Die Echsenwelt: Ein Pip& Flinx Roman
sich etwas verändert hatte.
Das Kühlaggregat tuckerte in einem fort auf Maximum, aber das Innere des Anzugs war, anstatt mit kalter Feuchtigkeit überzogen, vollkommen trocken. Da dämmerte es ihm: Die Pseudowürmer hatten es nicht auf sein Blut abgesehen. Sie hatten nach einer wesentlich leichter zugänglichen Flüssigkeit gesucht. Und sie hatten sie gefunden. Das Kondenswasser, mit dem er den Vorrat im Anzugreservoir hatte aufstocken wollen, war bis auf den letzten Tropfen von der Innenauskleidung des Anzugs verschwunden. Was hätten die drei, die an seinem Bein hochgekrabbelt waren, wohl gemacht, wenn sie es bis in den Anzug hinein geschafft und dann festgestellt hätten, dass ihre Vorgänger ihn längst trocken geleckt hatten? Hätten sie in diesem Fall womöglich Blut gesaugt? Wie dem auch sei, es war gut, dass er beizeiten aufgewacht war.
Im Gegenzug hatte die Invasion Pip eine gehaltvolle Mahlzeit verschafft. Gib ein bisschen Flüssigkeit ab, und hol sie dir dann zurück, dachte Flinx versonnen.
Er sammelte sich und brach in Richtung des nächsten Dünenkamms auf.
Am Nachmittag machten die Sanderhebungen Salzpfannen Platz. Die Tatsache, dass sie hellgrün und blau waren statt weiß, minderte nicht das Risiko, das sie darstellten. Wenn seine Berechnungen stimmten, dann sollte sich das Camp der Crotase unweit der anderen Seite befinden. Demzufolge bereitete ihm das neue Gelände Sorge: Wie sollte er sich unbemerkt an das Lager heranschleichen, wenn er nichts vor sich hatte als absolut ebenes Terrain?
Kommt Zeit, kommt Rat, sagte er sich. Er nahm einen Schluck von dem kostbaren Rest aus dem Anzugreservoir und setzte sich in Bewegung. Der an seinen Stiefeln haftende malachithaltige Sand ließ seine Schritte von Mal zu Mal schwerer werden, und von oben prügelte unbarmherzig die heiße, glühende Sonne auf ihn herab, als Strafe für seinen übermütigen Versuch, ein so offensichtlich lebensfeindliches Gelände zu durchqueren.
Es war bereits später Nachmittag, als er sich einen weiteren Schluck gönnte. Doch der Strom kühlen, erfrischenden Wassers wurde alsbald schwächer. Stirnrunzelnd saugte er fester. Ein paar letzte Tropfen rannen aus dem Schlauch in seine Kehle. Dann versiegte er.
Zum zweiten Mal an diesem Tag quälte er sich aus dem Anzug. Dann stülpte er ihn um und entfernte das Schutzmaterial über dem Speicherbehälter des ruinierten Destillators. Alles schien völlig normal – bis er das Loch knapp über dem Boden entdeckte. Es war winzig und rund. Schwer zu glauben, dass etwas so Unbedeutendes, etwas so Triviales sein Ende besiegeln sollte. Und es war genau die Art von Öffnung, wie sie von kleinen, flachen, ein wenig vorstehenden Mäulern geschaffen sein mochte.
Trotz der Hitze lief es Flinx eiskalt den Rücken herunter. Es war wahrhaftig ein Glück gewesen, dass er aufgewacht war, bevor die zweite Welle von Wüstenraupen in seinen Anzug vorgedrungen wäre und sich in Ermangelung bequem erreichbarer Flüssigkeit genötigt gesehen hätte, eine andere Quelle anzuzapfen.
Er streckte den Oberkörper, schirmte mit der Hand seine Augen ab und schaute in die Richtung, aus der er gekommen war. Irgendwo dort hinten, verborgen unter schützendem, farbigem Sand, befand sich in diesem Moment eine bis zum Platzen mit Wasser vollgesogene Raupe.
Etwas von dem kostbaren Nass befand sich noch am Boden des Behälters. Er würde irgendeine Art von Flüssigkeit auftreiben müssen, um das, was noch übrig geblieben war, zu ergänzen. Er wandte sich wieder um und ließ den Blick über die ausgedörrte, kaleidoskopische Einöde wandern, die sich vor ihm erstreckte. Nirgends gab es ein Anzeichen von Vegetation, von Schluchten oder sonst etwas, das auf das Vorhandensein von Wasser hingedeutet hätte.
Über ihm zogen dunkle Gestalten auf willfährigen Aufwinden dahin. Und plötzlich hatte Flinx das ungute Gefühl, dass er schon bald Gelegenheit haben würde, sich die außerirdischen Aasfresser aus der Nähe anzusehen.
9
Als am nächsten Morgen die Sonne aufging, war von dem Wasser, obwohl er äußerst sparsam mit dem kläglichen Rest umgegangen war, nicht mehr viel übrig.
Pip, die nach wie vor auf seiner Schulter ruhte, veränderte als Reaktion auf die niedergedrückte Stimmung ihres Gefährten unbehaglich ihre Position. Es gab, wie Flinx klar wurde, momentan nichts, was sie für ihn tun konnte, es sei denn, sie wäre imstande, einen nahegelegenen See zu wittern. Allerdings besaß ihr geschmeidiger,
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