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Die Ecstasy-Affäre

Die Ecstasy-Affäre

Titel: Die Ecstasy-Affäre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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beruhigt mich. Ohne Geld wird die schöne Freiheit zur häßlichen Fratze. Mein Sohn Robert wird wiederkommen, schneller, als er glaubt. Er kennt das nicht, eine leere Tasche zu haben.«
    »Und sonst hast du nichts dazu zu sagen?«
    »Nein!« Habicht ließ die Briefmarke sinken und steckte sie wieder in das Album. »Er war jedenfalls in der Schule. Ich habe mich erkundigt. Wenigstens seine Pflicht erfüllt er.«
    »Die Pflicht! Das ist für dich der Mittelpunkt des Lebens!«
    »Ein Mensch ohne Pflichtbewußtsein ist ein Parasit! Wenigstens das hat mein Sohn Robert behalten.« Er blickte zur Seite auf seine Frau. Sie hockte mit gefalteten Händen im Sessel, schmal, blaß, um Jahre gealtert. »Ist noch etwas?«
    »Ja!« Sie stand auf. »Zum erstenmal merke ich, wie fremd du mir geworden bist, so fremd … du ungezahnte Briefmarke!«
    Ehe Habicht, erschüttert über diese Titulierung, antworten konnte, hatte Gerda das Zimmer verlassen und und die Tür hinter sich mit aller Kraft zugeknallt.
    »Na so was«, sagte er nur hilflos. »Man muß doch die Nerven behalten …«
    Sie wartete schon seit zehn Minuten an der Kreuzung Killer-/Schulstraße, als sie den Citroën 2CV um die Ecke biegen sah. Mit beiden Armen winkte sie Robert zu und lief ihm sogar ein paar Meter entgegen. Dabei zog sie die Hockeyschlägertasche hinter sich her. An der linken Hand baumelte ein hellblauer Segeltuchbeutel. Robert bremste mit lautem Quietschen neben ihr.
    »Endlich!« rief Christa. Ihre Bernsteinaugen strahlten. »Du bist fünf Minuten zu spät.«
    »Und du bist das erste Mädchen, das pünktlich ist!« Er half ihr, Hockeyschläger und Beutel im Wagen zu verstauen, und wartete, bis sie neben ihm saß. Sie trug ein buntes T-Shirt mit dem Bild eines grinsenden Bären, knallenge, kurze Shorts, weiße Söckchen und leichte Leinenschuhe. Um das Weizenhaar hatte sie ein blaues Band gebunden. Es gab keine andere Bezeichnung: Sie sah süß aus.
    »Mit den Hockeyschlägern kannst du am Wörthsee nichts anfangen«, sagte Robert.
    »Die mußte ich doch mitnehmen. Mein Alter hätte sich gewundert, wenn ich ohne Schläger zum Training gehe.«
    »Und … und mit der Nacht ist alles klar?«
    »Geritzt! Meine Freundin hält dicht.«
    »Dann los in den schönsten Tag meines Lebens …«
    Robert fuhr an, Christa legte den Arm auf seine Schulter, er hatte die Scheiben geöffnet, und der Fahrtwind wehte ihr Haar über sein Gesicht. Ein seidiges Streicheln war es, das ein Kribbeln bis in die Zehenspitzen erzeugte.
    »Warst du schon mal am Wörthsee?« fragte Robert, als sie von der Autobahn abbogen.
    »Nein. Aber am Chiemsee. Segeln. Das war toll!«
    »Du kannst auch segeln?«
    »Nein. Unser Abteilungsleiter hat ein Boot in Prien. Der hat uns einmal eingeladen, uns alle von der Trikotagenabteilung. Aber nur einmal; wir haben uns bestimmt zu dämlich benommen.« Sie lachte laut und schlug mit der flachen Hand auf Roberts Oberschenkel. Ihre Fröhlichkeit war ansteckend … Er lachte mit, stellte das Radio an und hatte Glück. Der Sender brachte ›Tanz in den Sommer‹, kein progressives Gehämmer. Christa beugte sich zum Radio vor.
    »Haste nichts anderes? Danach haben ja schon Oma und Opa getanzt.«
    »Am Sonntag morgen hörst du nur so etwas im Radio. Aber ich hab ein paar CDs mit.«
    »Klasse!«
    »Michael Jackson …«
    »Auch 'n Opa!«
    »Die Rolling Stones …«
    »Ist was für Grufties. Robert, beim nächstenmal zeig' ich dir, was Musik ist.«
    Er nickte und spürte einen seligen Druck auf seinem Herzen. Sie dachte schon an das nächste Mal. Sie machte Pläne, sie hatte Vertrauen zu ihm. Robert drehte das Radio lauter und pfiff die Melodie mit, die er zufällig kannte. Nicht nur Mozart ist schön, da hat sie recht, dachte er. Auch ein Schlager kann zu Herzen gehen.
    Und dann stand das Zelt.
    Christa musterte es, die Hände auf dem Rücken, und schien enttäuscht zu sein.
    »Groß ist es nicht«, sagte sie.
    »Immerhin ein Zweimannzelt. Es ist innen größer, als du denkst. Zu einem Hauszelt habe ich es noch nicht gebracht.«
    Sie gab keine Antwort, sondern ging in die Knie und kroch in das Zelt. Es dauerte nicht lange, und sie kam wieder heraus. »Es passen tatsächlich zwei rein!« erklärte sie.
    »Sag' ich doch.«
    »Wie die Heringe. Und das soll schön sein?« Sie setzte sich vor dem Zelt ins Gras und zog die Beine an. »Ich mag das nicht, so eng zusammen schlafen. Ich hab das noch nie getan. Nicht mit 'nem Jungen.«
    »Zwischen uns sind die

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