Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Ecstasy-Affäre

Die Ecstasy-Affäre

Titel: Die Ecstasy-Affäre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
wiegte den Kopf. Präzedenzfälle zu schaffen ist immer eine mühsame Arbeit, die einem keine Freunde beschert. »Ich schlage vor …«
    »Ich überlasse es Ihnen, wie Sie entscheiden.« Habicht machte vor Dr. Hassler die Andeutung einer Verbeugung. »Ab heute stehe ich nicht mehr zur Verfügung. Ich betrachte mich als beurlaubt.«
    Er verließ das Büro, ohne eine Antwort abzuwarten. Dr. Hassler blieb in der Mitte des Zimmers stehen und starrte auf die geschlossene Tür.
    »Na so was!« sagte er entgeistert. »In solch einem Ton! Der stille Dr. Habicht. Wer hätte das gedacht!«
    Wie erwartet: Lok saß mit regungsloser Miene vor von Gleichem und hatte sich seinen Bericht wortlos angehört. Diese Schweigsamkeit war für von Gleichem alarmierend. Er hatte keine Übung im Umgang mit Asiaten, aber soviel wußte er: daß der Verschluß des Mundes die Gedanken schärfte.
    »So ist die Lage, Herr Lok«, sagte er. »Sie haben allerdings keinen Schaden davon, wie Sie aus den Abrechnungen sehen.«
    »Der Schaden liegt im Psychischen.« Loks Maskengesicht verzog sich bei diesen Worten um keinen Millimeter. »Die Geschäfte laufen weiter, das weiß ich. Die Ecstasy-Welle schwillt von Tag zu Tag an. Je mehr warnend darüber geredet wird, um so mehr Kunden bekommen wir. Die Neugier! Kann man mit Ecstasy wirklich Glück kaufen – auch wenn es verboten ist? Das reizt, das muß man selbst einmal feststellen. Und wenn jetzt unsere Öko-Pille auf den Markt kommt, ist sowieso jede Warnung in den Wind gesprochen. Öko macht nicht krank, das ist ein Slogan, den man sich auf das T-Shirt malen kann. Wie heißt es bei uns: Der Wind weht das Korn über das Land, und überall wachsen neue Felder. Nein, darum geht es nicht, Herr von Gleichem.«
    »Wo sehen Sie dann die Gefahr?«
    »In dieser Frau. In der Psyche dieser Frau. Sie haben ihr den Liebhaber genommen.«
    »Sie hat dabei geholfen, Herr Lok!«
    »Eine betrogene Frau ist wie eine angeschossene Tigerin. Sie reißt alles. Aber dann leckt sie ihre Wunden. Die schließen sich, und mit der Heilung der Wunden heilt auch ihre zerstörerische Wut. Dann beginnt sie wieder klar zu denken. Und was denkt eine solche Frau? Man hat mir meine Liebe genommen …«
    »Ulrike ist ein anderes Kaliber. Sie kennen sie nicht, Herr Lok.«
    »Und warum ist sie dann verschwunden?«
    »Um unter alles einen Strich zu ziehen. Hätte sie uns verraten wollen, sie hatte dazu Zeit genug.«
    Lok sah von Gleichem fast mitleidig an. Es war ein Blick, den dieser nicht ertragen konnte. Es kam ihm vor, als sähe ihn ein Raubtier an, bevor es gefüttert wird.
    »Sie mögen ein großer Frauenkenner sein«, sagte Lok. »Aber die alten Weisheiten sind bessere Ratgeber. Wir sagen: Aus dem Versteck trifft man am besten den Gegner … Und sie hat sich versteckt!« Und dann lauter, fast befehlend: »Wir müssen sie finden!«
    »Die Jagd ist schon angeblasen. Salvatore und eine Menge Freunde sind ausgeschwärmt.«
    »In München!« Lok winkte abfällig ab. »Und wenn sie in Berlin ist? Geben Sie mir ein Bild von ihr. Sie haben doch ein Bild?«
    »Nur ein Foto als Bardame hinter der Theke. Da ist sie stark geschminkt. Tagsüber sieht sie anders aus. Aber wenn sie eines Tages wieder in einer Bar arbeitet, könnte man sie erkennen.«
    »Auch wieder ein Fehler von Ihnen, Herr von Gleichem. Von jedem Mitarbeiter sollte man ein natürliches Foto haben. Ein Bild kann die Wirklichkeit ersetzen, sagt man. Auch von Ihnen haben wir gute Fotos …«
    »Von mir?« Von Gleichem verspürte eine leichte Übelkeit im Magen. »Ich habe nicht gesehen, daß mich jemand …«
    »Unsichtbarkeit ist unsere Stärke.« Lok lächelte verhalten. »Wir wissen sehr viel.«
    »Nur bei Ulrike Sperling und Robert Habicht habt auch ihr versagt!«
    »Das gebe ich zu. Um so wichtiger ist es, diese Frau zu finden. Wir wollen unser Gesicht nicht verlieren.« Lok streckte die rechte Hand aus. »Das Foto, bitte.«
    Von Gleichem suchte in den Schubladen seines Schreibtisches. Endlich, unter einem Stapel Barabrechnungen, fand er Ulrikes Bild. Er reichte es Lok über den Tisch.
    »Sehr attraktiv.« Der Vietnamese steckte das Foto ein. »Wir werden es vervielfältigen und in alle Städte schicken. Auch an die Bars auf dem Lande. Unsere Freunde sind überall.«
    »Ich weiß. Wo ein Asiat auftaucht, kommen die anderen hinterher wie die Ameisen.«
    »Die Welt gehört den Fleißigen, und wir sind fleißig.« Lok erhob sich und wandte sich zum Gehen. Aber er streckte nicht die

Weitere Kostenlose Bücher