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Die dunklen Farben der Begierde (German Edition)

Die dunklen Farben der Begierde (German Edition)

Titel: Die dunklen Farben der Begierde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristina Lloyd
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wollen?»
    Der Mann brummelte etwas in seine große Kapuze, streckte seine Hand aus und griff gestikulierend nach der von Clarissa.
    Sie unterdrückte einen Anflug von Ungeduld und tat, wie ihr geheißen. Sie verstand dieses Spiel nicht; sie hatte keine Ahnung, wo es hinführen sollte. Was interessierte es Alec, ob sie zueinanderpassten oder nicht? Und, noch entscheidender, warum gab er sich mit solchem Humbug ab? Alec war doch gewiss zu kühl und rational, um an solche Sachen zu glauben.
    Doktor Paya nahm behutsam ihre Finger in seine, öffnete sie, um ihre Handfläche betrachten zu können. Seine alternden Hände waren schmal und elegant. Seine Berührung war sanft, irgendwie vertraut. Clarissas Herz machte einen Sprung. Das konnte nicht sein. Nein, das konnte es wirklich nicht.
    Der Mann sagte etwas, irgendetwas über Verlust, aber sie hörte seine Worte kaum. Sie horchte nur auf seine Stimme. Sie kam heiser ganz tief hinten aus seinem Hals und war fast tonlos, aber unter alldem lag ein weicher Klang, den sie kannte. Der Doktor hielt seinen Kopf gesenkt, wodurch die Kapuze seinen Kopf vollständig verbarg. Flieh, wollte sie ihm sagen, flieh sofort. Und ihre Hand zitterte.
    Für einen kurzen Moment hob er seinen Kopf. Sie konnte nichts als seine Augen erkennen, Augen, die die Farbe von Brandy im Feuerschein hatten, Augen, von denen eine beunruhigende Intensität ausging. Gabriel hielt ihre Hand ein kleines bisschen fester, beruhigte ihr Zittern. Sie fühlte das Ziehen einer wahrhaftigen Leidenschaft, so schmerzlich in der Erinnerung, so provozierend stark, dass ihr die Glieder schwach wurden. Sie kämpfte um Selbstbeherrschung und hoffte, dass niemand sie auffordern würde, etwas zu sagen.
    Sie starrte auf ihre Hand, auf die bebenden Fingerspitzen, gehalten von seinen. Die vorgebliche Fremdheit einer Berührung, die nichts war im Vergleich mit dem, was früher geschehen war, machte sie verzweifelt und melancholisch. Dies war der Mann, dem sie als Erstem ihren Körper geschenkt hatte; dies war der Mann, den sie geliebt hatte – und liebte.
    Gabriel redete weiter, verwob Unsinn mit naheliegenden Erkenntnissen. Da gab es viele Wahrheiten, über die er hätte sprechen können, sowohl tiefe als auch oberflächliche, aber zu ihrer Erleichterung erwähnte er kaum etwas davon. Er wollte nicht das Risiko eingehen, allzu klug und wissend zu erscheinen. Er wollte nicht besser oder schlechter sein als jeder andere, der für sich in Anspruch nahm, ein Seher zu sein.
    Ein Schuldgefühl übermannte sie. Sie verdiente es nicht, dass er sich für sie in Gefahr brachte. Sie hätte Marldon härter bekämpfen können; sie hätte an ihrer Liebe zu Gabriel festhalten und immer nur an ihn denken können. Aber das hatte sie nicht. Es war einfacher gewesen, sich aufzugeben, und alles war leichter zu ertragen, wenn man seine Gefühle ignorierte.
    «Und ich sehe da … ah, ein Bedürfnis nach Erlösung», sagte Gabriel in leisem, heiserem Ton. «Einen Körper, der sich nach etwas verzehrt, nach einfachen Genüssen.»
    «Papperlapapp», sagte Marldon gesetzt. «Meine Verlobte hat wenig Sinn für fade Kost. Ihr Appetit richtet sich nur auf Bitteres und Saures. Süßes, leider, bedeutet ihr nicht viel.» Er ließ seine Hände von ihren Schultern gleiten, hinunter in ihr glänzendes Kleid. Seine Finger drückten ihre weichen, nackten Brüste.
    Er wusste es. Natürlich wusste er es. Warum sonst hatte sie sich so anziehen sollen? Warum sonst stand er dort und berührte sie derart besitzergreifend? Es geschah, um Gabriel zu quälen. Sie versuchte, den Blick ihres Geliebten aufzufangen, ihn aufzufordern, sich aus dieser Gefahr zu retten, aber er sah sie einfach nicht an. Sie konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, was sein Plan war, und sie hatte große Angst um ihn. Er musste doch bemerkt haben, dass dieses Haus wie eine Festung war.
    «Ihr seht, wie sie mir erlaubt, sie zu berühren, Doktor?», fuhr Marldon fort. «Selbst vor einer so bedeutenden Persönlichkeit wie Euch? Sie schreckt nicht davor zurück, weil es sie unermesslich erregt. Sie denkt an Euer Verlangen, Doktor. Sie weiß, dass Ihr sie begehrt, so wie jeder Mann, und das macht sie stolz. Sie ist stolz auf ihre Macht, und sie ist stolz darauf, dass sie sich mir hingegeben hat. Weil nur ich sie wirklich befriedigen kann. Ist das nicht so, Clarissa?»
    Er spielte mit ihren Brustwarzen, und sie schnellten steif in die Höhe. Sie schluckte schwer, wünschte, dass sie ihn abweisen

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