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Die Ecstasy-Affäre

Die Ecstasy-Affäre

Titel: Die Ecstasy-Affäre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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schwillt von Jahr zu Jahr an. Selbst die Zigaretten sind kriminalisiert worden. Der Krieg der Vietnamesen-Mafia in Berlin hat bisher über 55 Genickschußtote gefordert, aber man kauft und kauft diese blutgetränkten Zigaretten fröhlich weiter. Das ist die wirkliche Reaktion des Volkes auf alle Aufklärung.«
    »Aber wir können doch nicht vor der organisierten Kriminalität kapitulieren!« rief Dr. Krähmann in heller Aufregung.
    »Solange wir solche Gesetze haben wie jetzt, ist es eine Kapitulation. Schon jetzt ist die Ausländerkriminalität ein Tabu-Thema geworden. Niemand, am wenigsten unsere Politiker, wagt es, dieses Wort überhaupt in den Mund zu nehmen. Dabei ist nachgewiesen, daß heute 65 Prozent aller Verbrechen auf das Konto von Ausländern gehen. Und die Quote steigt. Aber dieses Thema wird unter den Teppich gekehrt. Bloß keinen Ausländerhaß aufkommen lassen! Das Menschenrecht ist Grundgesetz. Kriminelle hat es immer gegeben … Jetzt ist die Schichtung eben anders. Jugoslawen, Rumänen, Polen, Vietnamesen, Chinesen, Kosovo-Albaner … Völkerwanderungen vermischen eben das Gefüge. Ich weiß nur nicht, wie wir mit diesem Denken der internationalen Kriminalität Einhalt gebieten sollen.«
    »Mit anderen Worten …« Jetzt mischte sich auch Wortke in die Diskussion ein. »Unsere Gesetze sind abfallreif. Aber hier haben wir uns nicht um Gesetze zu kümmern, sondern um ein nacktes junges Mädchen. Die Spurensicherung ist abgeschlossen. Sehen wir mal in der Nachbarschaft nach.«
    Die Aussage des Schreiners Pichelmaier war kurz. Er war gegen acht Uhr morgens zur Wiese gegangen, um seinen Jagdhund Franz-Josef zum morgendlichen Herumflitzen zu führen, und dabei hatte Franz-Josef die Tote entdeckt. Er, Pichelmaier, habe dann sofort die Polizei angerufen und bei der Leiche gewartet. Das war alles.
    »Noch eine Frage: Wieso heißt der Hund Franz-Josef?«
    »Jo mei.« Pichelmaier grinste breit. »Der Franz-Josef woar a guater Jager. I hob ihn imma g'wählt …«
    »Haben auf Ihrer Wiese öfter Leute gezeltet?«
    »Ab und zu. Meist junge Madl und Buabn …«
    »Sie haben nie nach ihren Namen gefragt?«
    »Naa. Warum denn?«
    »Haben Sie die Tote schon mal gesehen?«
    »Naa. So an hübsches Madl, des hätt' i mir g'merkt.«
    Auch die Aussage des unmittelbaren Nachbarn, des Zahnarztes, war mager.
    »Ich habe nichts gesehen und nichts gehört«, sagte er. »Zur Wiese hin habe ich nur ein Fenster von der Ordination. Und da bin ich ja nachts nicht.«
    »Aber am Tage.«
    »Gestern war Sonntag. Da behandele ich nur Notfälle. Es kam aber kein Notfall an diesem Sonntag.«
    »Haben Sie Musik gehört? Die jungen Leute haben fast immer ein Radio bei sich.«
    »Nichts.« Der Zahnarzt schüttelte zum wiederholten Male den Kopf. »Außerdem habe ich an diesem Tag meinen Rasen gemäht. Das Motorknattern …«
    »Das bringt also nichts«, sagte Wortke zu Reiber, als sie zur Wiese zurückgingen. »Gehen wir an die Öffentlichkeit. Morgen ist das Bild der Toten in allen Zeitungen und flimmert über die Bildschirme. Das Mädchen muß doch Eltern, Verwandte, Bekannte, Freundinnen haben. Morgen mittag haben wir einen vollständigen Überblick über ihr Leben. Ich spüre es, Peter, dieser Kerl entwischt uns nicht. Auch wenn er an ihrem Tod nicht schuld ist – es ist eine Sauerei, ein nacktes Mädchen einfach hinter irgendeinen Busch zu werfen.«
    Eine schlaflose Nacht gebiert viele Gedanken.
    Die wachen Stunden sind ein fruchtbares Feld für Erinnerungen und Pläne. Aber auch für die Ballung von Gefühlen und Erkenntnissen.
    Bis zum Morgengrauen lief Robert in der Wohnung herum, blieb ab und zu an der Schlafzimmertür stehen und hielt den Atem an. Schlief Ulrike? Konnte sie wirklich schlafen? Ihr mußte doch klar sein, daß Christas Tod auch der Tod ihrer Beziehung war, daß es kein Aufeinanderzugehen mehr gab, keinen Rest von Liebe, aus dem nach einem Stillstand wieder eine neue Liebe erwachsen konnte. Die Trennung war beschlossen, und es gab keine Brücke, die über die Kluft führte.
    Seinen weiteren Weg sah Robert ohne Illusionen vor sich. Zunächst Rückkehr in das Elternhaus, dann das Abitur. Für diesen Abschluß wollte er büffeln bis zum Umfallen. Weiter Klavierunterricht, Prüfung an der Musikhochschule – auch wenn der Vater enttäuscht war, daß aus seinem einzigen Sohn kein Jurist wurde. Und dann … Es würde sich zeigen, ob der Name Robert Habicht einmal auf einem Programmzettel stehen würde. Dafür wollte Robert

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