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Die dunklen Gassen des Himmels: Bobby Dollar 1 (German Edition)

Die dunklen Gassen des Himmels: Bobby Dollar 1 (German Edition)

Titel: Die dunklen Gassen des Himmels: Bobby Dollar 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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einem Ping aufging, schob ich mich durch eine hereindrängende Gruppe betrunken kichernder Dämonen nach draußen und durchquerte rasch die Lobby, entdeckte sie aber nirgends und marschierte weiter zum Ausgang. Ich krachte fast durch die Glastür, als die sich nicht schnell genug öffnete, denn ich hatte ihre langen Beine vom Parkservicebereich die Front des Hotels entlang zum Parkplatz schreiten sehen. Keiner der Parkpagen oder Gäste schien groß herzuschauen, also spurtete ich ihr hinterher.
    Ich holte sie an der Ecke des Gebäudes ein, wo sie stehengeblieben war, als ob sie auf jemanden wartete. Ich war mir ziemlich sicher, dass dieser Jemand nicht ich war. Der Geruch desnahen Wassers war intensiv, und ich hörte die klagenden Laute von Möwen. Seit dem Einchecken war ich nicht mehr draußen gewesen: Ich hatte schon fast vergessen, dass wir auf Sand Point waren.
    Als sie mich sah, sackte ihr ganzer Körper zusammen, als hätte sie ein Schuss getroffen, aber sie straffte sich sofort wieder und wich vor mir zurück. Meine Jacke war über der bloßen Brust nur halb zugeknöpft, meine Schuhe schlappten. Ich musste aussehen wie ein liebeskranker Penner.
    »Was denn jetzt noch?« In ihren Worten lag Kälte.
    »Ich glaube nicht, dass du tust, was du willst«, sagte ich.
    »Du hast keine Ahnung, was ich will, Bobby. Du glaubst nur, du wüsstest es. Ich bin nicht die, für die du mich hältst.« Sie sagte es mit der Geduld einer müden Mutter gegenüber ihrem verzogenen Kind. »Ich bin eine Million Mal schlimmer, als du’s dir vorstellen kannst. Ich bin seit Jahrhunderten in der Hölle.« Sie lachte. Es zu hören, war schmerzhaft. »Sie haben mich schon vor langem gebrochen. Ich bin eine Lebenslängliche.«
    »Quatsch. Du hättest nicht …«
    »Was hätte ich nicht? Mit dir gevögelt? Glaubst du, das macht dich zu was Besonderem? Werd mal erwachsen, Dollar!« Sie blickte über ihre Schulter, als ein großer schwarzer Wagen langsam vom Hotelportal herangerollt kam. »Oh, Shit.«
    Sie packte mich und schob mich in den Schatten des Gebäudes, aber der Wagen kam näher und hielt keine zehn Meter entfernt an der Bordsteinkante. Ich sah eine hellhaarige Gestalt auf dem Fahrersitz und wusste, dass es Eligor war.
    »Du gehst mit ihm weg?« Ich fragte mich jetzt allmählich, inwieweit ihr Besuch ihre eigene Idee gewesen war und inwieweit eine Maßnahme von Eligor, um mich in eine Verfassung zu bringen, in der ich leichter zu töten war. Im Moment war es mir tatsächlich egal, ob er mir mitten ins Herz schoss. Wäre nicht das erste Mal, dass mir das passierte. Nicht mal das erste Mal indieser Nacht. Mir kam überhaupt nicht der Gedanke, dass ich ja auch eine Waffe trug.
    »Ja, natürlich gehe ich mit ihm. Verstehst du denn nicht? Ich habe keine andere Wahl.«
    »Hat er die Feder?«
    Sie schüttelte den Kopf, drückte mich aber immer noch gegen die Gebäudewand. »Wach auf, Bobby! Das ist kein Detektivroman. Nein, er hat sie nicht. Ich hab sie auch nicht, und ich weiß nicht, wo sie ist. Ich hab dir doch erzählt, wie es war.«
    »Warum hat er dich dann zurückgenommen?«
    Sie trat einen Schritt zurück, sodass sie zur Hälfte in das Licht vom Hotelportal getaucht war. Hinter ihr sah ich, wie Eligor sich ein wenig vorbeugte, wie um uns zu beobachten. Kurz glommen seine Augen rot im Dunkel des Wageninneren, für Unbeteiligte wäre es fast mit dem Leuchten einer Diebstahlwarnanlage zu verwechseln gewesen.
    Verdammter Angeber , dachte ich.
    »Er hat mich zurückkommen lassen … weil er Sachen über dich wissen wollte. Alles über dich. Und ich habe ihm alles gesagt. Okay? Bist du jetzt zufrieden? Ich habe dich verraten, Bobby. Wie ein guter Dämon. Wie du es dir hättest ausrechnen können.«
    »Aber alles andere, was wir …«
    »Alles andere war Lüge!« Sie senkte den Kopf. Als sie ihn wieder hob, hatte ihr Gesicht einen Ausdruck von Wut und Qual, wie ich ihn noch nie gesehen hatte. »Klar habe ich gedacht, wir könnten etwas voneinander haben. Ich mag Studenten – das sagte ich ja. Ich dachte, wir könnten vieles zusammen studieren. Könnten vielleicht sogar voneinander lernen. Aber das war ein Irrtum. Du trägst schon zu lange einen Körper, Dollar. Du bist wie jeder Engel oder Dämon, der den Sitten der Eingeborenen verfällt. Du hast dir von deiner menschlichen Verkleidung Dinge weismachen lassen, die nicht so sind – die nicht so sein können.« Sie trat jetzt ganz ins Licht hinaus. »Mach’s gut, Bobby.«
    Sie drehte

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