Die Dunklen Wasser Des Todes: Roman
und ihn sieht, wird wohl niemand noch einmal versuchen, mich zu berauben.«
Sabas lächelte, wobei die scharfen Züge seines Gesichts sanfter wurden. »Es war ein hoher Preis, aber er war es wert.« Er half ihr auf und führte sie zu einem Stuhl. »Können Eure Diener sich um Euch kümmern, oder sollen wir nach einem anderen Arzt schicken?«
»Nein, es geht, vielen Dank«, gab sie zurück. »Würdet Ihr so freundlich sein, Zoe Chrysaphes für ihre Fürsorge zu danken? Euch danke ich für Euren Mut. Wenn Ihr oder einer Eurer Freunde je Hilfe brauchen solltet, werde ich sie Euch gern gewähren.«
Er verneigte sich, dann hoben er und der andere Giorgios Vatatzes auf und trugen ihn hinaus. Schreckensbleich kam Simonis hereingestürzt. Während sie sich bemühte, die Wunden ihrer Herrin zu säubern und Salbe auf ihre Abschürfungen zu streichen, jagten sich Annas Gedanken. Sie hätte es sich denken müssen, dass Georgios Vatatzes die Zurückweisung seiner Schwester durch die Familie ihres Verlobten übel aufnehmen würde. Oder lag der Fall komplizierter?
Hing auch das mit dem Mord an Bessarion und mit alten Ängsten zusammen? Ging es um Rache für längst vergangene
Vorfälle? Woher hatten Zoes Beauftragte gewusst, wo und warum sie eingreifen mussten? Sobald sich Anna die Dinge klargemacht hatte, lag die Antwort auf der Hand. Zoe hatte Maria vergiftet, weil ihr klar war, dass sie damit die Familie Vatatzes zugrunde richten konnte. In Wahrheit hatte sie Sabas und seinen Gefährten nicht geschickt, um Anna zu retten, sondern um sicherzustellen, dass Georgios getötet wurde.
Womit mochten die Vatatzes Zoe zu solchem Hass getrieben haben?
KAPİTEL 36
Als Anastasios in Zoes prächtigen Empfangsraum gehinkt kam, bemühte er sich, seinen Grimm zu verbergen. Sein Blick war so hart wie Kiesel am Strand. Sein Gesicht war geschwollen, voller Wunden und Abschürfungen. Er legte Kräuter auf den Tisch, als habe Zoe sie bestellt. In Wahrheit sollten sie lediglich dazu dienen, nach außen hin einen Vorwand für sein Kommen zu liefern.
»Was ist das?«, fragte Zoe interessiert. Man konnte glauben, sie habe nicht bemerkt, wie fürchterlich er zugerichtet war, oder halte das für das Selbstverständlichste auf der Welt.
»Das Gegenmittel für das, womit Ihr Maria Vatatzes vergiftet habt«, gab er mit eisiger Stimme zurück. »Ich habe es Euch gebracht, damit Ihr wisst, dass ich es besitze, und, nebenbei gesagt, weitere Gegengifte. Arsenios Vatatzes weiß übrigens auch, dass ich es habe.«
Zoe hob die Brauen. »Es scheint ziemlich lange gedauert
zu haben, bis Ihr es gefunden habt. Georgios hat Euch wohl nichts über Bessarions Tod gesagt, bevor er über Euch hergefallen ist? Wie schade, dass Ihr jetzt nichts mehr erfahren werdet.«
Zorn flammte in Anastasios’ Augen auf. »Beim nächsten Mal wird es nicht so lange dauern, bis ich dahinterkomme«, gab er zurück, ohne auf Zoes Frage nach Georgios und Bessarions Tod einzugehen, »denn dann werde ich wissen, wo ich zu suchen habe. Natürlich sähe das anders aus, wenn Ihr das Opfer einer Vergiftung wäret. Vielleicht würdet Ihr es dann als Erste finden, vorausgesetzt, es geht Euch gut genug, um Euch vom Lager zu erheben.«
Zoe war verblüfft. Wollte der Eunuch ihr etwa drohen? »Wie undankbar von Euch, Anastasios, wenn man bedenkt, dass ich Sabas ausgeschickt habe, um Euch zu retten. « Sie musterte ihn gründlich von Kopf bis Fuß. »Ihr seht entsetzlich aus. Das soll nicht bedeuten, dass ich an Sabas’ Worten gezweifelt hätte. Er lügt nie.«
Anastasios’ Züge strafften sich. »Er hat die Wahrheit gesagt. Wenn er nicht gekommen wäre, würde ich nicht mehr leben. Weil ich dafür dankbar bin, habe ich es unterlassen, in aller Öffentlichkeit zu verkünden, dass Ihr Maria vergiftet habt. Ich habe die Blumenhändlerin, die ihr die vergifteten Blumen in Eurem Auftrag geschickt hat, gebeten, ebenfalls nichts zu sagen, und sie hat mir das zugesichert. Sollte ihr allerdings etwas zustoßen, werde ich sprechen. Ihr könnt nicht alle Leute vergiften. Auch sollt Ihr wissen, Arsenios weiß nicht nur, dass Ihr seine Tochter zugrunde gerichtet habt, ihm ist auch klar, wer hinter dem schändlichen Tod seines Sohnes steckt. Ich ahne nicht, warum Ihr ihn hasst, aber er kennt die Zusammenhänge und hat Schritte unternommen, sich zu schützen.«
»Ihr droht mir!«, sagte Zoe verblüfft. Sonderbarerweise gefiel ihr das.
»Ihr scheint das amüsant zu finden«, sagte Anastasios und verzog
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