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Die Ecstasy-Affäre

Die Ecstasy-Affäre

Titel: Die Ecstasy-Affäre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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oder Zwerg Seppi.«
    Robert ließ die kleine Papierpyramide auf seiner Handfläche tanzen. Was Ulrike sagte, hörte sich gut an. Naturrein – das ist ein Zauberwort in unserer Zeit. Das überzeugt. Naturrein kann nie schlecht sein. Naturrein ist wie ein Gütesiegel.
    »Wie viele von diesen Dingern hast du?« fragte er.
    »Nur dieses eine. Als Probe …«
    »Ich werde es nachher einnehmen.« Er stellte die Pyramide auf den Tisch zurück und trank das Glas Bier leer, das Ulrike zu den Grillwürstchen serviert hatte. »Übrigens, am Sonntag bin ich nicht hier. Ich muß zu einer wichtigen Geburtstagsfeier mit meinen Eltern.«
    »Ich denke, du hast …«
    »Nur eine Formsache! Eine gesellschaftliche Verpflichtung. Händeschütteln, höfliche Konversation, kaltes Büfett, dumme Komplimente, politische Biergespräche … das Übliche.«
    »Und danach schläfst du wieder zu Hause?«
    »Nur diese eine Nacht bei meinen Eltern. Mein Zuhause ist jetzt bei dir.«
    »Das hast du lieb gesagt, Bob.« Sie beugte sich vor und küßte ihn. »Aber es wird Streit geben.«
    »Auch das überlebe ich. Am Montag mittag bin ich wieder bei dir und erhole mich in deinen Armen.«
    Damit war das Thema beendet. Robert gratulierte sich selbst, es hatte keine langen Fragen gegeben. Ulrike glaubte ihm. Sonntag nacht im Zelt. Neben sich Christa. Und der Mann im Mond schaute zu …
    Bevor sie ins Bett gingen, nachdem sie gemeinsam geduscht und sich unter den Wasserstrahlen mit Zärtlichkeiten überschüttet hatten, riß Robert die kleine Papierpyramide auf, schüttete das Ecstasy-Pulver in ein halbes Glas Mineralwasser und schluckte es hinunter. Ulrike, in glänzender Nacktheit auf dem Bett sitzend, sah ihm zu, wie er den Kopf in den Nacken warf und die Droge einnahm. Sie hatte ihren Körper mit Parfüm besprüht; sie roch nach frischen Gräsern und Jasmin.
    Die Wirkung der neuen Öko-Ecstasy setzte etwas später ein als bei Barney oder Smiley. Auch war sie nicht so stark. Wohl überströmte das herrliche Glücksgefühl wie immer den ganzen Körper, jegliche Müdigkeit verflog, das Gehirn schickte die Signale für Kraft und lustvolle Sehnsucht aus, aber es entwickelte sich nicht die höllische Ekstase, in der Robert Ulrikes Leib hätte zerreißen können. Sie liebten sich zwar drei Stunden lang ohne Unterbrechung bis zur Atemlosigkeit, doch dann lagen sie wie leere Hüllen auf den Laken. Ulrike schlief schnell ein, bei Robert jedoch stellte sich ein wildes Herzrasen ein, das dann absank in eine Schwäche, bei der er tief Atem holen mußte, um das Gefühl zu verjagen, er würde ersticken.
    In dieser Nacht fand er keinen Schlaf. Er wälzte sich hin und her, stand auf, lief voller innerer Unruhe im Zimmer herum, duschte sich sogar eiskalt, aber erst gegen Morgen schlief er ein, während er noch auf dem Bett saß. Er fiel einfach um, als habe ihn ein Schlag getroffen.
    Die ›Probe‹ überzeugte Robert nicht völlig, er war schärfere Sachen gewöhnt. Das ist eben eine Öko-Pille, gebremstes Weggleiten in eine andere ersehnte Welt. Kein Hammerschlag, sondern ein fortwährendes Klopfen. Aber vielleicht war das gut so … Die Ökologie des Rausches schonte das Gehirn.
    Welch ein Irrtum!
    Gerda Habicht verfügte nicht über die Sturheit ihres Mannes. Sie war weder ein Dickkopf noch ein Beamter. Während nach Roberts Auszug aus dem elterlichen Heim kein Wort mehr über ihn fiel, sah man Gerda das Leid an, das Leid einer Mutter, der der einzige Sohn davongelaufen war. Sie huschte durch das Haus mit einer gespenstischen Lautlosigkeit, bis Dr. Habicht endlich fragte: »Hast du das Sprechen eingestellt?«
    Sie ließ sich in einen Sessel sinken, blickte auf die aufgeschlagenen Briefmarkenalben und haßte sie plötzlich.
    »Daß du so ruhig sein kannst!« sagte sie.
    Habicht hielt mit der Pinzette eine Briefmarke gegen das Licht und bewunderte die Darstellung eines klassischen Diskuswerfers. Eine Olympia-Marke.
    »Worüber soll ich mich aufregen?«
    »Machst du dir keine Sorgen, wo Robert jetzt ist?«
    »Er hat gesagt, er sei ein Mann. Und ein Mann muß wissen, was er tut.«
    »Das sind doch dumme Sprüche, Hubert.« Sie wunderte sich selbst über den Mut, daß sie so mit ihrem Mann redete. »Er hat nichts mitgenommen … Hast du schon mal darüber nachgedacht? Keine Unterwäsche, keine Hemden, nichts zum Wechseln, kein Rasierzeug, nicht mal einen Kamm und eine Zahnbürste …«
    »Und kein Geld.« Habichts Stimme klang zufrieden.
    »Auch das nicht.«
    »Und das

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