Die Echsenwelt: Ein Pip& Flinx Roman
Aktivitäten äußerst geschickt verborgen. Glaubst du im Ernst, sie hätten zugelassen, dass eines ihrer ›Experimente‹ von unabhängigen, außenstehenden Pädiatrie-Kapazitäten untersucht worden wär? Gleich nach der Geburt haben sie dafür gesorgt, dass du und ich und andere eine solide äußere Fassade erhielten.«
»Und unser Vater? Was ist mit unserem Vater?«
»Was?« Ungehalten reckte sie den Hals, um ihn besser zu verstehen.
Er hatte gar nicht gemerkt, dass seine Stimme leiser geworden war. Etwas lauter wiederholte er seine Frage: »Unser Vater. Was ist mit ihm? Der Name Anasage war angegeben. Aber nirgendwo konnte ich etwas über den Vater herausfinden – obwohl ich da ein paar Ideen hätte.«
Sie stieß ein verächtliches Schnauben aus. »Du meinst den Samenspender?« Als sie den gespannten Ausdruck in seinem Gesicht bemerkte, fing sie an zu grinsen. »Nun, Brüderchen, vielleicht hab ich da ja selber so meine Ideen – vielleicht aber auch nicht. Das ist eine komplizierte Angelegenheit, diese Sache mit dem formellen Erzeuger. Vielleicht weiß ich was – vielleicht weiß ich auch nichts. Wenn du mich umbringst, findest du's jedenfalls nie heraus.«
»Du bist diejenige, die hier andauernd von umbringen spricht – nicht ich.« Er blickte ihr tief in die Augen, versuchte den Zorn zu begreifen, der so fühlbar von ihr ausging. »Also schön. Für den Moment – nur für den Moment, vergiss das nicht – will ich einmal annehmen, dass du vielleicht meine zweite Schwester bist. Aber dann, mangels anerkanntem Nachweis eines entsprechenden gemeinsamen Vaters, höchstens eine Halbschwester, so wie Teleen. Ob du meine Vollschwester bist, ist nach wie vor fraglich. Ein paar einfache biologische Tests sollten darüber Klarheit verschaffen.«
»Meinst du?«, fragte sie höhnisch. »Du weißt wirklich nicht sehr viel über die Melioraren, was?«
»So viel wie du oder irgendein anderer«, bluffte er. »Zumindest verstehe ich jetzt die Abneigung, die du und Teleen füreinander gezeigt habt.«
»Wieso, glaubst du, sollte ich, nur weil sie ein gefühlloses, selbstsüchtiges Miststück war, das sich einen Dreck darum gekümmert hat, was aus mir wurde, irgendeine Abneigung gegen sie gehabt haben?«
»Wenn du mir so ähnlich bist, was empfinde ich dann jetzt gerade?«, forderte er sie heraus.
»Ich brauche keine genkonstruierten Fähigkeiten der Melioraren, um das zu wissen, Bruderherz. Ich kann's dir am Gesicht ansehen, an deiner ganzen Haltung. Und ich brauche auch kein mentales Brennglas in Form eines alaspinischen Minidrachen, um die Fähigkeiten, die ich haben mag, zu fokussieren oder zu verstärken.«
Er konnte seine Fassungslosigkeit nicht verbergen, versuchte es nicht einmal. »Wie hast du das rausgefunden?« Pip spürte den Aufruhr in seinen Emotionen und bewegte sich leicht auf seiner Schulter.
»Wie ich schon sagte, meine Fähigkeiten sind anders als deine. Einerseits stärker und andererseits auch schwächer. Anders eben. Ist das nicht die logische Konsequenz von unterschiedlichen Experimenten? Mit dir haben die Melioraren eine Art von Ergebnis erzielt, mit mir eine andere. Nach allem, was ich anhand von versiegelten Berichten herausgefunden habe, ergibt sich der Eindruck, dass unsere Schöpfer nicht sonderlich zufrieden mit uns waren. Das Ergebnis hat sie mehr als nur ein bisschen verwirrt. Natürlich werden wir niemals wirklich wissen, was ihnen eigentlich vorgeschwebt hat, welche bestimmten Anforderungen du und ich erfüllen sollten.« In ihrem Lachen schwang ein Anflug von Hysterie mit.
»Die Experimentatoren gibt es nicht mehr – sie sind tot oder wurden einer selektiven Bewusstseinslöschung unterzogen. Nur ein paar der Experimente sind noch übrig geblieben.« Das Grinsen verschwand. »Auch wenn ich mein Bestes getan hab, eines von ihnen zu vernichten.«
Er ignorierte das Offensichtliche. Sie war nicht die Erste, die versucht hatte, ihn zu töten. »Du kanntest unsere Mutter. Ich nicht. Was für ein Mensch war Anasage?« Wollte er das wirklich wissen?, fragte er sich im gleichen Moment. Was, wenn sich die arme tote Frau als Enttäuschung herausstellte? »Ich wurde auf Moth verkauft, einer Welt im Hinterland, irgendwo weit fort von Terra. Wie hat sie das Sorgerecht für mich verloren?«
»Über diese Dinge weiß ich gar nichts.« Mahnahmis Gewissheit war niederschmetternd. »Das erste Mal, dass ich, abgesehen von ihren vagen Erwähnungen, etwas von dir erfuhr, war, als du an diesem
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