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Die dunklen Gassen des Himmels: Bobby Dollar 1 (German Edition)

Die dunklen Gassen des Himmels: Bobby Dollar 1 (German Edition)

Titel: Die dunklen Gassen des Himmels: Bobby Dollar 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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nichts Gutes.
    Noch während ich an Sams Ärmel zog, kamen sie schon um die Flurecke, große, geduckte Gestalten in schwerer Schutzausrüstung, jede mit einer Art Nachtsichtgerät, ähnlich den Stielaugen einer Schnecke. Sam und ich rannten in die entgegengesetzte Richtung, zum Treppenhaus, durch das ich heraufgekommen war. Wir öffneten die Tür, so leise wir konnten, aber Eligors Männer mussten Horchgeräte benutzen oder aber ein besonders feines Gehör besitzen: Mündungsfeuer zuckte, und wir hörten das stotternde Geräusch automatischer Waffen, als wir hinausstürzten und die Tür hinter uns zuknallten.
    »Warte mal kurz«, sagte ich.
    »Keine gute Idee«, erwiderte Sam.
    »Ich will nur …« Ich bekam endlich das Erweiterungsmagazin aus meiner Pistole und schnippte die Silberpatronen heraus in meine Tasche. Dann beugte ich mich ins Treppenhaus und warf das leere Magazin auf eine entferntere Stufe der aufwärts führenden Treppe. »Sie haben Infrarotsichtgeräte – sie werden es sehen. Vielleicht denken sie dann, wir sind da lang gegangen.« Und sie würden zur Kenntnis nehmen, dass ich eine große Faustfeuerwaffe hatte, was auch nichts Schlimmeres bewirken konnte, als unsere Verfolger etwas vorsichtiger zu machen.
    Als wir auf unserem Spurt die Treppe hinab zwischen zweitem und erstem Stock waren, sagte ich: »Wir müssen schleunigst aus diesem Gebäude raus. Das nächste Stockwerk ist dasHalbgeschoss, direkt überm Ballsaal, und selbst wenn es noch steht, ist es garantiert voll von Feuerwehr und wer weiß, was noch.«
    »Warum willst du dann da lang?«
    »Weil wir uns hinten rausschleichen werden.« Ich rang um Atem. »Zum Bootshafen.« Das Hotel hatte einen eigenen kleinen Hafen, da nicht wenige Ralston-Gäste mit teuren Booten kamen.
    »Warum?« Auch Sam keuchte. Unser Dialog klang ein bisschen, als würden wir beide gerade kräftig massiert. »Wollen wir eine Yacht klauen?«
    »Besser. Klappe jetzt. Ich versuche, was auf meinem Handy zu erkennen.«
    Wir stürzten hinaus in den ersten Stock, der menschenleer war, aber voll von Staubschwaden und Brandgeruch. Ich hoffte, dass das alles von unten kam und wir uns nicht plötzlich zwischen Eligors Gorillas und einer Feuerwand gefangen finden würden. Das einzig Gute war, dass die Gruppe, die uns verfolgte, relativ klein gewesen war, nicht mehr als ein halbes Dutzend. Sie hatten wahrscheinlich doppelt so viele Leute in mein Stockwerk geschickt, würden aber ziemlich schnell feststellen, dass ich nicht da war. Wenn der Großfürst nicht so beschäftigt gewesen wäre, seine Macht auszukosten, indem er zusah, wie Caz mir den Laufpass gab, ohne dass er selbst auch nur einen Finger zu rühren brauchte, hätte er ja seine Männer anrufen und ihnen sagen können, dass ich draußen vor dem Hotel war. Jedenfalls konnte ich es mir nur so erklären, dass er mich hatte laufenlassen, als ich eine leichte Beute gewesen wäre.
    Wir spurteten durch den breiten Flur, vorbei an diversen Konferenzräumen, und erreichten das Ende genau in dem Moment, als jemand die Treppenhaustür, durch die wir gekommen waren, mit dem Fuß aufstieß. Eine Geschosssalve spritzte rechts von uns an die Wand und verlor sich dann an der Decke.
    »Stehenbleiben!«, rief jemand. »Polizei! Sie kommen hier nicht raus! Waffen wegwerfen und auf den Boden legen!«
    »Wenn das die Polizei ist«, knurrte Sam, während wir mit der Tür zur Treppe kämpften, »bin ich der kleine Trommler.«
    Ich stürzte die Treppe hinab, dicht gefolgt von meinem Freund. »Wir müssen irgendwie zum Bootshafen kommen, ohne ins Erdgeschoss zu müssen, wo alles in Fetzen gesprengt ist.«
    »Es gibt eine Rolltreppe runter zum Pool«, sagte Sam. »Von da kommen wir zu den Booten.«
    Ich hörte die Treppenhaustür über uns aufgehen, dann einen kurzen Feuerstoß, dann Fluchen: Die Schüsse mussten sich versehentlich gelöst haben. Eine Kugel sauste tatsächlich, von Wand zu Wand prallend, über uns hinweg, riss Bröckchen aus dem Verputz und zerfetzte Wandbehänge.
    Das Erdgeschoss war an diesem Ende nicht beschädigt, aber der Rauch und der Staub waren noch dichter, und zur Vorderseite des Hotels hin brannte es ganz offensichtlich, denn man sah durch den grauen Nebel das Glühen von Flammen. Ich hörte jetzt Schreie, und es waren nicht nur die erregten Stimmen der Rettungskräfte, sondern echte Schmerzens- und Angstschreie. Ich versuchte, nicht daran zu denken, dass das irgendwie alles meine Schuld war – dass die ganze Zerstörung

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