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Die Dunklen Wasser Des Todes: Roman

Die Dunklen Wasser Des Todes: Roman

Titel: Die Dunklen Wasser Des Todes: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry , K. Schatzhauser
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Kalamanos hat die Hochzeit abgesagt, als ob wir unrein wären, und damit allen Vatatzes ein Kainsmal aufgedrückt. Niemand wird daran denken, dass der Grund ein unbekanntes Gift war, wohl aber an die Gerüchte, in denen es hieß, Maria sei eine Hure! Und Ihr habt zugelassen, dass dieser Klatsch umlief, obwohl Ihr die Möglichkeit hattet, den Leuten die Wahrheit zu sagen.«
    »Dass es sich um eine Vergiftung handelte, hättet Ihr sagen können«, hielt sie dagegen. »Ich nicht.«
    »Wer würde uns glauben, wenn Ihr nicht bestätigt, was wir sagen?« Er sprach undeutlich, Anna merkte, dass er getrunken hatte. »Das Gift hat gewirkt, nicht wahr? Es hat sie zwar nicht umgebracht, aber die Möglichkeit hat bestanden. « Er war so dicht vor sie getreten, dass sie seinen
sauren Schweiß und den Geruch des Weines in seinem Atem riechen konnte.
    Sie stieß hervor: »Ihr hättet allen Leuten sagen können, dass man sie vergiftet hat.«
    »Ihr habt sie mit Eurem scheinheiligen Schweigen ebenso zugrunde gerichtet, als wenn Ihr selbst ihr das Gift gegeben hättet«, sagte er tückisch. »Jetzt ist es so, als wäre sie tot.«
    »Weil die Ehe mit Ioannis Kalamanos nicht zustande kommt?«, fragte sie. »Wenn er sie liebte, würde er ihr glauben und sie trotz allem heiraten.«
    Georgios sprang vor und schlug Anna so heftig mitten ins Gesicht, dass sie zurücktaumelte. Dabei stieß sie mit der rechten Hand gegen die Kante eines Tischchens, und der Schmerz fuhr ihr durch den ganzen Arm. Georgios packte sie, zog sie an ihrer Tunika zu sich her und schlug erneut zu. Die Angst, die sie förmlich lähmte, ließ ihr den Atem stocken. Sie war benommen und schmeckte Blut im Mund. Ihr war klar, dass er nicht aufhören würde, auf sie einzuschlagen. Jeden Augenblick konnte ihre Kleidung zerreißen, würden die Polster und ihre Brüste zum Vorschein kommen. Dann würde es vollends keine Rolle mehr spielen, ob er sie umbrachte oder nicht, denn dann wäre ohnehin alles zu Ende. Bei seinem nächsten Ansturm gelang es ihr, sich zur Seite zu werfen und nach einem kleinen Hocker zu greifen, der halb unter dem Tischchen stand. Sein Schlag landete auf ihrer Schulter, so dass ihr Arm vollständig gefühllos wurde. Sie nahm den Hocker mit der anderen Hand und holte mit aller Kraft aus. Als der Hocker sein Gesicht traf, brüllte er vor Schmerzen auf. Als Nächstes ertönte ein schriller Schrei, der auf keinen Fall aus seinem Mund gekommen sein konnte.

    Alles schmerzte sie, sie konnte kaum noch etwas sehen. Von einem Augenblick auf den anderen waren mehrere Menschen um sie herum, sie hörte Schreie und den dumpfen Aufprall von Körpern, die gegeneinanderstießen. Dann fiel etwas schwer zu Boden, und sie hörte nichts mehr außer tiefen Atemzügen.
    Als jemand nach ihr griff, erstarrte sie und überlegte, auf welche Weise sie sich wehren könnte.
    Aber es waren sanfte Hände, die sie vom Boden aufhoben und ein feuchtes Tuch auf ihre klaffende Wunde an der Wange und am Kinn legten. Sie schlug die Augen auf und sah das Gesicht eines Mannes, den sie kannte, ohne dass sie hätte sagen können, woher.
    »Nichts ist gebrochen«, sagte er mit trübseligem Lächeln. »Es tut mir leid. Wir hätten früher kommen müssen.«
    Warum konnte sie sich nicht an den Mann erinnern? Er legte ihr erneut das feuchte Tuch auf das Gesicht. Es war voll Blut.
    »Wer seid Ihr?« Sie wollte den Kopf schütteln, doch bei der kleinsten Bewegung durchfuhr sie der Schmerz wie eine Messerklinge.
    »Ich heiße Sabas«, gab er zurück. »Aber ich nehme nicht an, dass Ihr den Namen schon einmal gehört habt.«
    »Sabas …« Der Name sagte ihr in der Tat nichts.
    »Zoe Chrysaphes hat sich um Euch gesorgt«, fuhr er fort. »Sie kannte Georgios Vatatzes’ übertriebenen Familienstolz, und sie wusste, dass er gewalttätig war.«
    Es kam ihr vor, als stehe ihr Herz still. »War?«
    Sabas zuckte die Achseln. »Er hat auch uns angegriffen, und um ihn zu überwältigen, mussten wir …« Er beendete den Satz nicht.
    Sie setzte sich ein wenig weiter auf und sah an ihm vorbei.
Georgios lag am Boden, das Gesicht voll Blut. Der Winkel zwischen Kopf und Schulter zeigte ihr deutlich, dass sein Genick gebrochen war.
    Ein weiterer Mann stand neben ihm.
    »Macht Euch keine Sorgen«, sagte Sabas rasch. »Wir schaffen ihn fort. Vielleicht könnt Ihr sagen, dass Euch ein Einbrecher angegriffen hat und es Euch gelungen ist, ihn zu verscheuchen.«
    Mit einem Mal lachte sie fast hysterisch auf. »Wenn man mich

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