Die dunklen Gassen des Himmels: Bobby Dollar 1 (German Edition)
sinken und bis in den Tartarus hinabstürzen können, ohne dass ich es mitgekriegt hätte. »Moment. Ich … Was tun wir hier?«
Sie beugte sich vor, leckte mir ein bisschen Blut von der Brustund grinste mich dann an, den roten Glanz noch auf der Zunge. »Sie erklären euch wohl nicht viel dort oben im Himmel?«
»Ich meine, was tun wir, du und ich? Wir sind doch … wir sollten doch …«
Sie zog sich höher hinauf, um mich auf die Stirn zu küssen – ein überraschend sanfter Kuss, fast schon rituell, die Lippen so kalt wie die einer Marmorstatue –, und rutschte dann wieder tiefer, bis ihr Becken an meinem war, sich an mich presste, sich an mir rieb. »Das ist mir egal!« Sie klang fast betrunken, halb lachend, halb weinend. »Das kümmert mich alles nicht, Bobby. Nicht jetzt. Dieser Moment gehört uns. Was später passiert …« Sie vollendete den Satz nicht, sondern hob mir ihr Gesicht – dieses wunderschöne, trügerische Gesicht – entgegen, und plötzlich kümmerte auch mich nichts mehr. Nicht meine blutenden Schnittwunden und angebrochenen Rippen, nicht meine Freunde und Mitengel, nicht mein Platz in dem großen Konflikt, gar nichts. Wenn der Ghallu persönlich die Tür eingetreten hätte und brüllend und lodernd hereingestampft wäre, hätte ich alles darangesetzt, ihn zu ignorieren. Ich senkte mein Gesicht auf ihres und fühlte meine letzten Vorbehalte schmelzen.
Obwohl unsere Münder praktisch nicht voneinander abließen, brauchte ich nicht lange, um sie aus dem zerrissenen Morgenrock zu schälen, ihre kleinen weißen Brüste und die zarte Kathedrale ihres Brustkorbs zu entblößen und das hauchzarte weiße Nichts von ihren Hüften und ihren Beinen zu streifen, bis sie ganz hellweiße, herrliche Nacktheit war. Sie half mir, mich auszuziehen, ungeduldig an Kleidungsstücken zu ziehen und zu zerren, bis wir beide über unsere chaotischen Bemühungen lachten, doch auch dabei noch pressten wir so viel Haut aneinander, wie wir nur konnten, fiebrig und hungrig. Wir waren ein einziges Glitschen und Küssen und Lecken und Beißen, ein unablässiges Kosten des Salzgeschmacks von Blut und Schweiß.Casimira kam praktisch ohne Worte aus, produzierte nur kleine Laute der Überraschung und des gespielten Protests, wenn etwas ihrer zärtlichen Zuwendung entzogen wurde, und schnurrte zufrieden, wenn sie dafür etwas anderes bekam. Wir waren beide mit brennenden kleinen Wunden übersät, die wir uns größtenteils gegenseitig zugefügt hatten, doch hier in diesem fensterlosen Raum schien selbst dieser Schmerz nur das Spektrum unserer Lust zu erweitern.
Ihre Haut war so kalt wie ein Fischbauch, glatt und – an den wenigen Stellen, wo sich meine schweißnasse Haut nicht daran gerieben hatte – trocken, und nur ein leiser Hauch von Blut und Meeresmoschus schlängelte sich durch ihren süßen Duft wie eine Schlange durch einen Blumengarten. Als ich mein Gesicht an ihren Bauch presste, hatte ich einen Moment – und nur einen Moment – lang den Gedanken, dass Casimira eine Art animierter Leichnam war, dass man mich durch irgendwelche Tricks dazu gebracht hatte, etwas Totes zu lieben. Ich wich erschrocken zurück, aber ein Blick auf das ängstliche Verlangen in ihrem Gesicht sagte mir, dass das, was zwischen uns lief, etwas viel, viel Komplizierteres war als nur irgendeine Kriegslist. Wir waren unterschiedliche Wesen aus verschiedenen Welten, aber im Moment wollten wir beide das Gleiche, auch wenn keiner von uns genau wusste, was das bedeutete.
Sie hatte den Körper einer Balletttänzerin, nirgends ein Gramm Fett, die Brüste mädchenhaft klein mit amaranthfarbenen Knospen, so fest und kalt wie Eiskrem, die direkt aus dem Gefrierfach kommt. Ein zarter Schimmer von feinem, hellem Haar zog sich als nahezu unsichtbare Linie von ihrem Nabel über den flachen Unterleib zu ihrem Venushügel und vereinigte sich dort mit dem fast-weißen Bausch, der die Spalte verbarg. Als ich ihre Beine spreizte, um sie dort zu betrachten, bebten ihre Schenkelmuskeln, und sie machte ein Geräusch, als kämpfte sie gegen die Tränen an. Verzweifelt, so schien es, zog sie sich ins Sitzenhoch, drückte mich mit den flachen Händen ein Stück von sich, nahm dann meinen Schwanz in den Mund und machte mit ihrer verblüffend kühlen Zunge Sachen mit mir, die ich nicht erklären kann, zumal ich mich nicht genau daran erinnere, aber das Gefühl war so, dass ich auf den Rücken sank und eine ganze Weile nur dalag, außerstande, irgendetwas anderes
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