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Die Ecstasy-Affäre

Die Ecstasy-Affäre

Titel: Die Ecstasy-Affäre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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leben, darin sah er einen Sinn, daß er überhaupt geboren worden war. Und eine Sonate würde er komponieren: Christas Stern. Eine Musik, bei der man das Firmament vor sich sehen konnte und eine Liebe erahnte, die in der Ewigkeit fortlebte.
    Es war erst sieben Uhr, als sich der Schlüssel im Schloß der Schlafzimmertür drehte. Ulrike kam heraus, nackt wie gewohnt, um ins Badezimmer zu gehen. Man sah ihr die schlaflose Nacht nicht an. Sie schien sogar fröhlich zu sein und tänzelte auf ihren langen Beinen an Robert vorbei. Früher hätte er sofort die Arme vorgestreckt, Ulrike gepackt und an sich gezogen. Jetzt widerte ihn ihr Anblick an. Er drehte ihr den Rücken zu und setzte sich auf die Couch.
    »Hast du dir überlegt, was nun wird?« fragte Ulrike. Ihre Stimme hatte einen heiseren Klang.
    »Ja, genau. Bis in alle Einzelheiten«, antwortete er.
    »Und die wären?«
    »Ich ziehe morgen wieder zu meinen Eltern.«
    »Der verlorene Sohn kehrt heim. Wie rührend! Mama wird vor Glück weinen.«
    »Ich verbiete dir, so von meiner Mutter zu reden!« sagte er scharf.
    »Mir hat noch nie jemand etwas verboten. Und du erst recht nicht! Spiel bloß nicht den zu Tode Betroffenen! Du hast herumgehurt! Und wie stehe ich jetzt da?«
    »Nackt wie immer.«
    »Du hast dich wirklich hervorragend entwickelt.« Sie kreuzte die Arme vor der Brust. »Was hast du dir eigentlich dabei gedacht, so ein kleines Pipimädchen zu vögeln?«
    »Ich habe an dich gedacht.«
    »An mich?« Sie starrte ihn an, als habe er eine fremde Sprache gesprochen. Er drehte sich zu ihr. Seine haßerfüllten Augen erschreckten sie.
    »Ich habe an dich gedacht, als sie in meinen Armen starb. Und in diesen Minuten hätte ich dich umbringen können. Dein verfluchtes Ecstasy! Du hast gewußt, was du da verkaufst. Du hast den schleichenden Tod losgelassen – aus reiner Geldgier. Es ist dir egal, wieviel Jungen und Mädchen daran krepieren, ob ihre Herzen, Gehirne, Lebern oder Nieren zerstört werden … Dir geht es nur um Geld! Einmal eine Villa auf Mallorca haben …«
    »Irrtum. Auf den Bahamas.«
    »Reich sein, nur reich sein … ohne eine Frage nach den Opfern, die du hinterläßt.«
    »Bist du fertig?«
    »Nein. Ich könnte dir tausend Sätze ins Gesicht schleudern.«
    »So verschwendet man unnütz Energie.« Sie lehnte sich an den Türrahmen. Ihre verführerische Nacktheit, dieser voll erblühte Körper hatten für Robert keinerlei Reiz mehr. »Lies einmal die Biographien der Superreichen … Das sind Krimis der Extraklasse. Aber nimmt man ihnen übel, wie sie ihre Millionen oder Milliarden gemacht haben? Sie haben sie, und damit basta! Bei dem großen Geld fragt man nicht, woher es kommt. In Amerika waren die Mafia-Paten die treuesten Kirchgänger. Sie stifteten sogar Gotteshäuser. Hat da ein Bischof gefragt: Mein Sohn, wieviel Blut klebt an den Dollars? Robert, in welcher Zeit lebst du denn? Wer Geld hat, dem blasen sie sogar Zucker in den Hintern.«
    »Du hast recht.« Er wandte sich wieder von ihr ab. »Deine Welt ist nicht meine Welt. Es war ein Irrtum. Darum verlasse ich sie.«
    »Ich würde mir das genau überlegen, Bob.«
    »Dazu hatte ich Zeit genug.«
    Sie hob die Schultern, ging ins Badezimmer, und dann hörte er das Rauschen der Dusche. Ohne auf Ulrikes Rückkehr zu warten, verließ er die Wohnung, fuhr weit hinaus aus der Stadt nach Holzkirchen, suchte dort einen Container und warf das Bündel mit Christas Kleidung hinein. Den Hockeyschläger warf er auf einem Rastplatz der Autobahn in ein Waldstück. Er glaubte, damit alle Spuren beseitigt zu haben. Mittags saß er in einem Rasthaus am Chiemsee, aß Geselchtes mit Sauerkraut und fuhr dann mit dem Schiff zur Insel Herrenchiemsee hinüber.
    Vergessen. Sich loslösen vom Vergangenen. Zurückkehren zur Vernunft.
    In einer entlegenen Bucht der Insel schüttete Robert die Ecstasy-Pillen ins Wasser. Es war der letzte Bruch mit seiner Verirrung.
    Erst spät am Abend kam er in Ulrikes Wohnung zurück. Sie war nicht da, und Robert atmete auf. Sie wird in der Bar sein, dachte er. Vielleicht wäre ich jetzt mit den Fäusten auf sie losgegangen. Er hatte die Abendzeitung und die TZ gekauft, und überall sah er das Foto von Christa. Das Bild einer wunderschönen Toten mit einem Lächeln in den Mundwinkeln.
    Wo ist sie jetzt? In der Gerichtsmedizin? Hat man sie aufgeschnitten? Diesen zarten, kleinen, seidigen Körper aufgeschlitzt?
    Robert wurde übel, er rannte ins Badezimmer und übergab sich.
    Und dann

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