Die dunklen Farben der Begierde (German Edition)
gehört, dass sie eine der ganz verdorbenen sei? Sie schüttelte mit gerunzelter Stirn den Kopf.
«Gut», erklärte Jane. «Marldon war heute hier. Er wollte dich eigentlich ansehen, aber ich hab ihm gesagt, du seist bestimmt gut geeignet. Und er vertraut mir eben.»
Ein paar der Mädchen fingen an zu kichern. Es galt als offenes Geheimnis, dass Madame Jane die Bücher manipulierte und einen Teil des Gewinns von Lord Marldon abschöpfte. Doch sie alle waren dankbar dafür, da sie davon genauso profitierten wie Madame Jane.
«Er möchte, dass ein paar Mädchen nach Asham kommen», fuhr Jane fort. «Es wird so eine Art Party geben. Du wirst auch mitgehen, Laura.»
Laura warf sich aufs Sofa und stöhnte. «Aber tanzen tu ich nicht», sagte sie bestimmt. «Ich werde auf gar keinen Fall tanzen, egal, was er zahlt.»
«Gar nicht nötig», sagte Jane mit einem mitfühlenden Lächeln. «Die Tänzerinnen sind anderweitig organisiert. Ihr sollt nur servieren und seine Gäste bedienen.»
Kitty kaute auf den Lippen. Das war mehr, als sie sich zu erhoffen gewagt hatte: nur eine Party; nicht Kamine ausleeren oder Teppiche klopfen. Aber trotzdem machte ihr die Aussicht Angst. Die Verantwortung, die sie trüge, wäre enorm. Sie musste unbedingt Lucy eine Nachricht zukommen lassen. Und sie würde Laura ins Vertrauen ziehen müssen.
«Wann soll das sein?», erkundigte sich Kitty, und ihre Stimme klang dabei wie ein nervöses Quieken.
«Morgen Abend», verkündete Jane. «Und ich würde empfehlen, nicht dreinzusehen wie ein verängstigtes Karnickel, wenn du dort bist. Sonst könnte Seine Lordschaft vielleicht noch Gefallen an dir finden.»
Wissendes Gelächter ertönte.
«Nun, Jane», fragte Laura mit einem resignierten Seufzer, «was feiert der Teufel denn dieses Mal?»
«Seine Verlobung», antwortete Madame und wandte ihre Aufmerksamkeit wieder dem Buch auf ihrem Schoß zu. «Offenbar hat eine Dame mit dem Namen Longleigh sich bereitgefunden, ihn zu heiraten. Egal, wer sie ist: Sie muss verrückt sein.»
Kapitel zwölf
Clarissa hatte ein neues Schlafzimmer bezogen. Dieses hier war mit seinen seidenen Wandbespannungen, goldenen Blütengirlanden und der reich bemalten Decke einer Gräfin angemessener, wie Lord Marldon meinte. Außerdem lag es direkt neben seinem Zimmer.
Immerhin, dachte Clarissa säuerlich, würde sie jetzt nicht mehr so weit zu laufen haben, wenn er sie mitten in der Nacht von seiner Seite wies.
«Voilà» , verkündete Pascale. Sie warf das Rasiermesser in die Schüssel mit dem Seifenwasser und hockte sich auf ihre Fersen. « Regardez , Mademoiselle.»
Lord Alec saß in einem Sessel, mit den Ellbogen auf den Armlehnen, die Fingerspitzen zusammengepresst, und beobachtete Clarissa mit einem geistesabwesenden Lächeln. Er sah weder auf ihre Nacktheit noch auf ihren gerade erst rasierten Schamhügel, sondern in ihr Gesicht.
Selbst jetzt konnte sie sich immer noch kaum vorstellen, dass er ihr Mann werden sollte. Aber sie sah einfach keine andere Möglichkeit. Der Verlust ihrer Jungfräulichkeit war genug Grund dafür, dass kein anständiger Mann sie jemals wieder anrühren würde, aber sie hatte weitaus mehr verloren als nur diese. Sie hatte Gabriel verloren. Sie hatte es an seinem Blick gesehen, so hart und so verächtlich. Sie hatte es mit jedem tiefen, erbitterten Stoß gespürt, mit dem er sie genommen hatte. Sie hatte ihn verloren, und deshalb hatte sie auch den letzten Rest von Kampfgeist verloren, den sie noch gehabt hatte.
«Schau es dir an», sagte Marldon und wies mit einem Nicken zum Spiegel.
Gehorsam tappte Clarissa hinüber zu dem Standspiegel und betrachtete zögerlich ihr Spiegelbild. Die dunklen Locken, die ihr Geschlecht verdeckt hatten, waren verschwunden, und stattdessen zeigte sich ein mondbleicher Hügel, der von einer langen Spalte geteilt wurde. Ihr Körper wirkte merkwürdig gestreckt, sein makelloses Weiß schien sämtliche Aufmerksamkeit auf die lasziven Lippen ihrer Vulva zu lenken.
«C’est magnifique» , trällerte Pascale stolz.
«Es ist obszön», konterte Clarissa und verzog ihren Mund zu einem trotzigen Schmollen.
Und das war es tatsächlich. Trotzdem löste der Anblick, so herrlich schamlos, in ihr ein dunkles Entzücken aus.
«Dann passt es doch zu dir», sagte Alec und stand auf.
Er ging hinüber zu ihr und legte einen Finger auf jede Seite ihrer Scham. Mit unbewegtem Gesicht strich er an der weichen Wölbung ihrer Lippen entlang, beschleunigte den Puls in ihrem
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