Die dunklen Engel (German Edition)
«Es wird niemand da sein, Gitan. Sie wird denken, es sei leer.»
Als Gitan nickte, lächelte Larke. Langsam dämmerte den Gefallenen Engeln, dass der Erfolg greifbar war. Das Vermögen von Lazen würde in ihre Hände fallen, und Luzifer würde mit seiner raffinierten Schläue den dünnen Faden durchtrennen. Das Einzige, was jetzt noch fehlte, war der Tod der jungen Frau. «Und den», sagte Marchenoir, «wird sie durch meine Hand empfangen.» Neben dem Porträt von Campion stand eine mit Leder bezogene Schachtel. Er öffnete den Verschluss und klappte den Deckel auf. Silbern schimmernde Skalpelle lagen in ihren samtenen Fächern. Ihr vorheriger Besitzer war unter einem anderen Instrument gestorben. Marchenoir strich vorsichtig über den Stahl eines Skalpells. «Für all das, was vergangen ist», sagte Marchenoir leise, «ihr Tod ist mein.»
Luzifers Tag war halb vergangen. Moloch, Belial und der Mann, der Thammus sein würde, waren versammelt. Sie warteten nur noch auf die Nacht und die Ankunft von Luzifer.
«Wo ist Toby?» Campion lief dem Zigeuner durch die Bäume entgegen.
Skavadale gab ihr einen Kuss, doch sein Gesicht war düster. «Es gibt Probleme.»
«Probleme?» Vor Schreck wurde ihre Stimme laut.
«Du erinnerst dich an Dagon?» Sie nickte. Bei seinem gestammelten Geständnis im Stallhof hatte Lord Culloden von ihm gesprochen.
«Dagon kümmert sich um das Schloss.» Skavadale nahm sie am Arm. «Es ist Toby noch nicht gelungen, den Tunnel zu öffnen. Er ist jetzt dort. Wir hoffen, dass Dagon den Schrein vorbereiten muss.» Wie um sie zu beruhigen, umarmte er sie. «Es wird alles gut, das verspreche ich dir.» Er setzte sich neben die Hütte und zog beide Pistolen aus dem Gürtel. «Toby wartet im Musikzimmer auf dich. Sobald der Tunnel frei ist und Dagon gegangen ist, findest du ihn dort.»
Sie nickte. Sie hatte Angst, sich an diesem Abend von dem Mann zu trennen, den sie liebte, doch sie wusste, dass die Zeremonie der Gefallenen Engel es erforderte, dass er zuerst in den Schrein ging. Daher war sie erleichtert, dass Toby für sie da sein würde. «Geht es ihm gut?»
Skavadale lächelte. «Widerlich gut.»
«Hast du ihn gefragt, ob wir zwei heiraten können?»
Er lachte. «Wir hatten anderes zu besprechen, meine Liebe, wie Tunnel und Feinde und Menschen töten.» Er spannte das Steinschloss einer Pistole, um sicherzustellen, dass es sich beim Abdrücken nicht verhakte. Er lächelte sie an. «Machst du dir Sorgen, er könnte etwas dagegen haben?»
«Ich wünsche mir, dass er sich darüber freut.»
«Er mag mich, falls das etwas hilft.»
«Es hilft.» Sie spürte einen Schauder der Angst. Der ganze Erfolg dieser Nacht war davon abhängig, dass Toby ungesehen in den Schrein eindrang und die Gefallenen Engel von hinten angriff, während Skavadale sie von vorne attackierte. Sie sah ihn an. «Wird alles gutgehen?»
«Es wird alles gutgehen.»
Sie runzelte die Stirn. «Aber was ist, wenn er den Tunnel nicht öffnen kann?»
«Dann muss ich sie alle allein umbringen», sagte er ruhig, als läge der Vorteil ganz auf seiner Seite. «Aber Toby schafft das.» Er drückte den Abzug, und ein bunter Funkenregen sprühte auf. Akribisch überprüfte er die Waffe noch einmal.
Eine Stunde später standen sie in den langen Schatten am Waldrand und schauten über die Wiesenflächen auf das Schloss. Nichts rührte sich, bis auf die Vögel, die auf den verlassenen Simsen nisteten, und das ungemähte Gras, das sich wie Heu im Wind wiegte. Impulsiv schlang sie Gitan den Arm um die Hüfte und spürte, wie er ihr seinen Arm um die Schulter legte.
Sie schaute zum Schloss hinüber. Trotz seiner eleganten Pracht war sie schon als Kind nicht gerne hierhergekommen, und jetzt überlegte sie, ob sie dieses Gefühl von ihrer Mutter übernommen hatte. Ihre Mutter hatte diesen Ort genauso gehasst wie ihren Vater, der geglaubt hatte, er wäre Gott, und seine Dienstboten in weiße Roben und goldene Flügel gekleidet hatte. Es war nicht überraschend, dass ihre Mutter sich mit solcher Leichtigkeit vom Katholizismus abgewandt und die weniger förmliche Art von Lazen so bereitwillig übernommen hatte. Es war nicht überraschend, dachte sie, dass Onkel Achilles so ein zynischer Priester geworden war.
Sie lachte verlegen, und Skavadale sah sie an. «Was?»
«Ich habe überlegt, was mein Onkel wohl denken würde, wenn er mich jetzt sehen könnte.»
«Er würde dich für verrückt erklären.»
«Vielleicht bin ich das ja.» Sie
Weitere Kostenlose Bücher