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Die dunklen Farben der Begierde (German Edition)

Die dunklen Farben der Begierde (German Edition)

Titel: Die dunklen Farben der Begierde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristina Lloyd
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Kerl hatte kein Durchhaltevermögen bewiesen. Er liebte das Mädchen einfach zu sehr. Marldon jedenfalls war dankbar. Der Künstler hatte in dem vergeblichen Bemühen, die Oberhand gegen ihn zu gewinnen, seine Liebste jeglicher Hoffnung beraubt.
    Nach diesem Vorfall würden Clarissa und ihre Mitgift endgültig ihm gehören. Alecs einzige Enttäuschung war, dass Gabriel nicht offensichtlicher gelitten hatte. Es wäre so wundervoll unterhaltend gewesen, das junge Paar von der Scham des anderen gequält zu sehen. Aber noch war Zeit.
    Marldon ging hinüber zu Clarissa, die zusammengerollt auf dem Boden lag und schniefte. «Bist du bereit, um Modell zu sitzen?», erkundigte er sich und streckte ihr seine Hand entgegen.
    Eine ganze Weile bewegte sie sich nicht, dann nahm sie träge seine Hilfe an und stand auf.
    «Lasst ihn gehen», murmelte sie und legte ihre Hände so hinter den Nacken, dass die Arme ihre Brüste bedeckten.
    «Aber ich möchte doch ein paar Bilder haben», antwortete Alec. Und das stimmte wirklich. Er wollte, dass die jungen Liebenden in konzentriertem Schweigen dasitzen und in den Anblick der Schönheit des anderen eintauchen mussten, wissend, dass sie ihnen nicht mehr gehörte – nur ein paar Schritte entfernt, aber doch unerreichbar. Er wollte, dass die Gedanken an zerbrochene Liebe und eine verlorene Zukunft ihren jungen Herzen die Unschuld nähmen. Und mehr als alles andere wollte er, dass Gabriel mit seiner gleichgültigen Fassade Clarissa weiter gegen sich aufbrachte. Je eher sie davon überzeugt war, dass sie die leidenschaftliche Zuneigung des Jungen verloren hatte, umso schneller würde sie die Alternative akzeptieren: ein Leben als Marldons Gräfin und Spielzeug.
    «Mr. Ardenzi», sagte Marldon. «Ich bin sicher, auch Ihr seid bereit. Denn wenn Ihr es nicht wäret, werde ich nicht zögern, Euch zu zwingen. Vergewaltigung ist diejenige von allen Drohungen, die mir am meisten zusagt, aber ich halte Euch für einen Mann, der Wert auf seine anale Unversehrtheit legt, oder sollte ich mich da täuschen?»
    Clarissa ließ einen erstickten Laut des Entsetzens und der Angst hören.
    Gabriel zuckte mit den Schultern und versuchte einen distanzierten Eindruck zu vermitteln. «Wie viele Zeichnungen des Mädchens möchtet Ihr haben?», fragte er unverbindlich.
    Marldon lächelte. O ja, Clarissa gehörte tatsächlich ihm.

    Kitty arbeitete nun schon seit über einer Woche bei Madame Jane. Es war ein toller Laden, voll funkelnder Lichter und leuchtend roter Seide und nur einen Steinwurf entfernt vom Haymarket und von Leicester Square. Die Kunden waren wohlhabende Kerle: Lords und Leute der feinen Gesellschaft. Die meisten von ihnen waren ganz in Ordnung und leicht zufriedenzustellen, obwohl es auch ein oder zwei gab, die Kitty nicht besonders mochte. Aber sie hatte in ihrem Leben schon genug Fußböden geschrubbt, um gelernt zu haben, dass man sich auf einen Job nicht unbedingt konzentrieren musste, um ihn zu erledigen.
    Jetzt saß sie in einer holzgetäfelten Nische im Royal, einem der besseren Cafés am Haymarket. Ordentliche Mädchen gingen nicht ins Barron’s oder ins Blue Post, und Kitty war, trotz ihres sündigen Jobs, immer noch ein anständiges Mädchen. Genauso wie Laura, ihre Freundin. Sie verbrachten ihre Nachmittage nicht damit, sich in den Straßen und auf den Plätzen herumzutreiben, um Freier aufzutun. Sie arbeiteten nachts, und das reichte ihnen. Ihre Tage waren dazu da, zu schlafen, zu essen und in der Regent Street einkaufen zu gehen.
    «Komm, lass uns mal schnell einen Blick riskieren», sagte Laura und stupste das große braune Paket an, das auf dem Tisch zwischen ihnen lag.
    Kitty lächelte und knotete, nachdem sie ihr Glas mit Negus beiseite geschoben hatte, das Band auf, um die Verpackung ein wenig öffnen zu können.
    «Da!», sagte sie stolz und riss das Seidenpapier ein bisschen auf, damit ein Dreieck ihres neuen Kleides zum Vorschein kommen konnte.
    Das Sonnenlicht, abgemildert durch die Milchglasscheiben der Bar, leuchtete auf die schimmernde Seide. Das Kleid war flaschengrün und mit Abstand das Schönste, was Kitty jemals in ihrem Leben besessen hatte. Lucy und Olivia hatten sie für den Anfang mit einer Garderobe ausgestattet, die wahrlich gut genug gewesen war, aber dies hier hatte sie von ihrem eigenen Geld gekauft, und deshalb war es natürlich noch einmal ganz etwas anderes.
    «Ach, was für ein schöner Stoff», gurrte Laura mit ihrem singenden irischen Tonfall. «Wirst

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