Die Ecstasy-Affäre
sein.
Der Sklave zerbrach seine Fesseln.
Ulrikes Widerstreben war groß, als es an ihrer Tür läutete.
Sie hatte im tiefen Schlaf gelegen, als das Klingeln sie weckte. Zuerst blickte sie auf die Uhr auf dem Nachttisch. Viertel nach zwei … Um diese Nachtzeit hatte niemand bei ihr zu klingeln. Sie blieb liegen, aber als die Glocke weiterschrillte, stand Ulrike auf, warf sich den Morgenmantel um und ging zur Tür. Dabei entsicherte sie eine Pistole, die sie aus einer Schublade im Wohnzimmer hervorholte.
»Wer ist da?« fragte Ulrike laut. »Hauen Sie ab!«
»Ich bin es.«
»Robert?« Sie steckte die Pistole in die Manteltasche und schob den Sicherheitsriegel zurück. Sie schloß die Tür auf und wurde zurückgeschleudert. Robert stürzte in die Wohnung und warf sich im Wohnzimmer in einen Sessel.
»Warum riegelst du ab?« rief er.
»Ich schiebe immer den Riegel vor, wenn ich allein bin. Ich wußte ja nicht, daß du noch kommst. Du wolltest bei deinen Eltern schlafen.«
»Du siehst, ich bin hier.« Er entdeckte den Knauf der Pistole in ihrer Manteltasche und preßte die Lippen aufeinander. »Du hast eine Waffe?«
»Schon immer.« Sie griff nach der Pistole und legte sie auf einen Tisch. »Eine Frau allein in der Großstadt ist heute Freiwild. Ich weiß mich zu wehren.«
»Hast du einen Waffenschein?«
»Natürlich nicht.« Sie lachte, setzte sich neben Robert auf die Couch und schlug die Beine übereinander. Wie immer hatte sie auch heute nackt geschlafen … Er sah ihre Oberschenkel und das dunkle Dreieck ihres Geschlechtes. Und plötzlich ekelte er sich.
»War nichts los auf der Geburtstagsparty?« fragte Ulrike.
»Nichts Besonderes … Es hat nur einen Toten gegeben …«
»Oha! War das eine Mafia-Party?« Es sollte ein Scherz sein, aber Robert fuhr zu ihr herum.
»Ja. Es war ein Mafia-Toter! Eine Mafia-Tote! Ein sechzehnjähriges hübsches, lebensfrohes, verliebtes Mädchen …«
»Mein Gott, wie traurig!« Ulrike lehnte sich zurück. »Erzähl … wie ist es passiert? Ein Unfall?«
»Ich nenne es Mord!«
»Mord in deinen Kreisen? Das wird eine Sensation.« Sie blickte Robert mit einer Art Mitleid an. »Mord? Warst du dabei?«
»Ja, ich war dabei!«
»Wie ist sie umgebracht worden?«
»Mit Ecstasy …«
»Robert, mach nicht solch makabre Witze. Wer hat sie ermordet? Kennt man den Mörder?«
»Sogar seinen Namen und seine Wohnung. Er heißt Ulrike Sperling …«
»Bob!« Ulrike richtete sich steif auf. Ihre Augen verengten sich. »Ein Mord ist keine Angelegenheit, über die man Witze macht. Außerdem dumme Witze!«
»Das Mädchen hieß Christa Helling. Eine Verkäuferin im Kaufhaus. Ein Wesen wie ein Rauschgold-Engel. Sie hat Ecstasy genommen, das ich von dir habe und für dich verkaufe. Die harmlose Glückspille, die Designer-Droge mit beschränkter Wirkung. So ungefährlich wie Frucht-Drops. Nimm eine ›E‹, und die ganze Welt liebt dich, und du liebst die ganze Welt. Ist das nicht euer Spruch? Macht ihr damit nicht die Jugend besoffen? Bohrt ihr euch damit nicht in die Hirne und Seelen von halben Kindern?«
»Stop, Bob!« Ulrike sprang von der Couch auf. Dabei öffnete sich ihr Morgenmantel und gab ihre Nacktheit preis. In Robert verstärkte sich der Ekel. »Und mit welchen Argumenten verkaufst du Ecstasy?«
»Mit deinen Argumenten. Weil ich an sie glaubte. Weil ich ein so unbeschreiblicher Idiot war, daß ich nicht wissen wollte, wie gefährlich diese Pillen sind.«
»Du hast sie doch auch genommen und warst der glücklichste Mensch auf der Welt. Das hast du immer gesagt. Du wolltest die ganze Menschheit umarmen und hast mich umarmt, weil ich deine Welt bin.«
»Das war ein Irrtum!« schrie er. »Jetzt weiß ich: Ich habe mit einer Mörderin geschlafen! Mit einem Satan, der den Tod auf Zeit verkauft! Du hast Christa auf dem Gewissen!«
»Christa …« Ulrike wich zurück bis zur Tischplatte, auf der ihre Pistole lag. Ihr Gesicht war eine steinerne Maske. »Wer ist diese Christa? Wo hat sie Ecstasy genommen? Auf der Geburtstagsparty? Wie kommt sie dahin? Ein Kaufhaus-Mädchen in einer Millionärsvilla? War sie nebenbei noch ein Freizeit-Girl?«
»Sie war das süßeste Mädchen … Verdammt, sprich nicht in solchem Ton von ihr!«
»Du kanntest sie schon vorher?«
»Ja, und ich war auch auf keiner Geburtstagsparty … Ich war am Wörthsee. Mit meinem Zelt!«
»Und mit ihr«, ergänzte Ulrike.
»Ja, und mit ihr.« Es war für ihn ein Triumph, das zu sagen.
»Du hast sie
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