Die Ecstasy-Affäre
gebumst!«
»Ja, ich habe sie gebumst!«
»Du hast mich mit einem kleinen Pipimädchen betrogen? Mich betrogen?«
Sie griff hinter sich und umklammerte den Griff der Pistole. Robert blieb im Sessel sitzen und lächelte verzerrt.
»Willst du mich erschießen? Bitte, tu es. Schieß! Ein Mord mehr – was ist das schon?«
»Wenn du sie mit Ecstasy geil machen wolltest, was kann ich dafür? Sie hat es eben nicht verkraftet, dein Püppchen Christa. Pech, ein Unfall! Jeder Mensch reagiert anders. Wir haben Tausende von Pillen verkauft, und es ist nichts passiert. Und war es überhaupt Ecstasy? Vielleicht hast du sie zu Tode gevögelt.«
»Ich hasse dich!« sagte er, jedes Wort betonend. »Himmel, wie hasse ich dich!«
»Ihren Tod kannst du mir nicht in die Schuhe schieben … Aber daß du sie gebumst hast, das werden wir noch unter uns ausmachen.« Sie ließ die Pistole los, raffte den Morgenmantel zusammen und ging zur Schlafzimmertür. »Wo hast du sie gelassen, diese Christa?«
»Ich habe sie unter einen blühenden Busch gelegt.«
»Wie romantisch!« Ulrike lächelte, und es war ein breites und zugleich grausames Lächeln. Sie kam Robert so fremd vor, so unendlich fremd. »Weißt du, daß du eine ganz arme Sau bist? Ein Wink bei der Kripo …«
»Und auch du bist erledigt! Genau das habe ich vor. Ich packe aus …«
»Du hast ja einen Stich, Bob! Dann fliegt alles auf!«
»Das bin ich Christa schuldig.«
»Darüber sollten wir noch sprechen.« Sie blieb in der Schlafzimmertür stehen. »Leg dich auf die Couch. Wag bloß nicht, zu mir ins Bett zu kommen. Ich mag keine Männer, die wahllos herumvögeln.«
»Und das sagt eine Hure!« stieß er hervor.
Sie starrte ihn an, ihre Mundwinkel zogen sich nach unten. »Das hättest du nicht sagen dürfen, gerade jetzt nicht, wo du mich betrogen hast. Denk einmal nach: Ich habe dich wirklich geliebt …«
Sie warf die Tür hinter sich zu, und er hörte, wie sich der Schlüssel im Schloß drehte.
Der Besitzer der Wiese am Wörthsee, ein Schreiner, der nebenbei auch noch eine kleine Landwirtschaft versorgte, fand die nackte Leiche am nächsten Morgen. Das heißt, sein Jagdhund fand sie, als er über die Wiese tollte.
Entsetzt, ja, fassungslos starrte der Bauer auf die Tote, zog dann seine Jacke aus und deckte sie über den zierlichen Körper. Vom nächsten Haus aus, das keine fünfzig Meter entfernt lag und einem Zahnarzt gehörte, rief er die Polizei in Steinebach an.
»Eine Tote bei Ihnen auf der Wiese?« Der Zahnarzt nickte mehrmals empört. »Wenn man sieht, wie die Leute hier über die Straße fegen, vor allem die Motorradfahrer. War's ein Unfall?«
»Wohl kaum. Das Mädchen ist nackt …«
»Nackt?« Der Zahnarzt erstarrte. »Sie meinen, ein Mord? Sexualmord? Praktisch neben meinem Haus … Das ist mir aber sehr unangenehm …«
In München besuchte eine Viertelstunde später Theo Wortke seinen Kollegen Peter Reiber. Es war gegen neun Uhr; der morgendliche Lagebericht im 13. Dezernat war gerade beendet. Reiber saß hinter seinem Schreibtisch, trank eine Tasse Kaffee und aß ein Croissant dazu.
»Nanu?« sagte er. »Mord-Theo bei der Organisierten Kriminalität? Eine Tasse Kaffee gefällig?«
»Hast du Lust auf den Wörthsee?« fragte Wortke, griff nach Reibers Tasse und trank sie aus.
»Habt ihr so wenig zu tun, daß du jetzt schon schwimmen gehen kannst? Und wenn du schon meinen Kaffee trinkst …«
»Ich wollte dir nur helfen, mit dem Frühstück schneller fertig zu werden. Wir haben's eilig.«
»Wir?«
»Am Wörthsee liegt ein nacktes junges Mädchen. Eben kam der Anruf der Steinebacher Polizei. Sieht nicht nach Mord aus, eher wie ein Drogenunfall. Und das ist deine Sache. Die Mannschaft ist schon unterwegs. Nun los, iß dein Croissant und komm mit …«
Während der Fahrt zum Wörthsee nahm Wortke per Funktelefon Verbindung mit seinen Beamten auf. Sie waren bereits auf der Wiese, hatten sie abgesperrt. Die Spurensicherung hatte ihre Tätigkeit aufgenommen.
»Es ist zum Kotzen«, sagte ein altgedienter Kriminalhauptwachtmeister am Telefon. »So ein junges schönes Mädchen, bestimmt nicht älter als siebzehn Jahre. Einfach nackt unter einen Busch gelegt. Ich hab selbst zwei Töchter, und wenn …«
»Max! Denk nicht daran!« Wortke atmete tief durch. »Wir sind in zehn Minuten bei euch. Ist der Doktor schon gekommen?«
»Gerade eingetroffen.«
Wortke schaltete das Funkgerät ab. »Recht hat er«, sagte Reiber.
»Du hast doch gar nicht
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