Die Echsenwelt: Ein Pip& Flinx Roman
dass er möglicherweise nach wie vor ein inoffizieller Flüchtling war, den eine selektive Gehirnlöschung erwartete, sollte er jemals in die Hände von neugierigen Behördenorganen geraten und von ihnen identifiziert werden.
»Da ist eine Sache, die ich immer noch nicht verstehe.«
Sie zuckte leicht mit den Schultern. »Wenn du mich nicht umbringst, haben wir noch jede Menge Zeit zum Quatschen. Was hast du denn jetzt mit mir vor?«
»Das hab ich noch nicht entschieden.« Das war wahrheitsgemäß genug, befand er, während er einen weiteren Blick auf die gefesselte Qwarm warf. »Eines irritiert mich, seit dem Moment, als ich die Sybdatei in den Eingeweiden des Larnaca-Nutrition-Speichers ausgemacht und sie zu deinem Schiff zurückverfolgt hab.« Wachsam sah er sie an, machte sich bereit, ihre Reaktion einzuschätzen, versuchte, ihre Gefühle zu erfassen, noch bevor sie etwas erwidern konnte. »Ich hab gesucht und gesucht, aber so sehr ich mich auch bemüht hab, ich konnte nicht die geringste Verbindung zwischen Pyrassis und dem Werk der Meliorare-Society entdecken.«
Soweit er aufgrund ihrer äußerlichen wie inneren Reaktion erkennen konnte, war sie aufrichtig verdutzt. »Eine Verbindung zwischen Pyrassis und den Melioraren? Kein Wunder, dass du keine gefunden hast. Es gibt nämlich keine solche Verbindung: keinen Zusammenhang, keine Verflechtung, kein verdammtes Irgendwas.«
Falls sie log, musste Flinx gestehen, so tat sie es jedenfalls mit solchem Geschick, dass er es nicht merkte. »Wenn das so ist, warum hast du dann die ganze Mühe auf dich genommen, die Originalsyb mit den verbotenen Meliorare-Daten mitzubringen? Wenn diese riskante Reise mitten ins Hoheitsgebiet der AAnn nichts mit der Meliorare-Society und ihren Versuchen zu tun hat, was zum Teufel machst du dann hier?«
Sie hatte ihn schon einige Male ausgelacht, aber diese Ausbrüche waren nichts im Vergleich zu dem, der nun erfolgte. Sie lachte und lachte, bis ihr die Tränen kamen und sich schließlich Bitterkeit in ihre unverstellte Belustigung mischte. »Du dummer Junge! Du hast tatsächlich überhaupt keine Ahnung, was ich hier mache, oder?«
Etwas in ihm bäumte sich auf, doch er hielt seinen aufwallenden Zorn im Zaum. »Oh, ich habe da durchaus so eine Ahnung, mach dir darum keine Sorgen.« Mit einer weit ausholenden Geste deutete er auf ihre hochtechnisierte fremdartige Umgebung. »Ich kann mir nur einfach nicht vorstellen, in welcher Weise es mit dem Werk der Melioraren verknüpft ist.«
Ungeduldig hob sie die Stimme an, dass es von den Wänden widerhallte. »Weil es mit den Melioraren nichts zu tun hat, du empathischer Idiot!« Wieder schepperte ihr Gelächter durch die riesigen verlassenen Räume. »Als du dir auf der Erde Zugriff auf die Syb verschafft hast, hat sie genau so reagiert, wie sie auf jeden unbefugten Eindringling reagiert hätte. Und was deine Frage angeht, wieso ich die Daten mit mir herumschleppe, so habe ich auf interstellaren Reisen immer meine sensiblen persönlichen Unterlagen und Informationsdateien dabei. Nicht, weil ich glaube, dass ich sie irgendwann einmal benötigen würde, sondern weil sie zu wertvoll sind und es zu gefährlich wäre, sie nicht ständig in meiner Nähe zu haben.« Sie wischte sich mit dem Handgelenk die Augen und schaute ihn reuevoll an.
»Du solltest doch am besten wissen, dass Kirche und Commonwealth nicht mit sich reden lassen, wenn es um solche Dinge geht. Da ich unmöglich das Risiko eingehen konnte, so heikles Material zu verlieren oder der Gefahr einer Entdeckung auszusetzen, habe ich schon vor langer Zeit dafür gesorgt, dass ich immer auf eine Kopie Zugriff haben würde, während gleichzeitig das auf der Erde verbleibende Original in angemessener Weise gesichert war. Ich habe weniger Informationen über dich mitgehen lassen als vielmehr Informationen über mich vor fremdem Zugriff geschützt. Die Syb, nach der du so verzweifelt suchst, befindet sich sicher verschlossen in meinem privaten Annex an Bord der Crotase .«
»Persönliches Datenaufzeichnungsgerät DNP-466EX«, murmelte er.
»Gepanzert und verriegelt.« Ihre Gesichtszüge verzogen sich. »Dummerweise gilt das, was für den einen von uns gilt, unausweichlich auch für den anderen. Mach dir keine falschen Hoffnungen, dass es anders sein könnte.«
»Na schön.« Für den Augenblick hatte er beschlossen, ihre Erklärung zu akzeptieren. »Wenn es also nichts mit den Melioraren zu tun hat, weshalb bist du dann hier? Hattest du
Weitere Kostenlose Bücher