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Die Dunklen Wasser Des Todes: Roman

Die Dunklen Wasser Des Todes: Roman

Titel: Die Dunklen Wasser Des Todes: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry , K. Schatzhauser
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angewidert den Mund. »Das scheint mir unklug. Am gefährlichsten sind Menschen, die nichts zu verlieren haben. Sofern Ihr Arsenios hasst, hättet Ihr ihm etwas lassen sollen, was es ihm lohnend erscheinen lässt, weiterzuleben. Ihr habt einen Fehler begangen.« Er wandte sich um und verließ den Raum, nach wie vor hinkend, aber würdevoll.
    Auf keinen Fall durfte Zoe zulassen, dass Arsenios fortfuhr, Gerüchte auszustreuen. Sie musste unbedingt etwas gegen ihn unternehmen. Aber was?
    Auch hier bot sich Gift als beste Möglichkeit an. Der Umgang damit war ihre Stärke. Natürlich würde er von ihr nie etwas zu essen oder zu trinken annehmen, nicht einmal in aller Öffentlichkeit. Sie würde eine andere Möglichkeit finden müssen, es ihm zu verabreichen.
    Weitere hundert Kerzen für die Muttergottes.
    Sie wählte sorgfältig ein Gift aus, für das es kein Gegenmittel gab. Es war farb- und geruchlos und wirkte so rasch, dass er keine Gelegenheit haben würde, um Hilfe zu rufen oder etwas gegen sie zu unternehmen, bevor er bewegungsunfähig war. Es war ideal. Als Ursache seines plötzlichen Todes würde man eine innere Blutung vermuten. Niemand würde sie je verdächtigen können, denn sie hatte dieses Mittel noch nie benutzt, und niemand könnte nachweisen, dass sie es irgendwo gekauft hatte, denn sie besaß es schon seit vielen Jahren.
    Weitere hundert Kerzen. Der Priester, der sie inzwischen kannte, lächelte ihr zu.
    Sie umwickelte ihre kostbarste und schönste Ikone, die dunkelblaue mit den schlehenblauen Augen, deren Holz
mit Rauchchrysopras und Flussperlen besetzt war, mit einem Seidentuch und umhüllte das Ganze mit einem Stück Ölhaut für den Fall, dass es plötzlich regnete. Dann machte sie sich auf den Weg zu Arsenios. Der Himmel war bedeckt, und ein leichter Westwind wehte, doch sie spürte die Kälte nicht, die er mit sich brachte. Arsenios war ausschließlich deshalb bereit, sie zu empfangen, weil sie ihm die Ikone bringen wollte. Sie baute darauf, dass ihm die unvorteilhafte Situation bewusst war, in der sie sich befand, und dass das seinen Rachedurst steigern würde. Es war ein gefährliches Spiel.
    Allmählich war die Dunkelheit hereingebrochen. Sie gebot Sabas, vor dem Haus zu warten. Sie traute ihm, wollte aber nicht, dass er mit ansah, wie sie ihr Opfer tötete. Das könnte seine Anhänglichkeit auf eine zu harte Probe stellen. Zwar war er verlässlich und ihr treu ergeben, aber es war besser, seinen blinden Gehorsam nicht zu überfordern.
    Ganz wie von ihr erwartet, entließ Arsenios seine Diener mit dem Hinweis, dass es private Dinge zu besprechen gebe, nachdem man Zoe vor ihn geführt hatte. Er lächelte, als sich die Tür schloss und sie in den Raum mit den Porphyrwänden und dem Kleinmosaikboden allein waren. Es hatte ganz den Anschein, als sei sein Wunsch, niemanden von der Dienerschaft als Zeugen dabeizuhaben, ebenso stark ausgeprägt wie ihrer. Ihr Puls beschleunigte sich.
    »Was ist mit der Ikone?«, fragte er und sah hin, als sie das eingewickelte Bild auf den Tisch legte. »Vermutlich ein ganz besonders exquisites Exemplar?«
    Sie zuckte betont zusammen, um ihn in seiner Vermutung zu bestätigen, dass sie Angst hatte. Auf keinen Fall durfte er merken, dass in Wahrheit sie die Fäden zog und ihm eine Komödie vorspielte.

    »Aus meiner eigenen Sammlung«, sagte sie mit belegter Stimme. Dann senkte sie den Blick. »Aber du bist selbst imstande, Echtes von Unechtem zu unterscheiden.« Es war Zeit, ihn merken zu lassen, dass sie seine Erbitterung verstand und als gerechtfertigt ansah. Sie musste den Eindruck erwecken, als fürchte sie, ihn weiter zu reizen.
    »Warum bringst du sie mir, Zoe Chrysaphes? Welche Gegenleistung erwartest du dafür? Ich weiß, dass du nur dann Handel treibst, wenn du sicher bist, dabei einen Gewinn zu machen.«
    »Wer spricht von Handel?« Sie ließ ihre Stimme wie auch ihre Hand als Hinweis auf ihre innere Anspannung leicht zittern. »Natürlich möchte ich etwas – aber kein Geld.«
    Wortlos zog er ein Paar Handschuhe aus dünnem weichem Leder an, in denen er seine Finger mühelos bewegen konnte, und befreite dann die Ikone vorsichtig von ihren Umhüllungen.
    Sie sah zu, wartete auf den Augenblick, in dem er bewundernd den Atem scharf einsog, sobald er die leuchtende Schönheit des Madonnengesichts und das kostbare schmückende Gold sah. Sie erkannte die Begierde in seinen von schweren Lidern fast verdeckten Augen und die vorsichtigen Bewegungen seiner Finger,

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