Die dunklen Gassen des Himmels: Bobby Dollar 1 (German Edition)
zu tun, als es einfach geschehen zu lassen und zu hoffen, dass es nie aufhören würde. Ihre Hände waren dabei die ganze Zeit in Bewegung, streichelten und liebkosten mich; ich spürte ihre kühlen schlanken Finger überall, ablenkend und köstlich.
Doch dann stützte sie sich auf einen Ellbogen empor und fragte, während sie mich umfasst hielt und sachte drückte, mit einem schelmischen Blitzen in den Augen: »Mehr? Oder brauchst du mal eine Pause?«
Ich war in dem Moment nur zu einer Art von Antwort fähig: Ich drehte mich und rang sie wieder zu Boden, leckte, küsste und knabberte mich dann von ihrem Gesicht bis zu ihren Zehen hinab und wieder zurück, wobei ich auf dem Rückweg in der Mitte anhielt, um Nägel mit Köpfen zu machen. Als ich meinen Kopf zwischen ihre Schenkel schob, riss sie einen der hauchzarten Bettvorhänge los, ließ ihn auf uns herabschweben, fasste ihn an einem Ende, schlang ihn mir langsam und liebevoll um den Hals und benutzte ihn als eine Art Zügel, um mich anzutreiben oder zu bremsen, während ich mich in ihre köstliche Feuchtigkeit vertiefte. Ich hörte sie meinen Namen rufen, bis auch dieses Wort sich in unartikulierte Laute auflöste. Doch so sehr ich ihren Geschmack genoss, die kalte Haut und die salzigfeuchte Wärme, ich konnte nicht mehr lange warten – ja, ich konnte überhaupt nicht mehr warten. Während sie dalag und wieder zu Atem zu kommen versuchte, richtete ich mich zwischen ihren Beinen auf und wollte mich über ihr in Stellung bringen, aber sie ließ mich nicht, noch nicht. Sie wälzte mich auf den Rücken, legte mir den Zeigefinger auf den Mund, ummeine Fragen zu unterbinden, hockte sich dann über mich und neckte meine Härte mit ihrer seidigen Weichheit, glitt vor und zurück, ohne mich in sich eindringen zu lassen, bis ich fast so verzweifelt war wie in den beängstigendsten Momenten unseres Kampfs, als ich ihr Messer an meiner Haut gespürt hatte. Und als ob wir immer noch kämpften, bot ich plötzlich meine letzten Kräfte auf und zwang sie auf den Rücken. Diesmal war ich es, der zustach, und sie war diejenige, die einen Laut ausstieß, der wie ein Schmerzensschrei klang. Kalt, kalt, ihre Haut war so kalt … aber inwendig war sie so heiß wie ein Glutofen. Da schrie auch ich auf, überrascht und erstaunt und überwältigt: dass es so sein konnte – dass irgendetwas so sein konnte!
»Er war nie hier«, sagte sie später, als wir nackt und schweißnass auf ihrem Bett lagen. »Er weiß nichts von dieser Wohnung.«
»Dachte ich mir schon. Wäre ja kein besonders gutes Versteck, wenn er es kennen würde. Schließlich willst du dich ja vor ihm verstecken, oder?«
Sie nickte. Ich betrachtete ihr makelloses Äußeres, ihr Schulmädchengesicht mit den uralten Augen, und konnte nicht umhin, mich wieder zu fragen, wie sie wohl wirklich aussah, aber irgendwie war es mir nicht mehr so wichtig. »Nicht nur verstecken. Ich will ihm entfliehen.«
»Was heißt das? Und wenn er nie hier war, warum hast du dann Kleidungsstücke von ihm hier?«
»Weil ich diese Wohnung von denselben Handwerkern habe bauen lassen, die auch all unsere anderen … Refugien gebaut haben, und damit sie nicht misstrauisch wurden, habe ich es genauso gemacht wie sonst, also auch den Schrank mit seinen Sachen bestückt. Um die Rechnungen habe ich mich immer gekümmert, ihn interessiert es sowieso nicht, was Sachen kosten. Er ist ein Höllenfürst – Geld ist für ihn wie Wasser, er dreht den Hahn auf, und es fließt. Also habe ich die Leute diese Wohnunghier nur für mich bauen lassen. Ich habe sie selbst eingerichtet. Ich weiß, du findest sie scheußlich.«
»Nein«, sagte ich, »gar nicht. Nur … überraschend. Nicht so, wie ich erwartet hätte.«
»Von so was habe ich geträumt, seit ich ein kleines Mädchen war. Keine Sorge, wir hatten auch die langweilige Skihütte in Aspen mit der phantastischen Aussicht und die langweilige Stadtwohnung in Manhattan am Central Park West und sogar ein langweiliges kleines Chalet in Gstaad. Aber das hier ist meins . Wenn du also das Geheimnis verrätst und ich diese Wohnung aufgeben muss, dann töte ich dich, Bobby Dollar, ich schwör’s.«
Ihr Ton veranlasste mich, mich aufzustützen, um festzustellen, ob sie scherzte. Es sah nicht so aus. »Hast du … warst du wirklich in ihn verliebt? Wie du gesagt hast?«
Sie zuckte die Achseln und drehte sich weg, um in ihrer Nachttischschublade zu kramen. Sie holte ein dünnes goldenes Zigarettenetui heraus,
Weitere Kostenlose Bücher