Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die dunklen Gassen des Himmels: Bobby Dollar 1 (German Edition)

Die dunklen Gassen des Himmels: Bobby Dollar 1 (German Edition)

Titel: Die dunklen Gassen des Himmels: Bobby Dollar 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
Vom Netzwerk:
vergangen, und ich hoffte, dass mir irgendwas Neues ins Auge springen würde.
    Selbst das Merkmal Atheismus, das bei Walker und ein paar anderen hervorstach, war nicht durchgängig: Mehrere der verschwundenen Seelen gehörten Leuten, die offenbar ein ziemlich durchschnittliches Verhältnis zur Religion gehabt hatten, und ein Mann war sogar ein recht bekannter christlicher Geistlicher gewesen, das Oberhaupt einer erfolgreichen, modernen evangelikalen Glaubensgemeinschaft, die unter den abgefallenenKatholiken von Spanishtown großen Zulauf hatte. Zumindest oberflächlich betrachtet schienen die verschwundenen Seelen ein willkürlich zusammengewürfelter Haufen.
    Ich hatte mich bereits durch Kartoffelpuffer, Speck und zwei Becher Kaffee gearbeitet und nahm gerade den Fruchtsalat in Angriff, als mir schließlich aufging, dass ich die ganze Zeit nach entlegeneren Zusammenhängen wie Wohngegend, Arbeitsstätte, Organisationen und sogar Schulen der Kinder gesucht, aber die primäre Gemeinsamkeit, die sie alle verband, außer Acht gelassen hatte – ihren Tod. Walker war ein Suizid. Rubios, der Geistliche, war von einem Bürobalkon gestürzt, als ein Geländer nachgab, und eine hochgeachtete Stanford-Wissenschaftlerin war auf einer Nahverkehrsstation vor eine einfahrende Bahn gefallen, ohne dass sich jemand in ihrer unmittelbaren Nähe befunden hatte. Die Polizei war zu dem Ergebnis gekommen, dass es sich um einen tragischen Unfall handelte. Und die übrigen? Zwei Selbstmorde und drei natürliche Todesfälle.
    Nanu? War das nicht ein ganz schön hoher Selbstmordanteil unter sieben ansonsten völlig disparaten Todesfällen? Hatten sich all diese Menschen wirklich aus eigener Entscheidung das Leben genommen? Einer der Selbstmörder war sehr krank gewesen, was Fremdeinwirkung unwahrscheinlicher machte, aber natürlich keineswegs ausschloss.
    Doch mal angenommen, Eligor oder irgendein anderes findiges Mitglied der Hölle hätte ein Verfahren gefunden, Seelen von Verstorbenen direkt vor unseren Engelnasen wegzustibitzen – warum hätte derjenige dem Ableben der Betreffenden in irgendeiner Weise nachhelfen sollen? Es verabschiedeten sich doch permanent Leute aus der Spirale des Erdenlebens. Beide Seiten hatten Tausende von Kräften im Einsatz, nur um diese Übertritte ins Jenseits zu managen. Warum sollte sich jemand die Mühe machen, ein paar Leute vorzeitig aus ihrem Erdenkörper zu befördern, nur um ihre Seelen zu kidnappen? Es sei denn,irgendeine spezielle Art von Tod wäre nötig, damit die betreffende Seele abgegriffen werden konnte … war das die Funktion von Leuten wie diesem angeblichen Habari? Den Ausgewählten zu »helfen«, ihren Körper zu verlassen, ob sie es wollten oder nicht? Aber der Reverend Dr. hatte doch offenbar ganz schön viel Zeit mit Edward L. Walker verbracht, für jemanden, dessen Aufgabe es einfach nur war, einen Mord zu begehen. Selbst wenn es nötig war, die betreffende Person vor ihrem Ableben mit irgendetwas zu versehen – einer Art Seelenabsorber oder einem ähnlich Science-Fiction-mäßigen Gerät –, wäre es doch wohl einfacher, einen professionellen Taschendieb zu beauftragen, der Zielperson das Ding unterzujubeln, als jemanden wie Moses Habari über Wochen zu freundschaftlichen Gesprächen in deren Wohnzimmer einzuschleusen.
    Nein, ich hatte immer noch nicht genug Informationen, um auch nur ansatzweise zu durchschauen, was es mit dem Verschwinden der Seelen auf sich hatte. Die Methode war mir schleierhaft, und das Motiv ebenfalls. Warum sollte jemand Seelen klauen und es zu tarnen versuchen? Nicht dass es die Gegenseite nicht genossen hätte, zu etwas Derartigem in der Lage zu sein, aber wenn es in einem Spiel nur zwei Parteien gibt und eine sowieso immer mogelt, warum sollte sie dann ihren neuesten Trick verheimlichen? Es waren doch nur zwei Parteien im Spiel, oder …?
    Ich überflog die Informationen, die mir Fatback über die Todesfälle geschickt hatte, rechtsmedizinische Berichte, Aussagen derjenigen, die die Toten aufgefunden hatten, aber noch immer fiel mir nichts auf außer dem tragischen und in etlichen Fällen vorzeitigen Ende all dieser erfolgreichen Erdenleben …
    Da sprang es mich an – ja, es schrie mir regelrecht »Buh!« ins Gesicht und rempelte mich fast um. Erfolgreiche Erdenleben . Die Art und Weise, wie diese Leben geendet hatten, mochte völlig disparat erscheinen, und es mochte diese Menschen auchsonst nichts verbunden haben, aber eins hatten sie alle gemeinsam

Weitere Kostenlose Bücher