Die dunklen Farben der Begierde (German Edition)
atemlos, um sogleich antworten zu können. Ihr Kopf schien in einem luftleeren Raum zu schweben, und sie erinnerte sich an ihre Gewalttätigkeit nur noch wie aus weiter Ferne. Sie fühlte sich gelassen, etwas benommen, und sie konnte sich einfach nicht erinnern, was Alec gerade gesagt hatte. Dann durchbohrte ein unterdrücktes, qualvolles Stöhnen ihre Trance. Sie drehte sich um, sah, wie sich Gabriel krümmte und wand, sein Gesicht vor Schmerz verzerrt. Sie sah jetzt, dass seine Handgelenke mit Schellen gefesselt waren und seine Peiniger die Arme hinter seinem Rücken immer weiter in die Höhe zogen.
«Ich werde es tun», flüsterte sie Marldon zu. «Was wollt Ihr? Ich werde es tun.»
Alec gab Brinley und Jake ein Zeichen, ihre Grausamkeiten zu unterbrechen, und wiederholte dann seinen Befehl: «Wisch es auf!»
Clarissa drehte sich zu Simms um. «Kann ich bitte einen Lappen haben?», fragte sie kläglich.
«Nein, das kannst du nicht», erwiderte Marldon ungerührt. «Wisch es mit deinen Unterhosen auf.»
Ein kaum hörbares Wimmern kam von ihren Lippen, und sie schloss ihre Augen in elender Verzweiflung.
«Tu es nicht», rief Gabriel. «Clarissa, gestatte ihm nicht, dich so zu behandeln. Ich werde alles für dich ertragen, jeden Schmerz.»
«Das mag schon sein», sagte Lord Marldon. «Obwohl Ihr das vielleicht nicht mehr so leicht sagen werdet, wenn ich Euch die Kehle durchschneiden lasse. Und wenn ich Mitleid haben sollte und nur Euer Gesicht so zurichten lasse, dass die Haut in Fetzen herabhängt, dann sage ich schon jetzt eine große Enttäuschung voraus. Clarissa hat, dessen kann ich Euch versichern, kein Problem mit ein oder zwei Narben. Aber ein Flickwerk würde ihr wohl kaum noch gefallen.»
«Es ist doch nichts dabei, Gabriel», sagte sie flehentlich. «Bitte, mach es mir nicht schwerer, als es ist.»
Alecs Morddrohungen waren nicht ernst gemeint, dessen war sie sich sicher. Oh, zweifellos wäre er fähig dazu, aber er war viel zu klug, es wirklich zu tun. Allerdings fürchtete sie, dass er keinerlei Hemmungen haben würde, Schmerzen zuzufügen. Und wenn Gabriel auch in der Lage sein mochte, diese auszuhalten – sie war es nicht.
Sie griff sich unter die Röcke, beugte sich vornüber, als ob sie sich verstecken wollte. Mit unsicheren, zitternden Fingern zerrte sie an den Bändern. Es schien eine Ewigkeit zu dauern, bis sie endlich die Knoten gelöst hatte und ihre Unterhosen abwärtsrutschten, bis sie wie seidene Fußfesseln um ihre Knöchel lagen.
«Müssen die Diener unbedingt zusehen?», fragte sie furchtsam.
Marldon machte sich mit nachdenklich gekräuselter Stirn über sie lustig. «Lass mich nachdenken», begann er. «Ich denke, wir können im Moment auf die Lakaien verzichten. Nein, ich bin noch nicht ganz so weit, einen Port genießen zu wollen. Hingegen Brinley und Grimshaw, so fürchte ich, werden bleiben müssen. Dein Geliebter braucht ihre Unterstützung.»
Als Beckett und Simms gegangen waren, stieg Clarissa zögernd aus ihrer Unterwäsche. Wie eine Putzfrau kniete sie sich vor die Weinlache, schob Splitter zusammen. Tränen brannten in ihren Augen, und ihr Gesicht war heiß vor Scham. Dies war in der Tat eine neue Form der Erniedrigung für sie.
«Und hier ist auch noch was», sagte Marldon und tippte mit seiner Fußspitze darauf.
Sie setzte ihre Hand vorsichtig auf die Erde, ängstlich, in die Scherben zu greifen, und streckte sich, um an die Flecken heranzukommen. Sie fühlte sich zu hilflos, um ihm Paroli bieten zu können. Gabriels Anwesenheit war eine Waffe in seinen Händen, und nur Alecs Phantasie war das Maß ihrer Erniedrigung. Da sie dessen Grenzen nicht kannte, stimmte diese Erkenntnis sie nicht gerade froh. Sie rieb kläglich auf dem Wein herum, entmutigt bis zur Unterwürfigkeit.
Marldon bewegte sich hinter sie, und sie spürte, zu ihrem großen Entsetzen, seine Hände auf ihrem Rock. Mit raschen Bewegungen schlug er eine Lage nach der anderen hoch, bis er die blassen Ovale ihrer Hinterbacken entblößt hatte. Im Hintergrund hörte man Jake grunzen.
Clarissa knirschte mit den Zähnen, kämpfte mit den Tränen. Sie durfte ihre Verzweiflung nicht zeigen, weil Gabriel dann mit Sicherheit versuchen würde, sie zu verteidigen. Und Marldons brutale Diener würden nicht zögern, ihn umgehend dafür zu bestrafen.
«Oh, Liebes, wie ungeschickt von mir», sagte Alec, kippte sein Glas ein wenig und goss eine weitere Rotweinspur auf den Boden.
Tropfen spritzten auf ihr
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