Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die dunklen Farben der Begierde (German Edition)

Die dunklen Farben der Begierde (German Edition)

Titel: Die dunklen Farben der Begierde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristina Lloyd
Vom Netzwerk:
Polizei nach Asham schicken, und er würde sie verdammt nochmal sogar persönlich begleiten, um sicherzustellen, dass alles mit rechten Dingen zuging. Marldon würde seine wohlverdiente Strafe früher oder später schon bekommen. Jede Minute, die Clarissa unter seinem Dach zubringen musste, war eine Minute zu viel.
    Am Fuß der Treppe wartete schon der Butler auf ihn und starrte ins Leere. Gabriel sah ihn mit verborgenem Argwohn an, da er wusste, dass er so lange nicht in Sicherheit wäre, bis er das Pflaster von Piccadilly wieder betreten hatte, vielleicht auch erst später. Er schlurfte über die letzten marmornen Stufen und trat vorsichtig auf den gefliesten Boden der Halle. Steif ging der Butler auf die Tür zu und legte seine Hand auf einen der Riegel.
    Als Gabriel die Mitte der Eingangshalle erreicht hatte, zog der Mann den Bolzen mit unnötigem Kraftaufwand. Der Riegel machte ein lautes Geräusch, gefolgt vom Klang schneller Schritte. Gabriel drehte seinen Kopf, erhaschte einen Blick auf einen sich rasch bewegenden Schatten, bevor sich ein Arm fest um seinen Hals legte. Er ließ einen unterdrückten Schrei ertönen und rammte seinen Ellbogen heftig in den Magen seines Angreifers. Der Druck an seinem Hals ließ nach. Gabriel befreite sich und streifte seine Kapuze ab.
    Der dünne Kerl krümmte sich, dann hob er seinen Kopf und starrte ihn wutentbrannt aus grünen Augen an, bereit, wieder zuzuschlagen. Gabriel zielte mit seiner fest geballten Faust in sein Gesicht. Blut tropfte aus der Nase des Mannes, und er stolperte stöhnend rückwärts.
    Mit wirbelndem Umhang drehte sich Gabriel um und sah, wie sich ihm schnell zwei weitere Männer näherten.
    «Ihr betrügerisches Gesindel», knurrte er und ließ einen mächtigen Aufwärtshaken unter das Kinn des einen krachen. Er drehte sich, um auch dem anderen einen zu verpassen, als eine geballte Hand, riesig und kraftvoll, ihn an der Schläfe traf. Eine Sekunde lang ließ Benommenheit ihn schwanken. Dann schlug er dem untersetzten Kerl mitten in seinen ziegelharten Bauch. Der Mann grunzte, kaum berührt, und bedachte Gabriel mit einem tabakfleckigen Grinsen.
    In diesem Moment schlug von hinten ein harter Gegenstand gegen Gabriels Schädel. Der ganze Raum drehte sich, die Farben verschwammen vor seinen Augen, dann war alles schwarz.

Kapitel zehn
    Lord Marldon war praktisch den ganzen Tag nicht von Clarissas Seite gewichen. Sie traute ihm nicht. Er beobachtete sie mit einem hinterhältigen Lächeln, und es lag eine gewisse Schadenfreude in seinem Verhalten, die sie in eine große Anspannung versetzte. Und nun aßen sie im Bankettsaal statt in dem üblichen kleineren Esszimmer. Sie saßen jeder an einem Ende der langen Tafel, und eine Reihe von Kerzenleuchtern und Früchtepyramiden erstreckte sich zwischen ihnen. Silberne Platzteller, Kannen und Karaffen leuchteten geheimnisvoll gegen die dunkle Vertäfelung.
    «Erwarten wir Gäste?», hatte sie gefragt, als sie das Szenario gesehen hatte. Marldon hatte daraufhin mit einem rätselhaften «Vielleicht» geantwortet, aber gedeckt war nur für zwei.
    Clarissa fürchtete, dass sein Benehmen etwas mit Gabriel zu tun haben könnte. Ihn gestern wiedergesehen zu haben hatte sie ein wenig Hoffnung schöpfen lassen: Ihre Freunde wussten, wo sie war, und sie würden versuchen, ihr zu helfen. Doch zur gleichen Zeit fühlte sie Mutlosigkeit in ihrem Herzen. Angesichts von Marldons Gerissenheit konnten sie gewiss nicht viel ausrichten. Sie stocherte in dem Essen, das vor ihr stand, und war zu beunruhigt, um auch nur einen einzigen Happen zu essen.
    «Vielleicht kann das Dessert deinen Appetit etwas anregen», sagte Marldon und gab seinen Lakaien einen Wink, die Hauptspeise jetzt abzudecken. «Du scheinst geistesabwesend, Clarissa. Denkst du darüber nach, ob du jetzt endlich mein Angebot, dich zu heiraten, annehmen wirst? Vielleicht sollte ich jetzt noch einmal um deine Hand anhalten, nur um nochmal zu überprüfen, wie meine Chancen stehen.»
    Clarissa sagte nichts, während die beiden livrierten Diener, Beckett und Simms, das Geschirr und das Besteck abräumten. «Die Frage beginnt mich zu langweilen», antwortete sie schließlich.
    «Nun sind wir bei etwas angelangt, was ich noch nie versucht habe», sagte Alec mit nachdenklicher Miene. «Eine Frau durch Langeweile dazu zu bringen, sich mir zu ergeben. Doch noch bin ich nicht recht überzeugt davon, dass ich darin erfolgreich sein könnte. Das ist eben die Schwierigkeit, wenn man

Weitere Kostenlose Bücher