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Die dunklen Gassen des Himmels: Bobby Dollar 1 (German Edition)

Die dunklen Gassen des Himmels: Bobby Dollar 1 (German Edition)

Titel: Die dunklen Gassen des Himmels: Bobby Dollar 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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meine Vermutung bestätigte, und es erleichterte mich ein Stück weit, was Clarences Ehrlichkeit anging, wenn es auch noch lange nicht bewies, dass er sauber war. »Das ist nicht wie eine Internetsuche oder so was«, erklärte er, und ich gab mir Mühe, so zu tun, als wüsste ich das nicht. »Im Archiv werden nur Leute geführt, die es wirklich gibt. Über diesen Patrillo habe ich alles Mögliche gefunden, aber bei den anderen Namen, diesem Habari und den Deutschen und den übrigen … da gibt’s einfach nichts. Die sind jedenfalls zurzeit nicht unter den Lebenden, falls sie’s je waren.«
    »Liegt wahrscheinlich daran, dass es sie nicht wirklich gibt«, sagte ich. »Reg dich ab, Junge. Ich glaube dir, dass das alles ist, was du gefunden hast, und ich bin mir ziemlich sicher, dass auch niemand anders mehr gefunden hätte …«
    Weiter kam ich nicht, weil in diesem Moment Sheila, Clarences Mitbewohnerin und Ersatzmutter, die Küche betrat. Sie trug Pantoffeln und einen dunkelgrünen Velourhausmantel. »Guten Morgen, Harrison«, flötete sie und blieb dann stehen, sichtlich überrascht, mich anzutreffen. »Oh! Hat dein Freund … hier übernachtet?« Ihre Miene war eine Mischung aus Verwirrungund dem Reflex, sich nicht in etwas einmischen zu wollen, das sie offensichtlich für eine Privatangelegenheit hielt.
    »Ja, Ma’am«, sagte ich munter. »Wir haben noch so lange Twister gespielt, dass ich dann einfach bei Harrison auf dem Boden gepennt habe.« Ich wandte mich zu dem Jungen, der sich verschluckt und beim Husten mit Kaffee bekleckert hatte. »Alles klar, Kumpel?«
    »Twister …?«, sagte sie unsicher.
    »Ja, ist ein Kartenspiel. Eine Variante von Zwei-Mann-Stud. Stört Sie doch hoffentlich nicht, dass ich hier geschlafen habe – war bisschen spät, um noch nach Hause zu fahren.«
    »Natürlich stört mich das nicht«, sagte sie. »Wollt ihr beide irgendwas frühstücken?«
    »Er vielleicht«, sagte ich und stand auf. »Ich muss zur Arbeit. Bis dann, Harrison. Danke für den Spieleabend.«
    Clarence sah aus, als wünschte er, der Ghallu hätte mich doch erwischt.
    Obwohl ich die Umstände, die dazu geführt hatten, dass Eligor mich von seinem Schoßmonster jagen ließ, immer noch nur partiell kannte – ich wusste, warum der Großfürst glaubte, ich hätte die goldene Feder. Aber ich wusste weder, warum Grasswax gesagt hatte, ich besäße sie, noch, mit was für einem perversen Deal die Feder in Zusammenhang stand. Es konnte meines Erachtens kein Zufall sein, wenn Grasswax, Caz, Eligor und ich irgendwie sowohl in die Sache mit den verschwundenen Seelen als auch in die mit der verschwundenen Feder verwickelt waren, zumal es jetzt auch noch so aussah, als wäre beides am selben Tag passiert. Ja, ich war mir zunehmend sicher, dass die Feder irgendwie mit dem ganzen Schlamassel zu tun hatte, der mit Edward Walkers Tod begonnen hatte. Ich wollte auch wissen, warum Walker und die anderen gesoulnapt worden waren. Waren sie einfach Zufallsopfer? Aber wenn ja, warum waren siedann vorher so gründlich ausgecheckt worden, wie es Habaris persönliche Besuche bei Walker nahelegten? Arbeitete Habari für die Seelenräuber … oder gegen sie?
    Dass Reverend Dr. Habari und die anderen Namen aus Magianer-Zusammenhängen im Register realer Personen nicht existierten, bestärkte mich nur in der Überzeugung, dass zwischen Eligors Feder und den verschwundenen Seelen ein Zusammenhang bestand. Die komplizierte Dokumentenkette, die von den Magianern zu Eligor führte, deutete darauf hin, dass der Großfürst, ob er nun die treibende Kraft hinter dem Großen Seelenklau war oder nicht, jedenfalls irgendeinen Grund hatte, seine Rolle in dem ganzen apokalyptischen Debakel zu verschleiern. Mir wurde klar, dass ich alles über die bislang verschwundenen Seelen herausfinden musste oder jedenfalls so viel, dass ich nach irgendwelchen Gemeinsamkeiten suchen konnte. Ich musste mich beeilen, und ich hatte wenig Hoffnung, dass mir die Gipfelgespräche zwischen Himmel und Hölle brauchbare Antworten liefern würden – nicht, wenn es auf beiden Seiten so viel unterm Deckel zu halten galt.
    Am Camino Real suchte ich mir einen Coffee-Shop, der so aussah, als würde ich der einzige Gast sein, orderte ein spätes Frühstück und nahm mir dann die Informationen vor, die mir Fatback über die Personen aus San Judas geschickt hatte, deren Seelen laut Monica verschwunden waren. Es war nicht das erste Mal, dass ich sie las, aber inzwischen waren Tage

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