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Die dunklen Farben der Begierde (German Edition)

Die dunklen Farben der Begierde (German Edition)

Titel: Die dunklen Farben der Begierde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristina Lloyd
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Neugier niemals ein Ende?», fragte sie, während sie sich auf die Zehenspitzen stellte und ihm einen Kuss auf die Lippen gab.
    «Frag nicht so viel, erzähl lieber», sagte er, lächelte sie liebevoll an und fuhr mit den Fingern durch ihre zerzausten Locken.
    Lucy seufzte und tappte durch den Raum, um sich auf der Bettkante niederzulassen. «Das Wichtigste daran wird sein», führte sie aus und rollte dabei ihre Strümpfe hinunter, «dass ich einen Liebhaber für sie finde, und zwar schnell, nämlich bevor Marldon hier auftaucht. Ich dachte mir, vielleicht könnte Gabriel der geeignete Mann dafür sein.» Sie sah Julian provozierend an und meinte keck: «Immerhin gibt es wenige Frauen, die seinem dunklen, attraktiven Aussehen widerstehen können. Und außerdem ist er ein äußerst erfahrener Liebhaber.»
    Julian zog die Augenbrauen hoch und tat verwundert. «Ich hätte nicht geglaubt, dass du bereit bist, deine Bettgenossen zu teilen. Aber ich bin natürlich gern bereit, dich in deinen Bemühungen zu unterstützen.»
    «Auch du bist ein verheirateter Mann», sagte Lucy, nur halb unernst. «Ich habe auch dich schon zu teilen.»
    «Wie bedauerlich», neckte er sie, setzte sich zu ihr und biss ihr spielerisch in den Hals.
    «Und übrigens», fuhr Lucy fort, «bin ich angewiesen, dafür zu sorgen, dass ihr nur der Anstrich des allzu Unschuldigen genommen werden soll, nicht die Unschuld selbst. Dieses Vorrecht soll Lord Marldon vorbehalten bleiben.»

Kapitel drei
    Clarissa, auf eine Enttäuschung gefasst, drückte zögernd die Tür zum Frühstückszimmer auf. Bitte, Tante Hester, sitz jetzt nicht dort.
    Seit Charles’ und Alicias Abreise stand Tante Hester dem Haushalt mit einem beängstigenden Mangel an Einfühlungsvermögen vor. Sie hatte darauf bestanden, Clarissa zu einigen todlangweiligen Nachmittagstees und einigen noch öderen Abendgesellschaften mitzunehmen. Der Sommer schien die Verheißungen eines verregneten Mittwochs für sie bereitzuhalten. Aber gestern war Tante Hester im Bett geblieben und klagte über eine entsetzliche Mattigkeit. Heute Morgen nun war sie nicht zum Frühstück erschienen, und Clarissas Lebensgeister erwachten wieder.
    Im Frühstückszimmer beugte Kitty sich gerade über den Tisch, um mit einem Tuch seine Oberfläche aus Eichenholz zu polieren.
    «Was, um Himmels willen, hast du denn da an?», rief Clarissa aus, als sie etwa Rotes unter Kittys adrettem schwarzem Kleid hervorblitzen sah.
    Das Hausmädchen grinste, hob ihre Röcke ein Stückchen und zeigte stolz ein paar leuchtend rote Strümpfe vor.
    «Schick, oder?» Sie strahlte. «Echte Seide. Die Missis hat sie mir geschenkt, bevor sie weggefahren ist. Weil es ihr leidgetan hat, dass ich so einen Ärger bekommen habe. Habt Ihr nichts gekriegt?»
    «Ich habe Tante Hester bekommen», antwortete Clarissa mürrisch. Dann zischte sie: «Hat sie sich schon blicken lassen?»
    «Allerdings, das hat sie!», rief Kitty. «Ist hier runtergekommen, nur in ihrem Nachthemd und mit Umschlagtuch, einfach so. Und sie war irgendwie völlig durch den Wind. So was hab ich noch nie erlebt.»
    Kitty zog sich einen Stuhl heran, setzte sich an den Tisch und stützte das Kinn auf ihre graziös gespreizten Fingerspitzen. Sie legte ihren Kopf zur Seite, klimperte mit den Wimpern, während sie Clarissa ansah, und lächelte. «Könnte ich wohl bitte noch oin Oi haben, Ellis», äffte sie. Dann quiekte sie vor Vergnügen und schlug die Handflächen auf die polierte Tischplatte.
    Clarissa lachte, meinte aber, so könne es ja wohl kaum gewesen sein.
    «Beim Grab meiner Mutter», bekräftigte Kitty und bekreuzigte sich. «Und du wirst ja wohl zugeben, dass er ein echter Hingucker ist, oder? Für meinen Geschmack ein bisschen ölig und glatt, na ja, aber trotzdem ist er was für’s Auge.»
    Sebastian Ellis war ihr neuer Hausdiener, eine weitere von Alicias Neueinstellungen. Er sah unzweifelhaft gut aus, so gut, wie man es von einem Hausdiener erwarten konnte, aber die Idee, dass Tante Hester geneigt sein könnte, seinen Reizen zu erliegen, erschien absurd. Immerhin, wenn er dazu taugte, sie von ihr abzulenken, würde Clarissa sich nicht darüber beklagen.
    «Und wo ist sie jetzt?», erkundigte sie sich.
    Kitty schürzte ihre Lippen und schüttelte mit höhnischem Bedauern den Kopf. «Schrecklich ermattet, Miss», antwortete sie. «Schrecklich ermattet.»
    Clarissas Gedanken begannen sich zu überschlagen. Es waren Kleider von verschiedenen Schneidern abzuholen,

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