhnlichen Sterblichen herabblickten. Die beiden Treppen aus weißem Stein führten in riesigen, triumphierenden Bögen auf beiden Seiten des Eingangs zum Ballsaal hinauf.
    Einen Augenblick blieb Campion stehen. Es war alles so vertraut und doch so verändert. Die Bildteppiche, die an den Seitenwänden gehangen hatten, waren verschwunden, genau wie, bis auf einige wenige traurige Stücke, das Mobiliar. Auch die Läufer auf dem Boden waren nicht mehr da. Der Boden selbst, der bei ihrem letzten Besuch blank poliert war wie ein Spiegel, war jetzt stumpf und verkratzt.
    Die Kronleuchter hingen noch, sie waren wohl zu groß, um sie

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