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Die Ecstasy-Affäre

Die Ecstasy-Affäre

Titel: Die Ecstasy-Affäre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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bürgerlichen Lager. Die suchen immer 'nen Blümchengarten.«
    »Sie war eiskalt! Und sie hatte eine blendende Zukunft!« Von Gleichem hieb mit der Faust auf den Tisch. »Salvatore, wir müssen das Weibsstück finden.«
    »Wo? Sie kann in Berlin sein, in Hamburg, Köln, Stuttgart, Essen, Dresden, Leipzig und Chemnitz. Überall kann sie sein. Zu verschwinden ist doch so einfach.«
    Von Gleichem nickte. »Du kannst gehen, Salvatore«, sagte er, etwas ruhiger geworden. »Wir müssen jetzt nur verdammt vorsichtig sein.«
    »Sie meinen, Ulla läßt uns hochgehen?«
    »Jetzt traue ich ihr einen Verrat zu. Aber das hätte auch eine für sie fatale Folge: Wir wüßten dann, wo sie ist. Warten wir ab.«
    Salvatore verließ das Büro. Er war wütend. Seine Mafia-Erfahrung hatte ihm schon am Wörthsee geraten, Ulla in einem Waldstück zu ›bestrafen‹. Weiber, die zuviel wissen, haben auch zu lange gelebt, das ist eine alte Cosa-Nostra-Weisheit. Frauen sind für Haus und Kinder da. Diese Lebenseinstellung war die Basis aller Tätigkeit gewesen. Das Geschäft den Männern, den Frauen der dicke Bauch, so war es immer gewesen und hatte bis heute funktioniert. Bei aller Ehrfurcht vor dem Chef: Von Gleichem war kein Profi. Er stank nach Vornehmheit, das vernebelt die Fähigkeit, gefürchtet zu sein. Selbst der elegante Al Capone, Ur- und Vorbild allen Mafia-Nachwuchses, hielt sich nicht zurück, im Frack seine Zigarre auf der Haut eines Mißliebigen auszudrücken. Das erst läßt jemanden zum Chef werden.
    Von Gleichem war mit anderen Gedanken beschäftigt. Sie waren bedrohlicher als Salvatores historische Mafia-Überlegungen.
    Es ging um Geld, um Ecstasy, um einen neuen Aufbau der Dealer-Organisation und – am gefährlichsten – um den Vietnamesen Lok. Von Gleichem wußte schon jetzt, daß Lok nicht das geringste Verständnis aufbringen würde für die Affäre Ulrike - Robert und deren Endlösung. Die Lieferung der neuen kleinen Ecstasy-Pyramiden, des Öko-E, hatte begonnen. Jede Störung wuchs sich zu einem Hindernis aus, das Hunderttausende kosten konnte. Für Lok und seine Organisation waren nur die Absatzzahlen wichtig – jede Behinderung hatte von Gleichem zu verantworten. Auch die Polen hatten sich nach den Drahtschlingen-Morden bisher bedeckt gehalten, was nicht bedeutete, daß sie den Ecstasy-Markt kampflos den Asiaten überließen. Eine Großaktion schien sich vorzubereiten. Es war wie bei der Erwartung eines Taifuns: Erst wird es windstill wie in einem Vakuum, und dann bricht die Urgewalt vernichtend herein. Wer um Millionen kämpft, zählt keine Opfer. Das hat die Unterwelt mit den Kriegs-Politikern gemeinsam, nur setzt man ersteren später keine Denkmäler und nennt sie die ›Großen‹.
    Von Gleichem sah sich zunächst gezwungen, einen großen Verlust aus seiner Tasche zu bezahlen: Mit Ulrike war auch das gesamte ›Warenlager‹ verschwunden. Es fehlten 43.000 Stück der Sorten Barney, Chanel, Playboy, Pond, Love und Anker, Tabletten, die mit der letzten polnischen Lieferung gekommen waren. Die Hauptsendung von 870.000 Ecstasy hatte von Gleichem auf Loks Befehl abbestellt. Hinzu kamen die noch nicht abgerechneten Verkäufe, die von Gleichem auf über 100.000 Mark schätzte.
    Ein guter Einstand für Ulrike an ihrem neuen Wohnsitz.
    Von Gleichem hatte keine Schwierigkeiten, diese Finanzlücke aus eigenen Mitteln aufzufüllen. Was ihn schmerzte, war die Verletzung seines Stolzes. Er hatte Ulrike sein Vertrauen geschenkt, und das war, wenn man von Gleichem kannte, eine Schenkung aus Überzeugung. Eine Ehrensache. Ulrike hatte diese Ehre weggeworfen; für von Gleichem war eine solche Kränkung unverzeihlich. Nur der Tod konnte sie tilgen.
    Von dieser Stunde an wartete er auf das Erscheinen von Lok.
    Und – das gab er vor sich selbst zu – er hatte höllische Angst davor.
    Der erste Weg nach der Entdeckung des Fotos führte Hubert Habicht an das frische Grab seiner Frau.
    Auf dem Hügel, in das nur ein schlichtes Holzkreuz gesteckt war, bis das Grabmal aus poliertem rosa Marmor, das Habicht bestellt hatte, aufgestellt werden konnte, lagen noch die zwei einsamen Kränze von Dr. Heimes und Habicht selbst. In der verspäteten Todesanzeige hatte er darum gebeten, von Blumenspenden abzusehen. Er hatte die Kontonummer der Pfadfinder angegeben und um Zuwendungen an diese Organisation gebeten. Eigentlich eine unüberlegte Bitte, denn diese Gruppe war kein gemeinnütziger Verein, und so kassierte jetzt das Finanzamt kräftig

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