Die Ecstasy-Affäre
Blumen auch Millionen Ecstasy-Tabletten nach Deutschland, Belgien und Frankreich und von dort nach ganz Europa. Ihre Zulieferer sind illegale Labors in Ihrem Land, auch eine Düngemittelfabrik bei Tilburg, deren Besitzer, Herrn Schouwendijk, wir leider in den vorzeitigen Ruhestand schicken mußten, als Warnung für Sie und Ihre Freunde. Ich nehme an, daß Sie Ihre Partner nach unserem Gespräch sofort verständigen werden. Das ist ganz in unserem Sinne; deshalb haben wir uns auch der Mühe unterzogen, sieben deutliche Zeichen zu setzen. Verstehen wir uns, Herr van der Lorre?«
»Ich verstehe Ihre Worte, aber nicht den Zweck.« Lorre zündete sich nervös, mit bebenden Fingern eine schmale lange Zigarre an, aus deren Mundstück er vorher einen Strohhalm zog. Eine Virginia. »Wollen Sie mich erpressen?«
»Erpressen? Wir sind – wie Sie – Geschäftsleute. Ein internationales Unternehmen mit vielen Filialen, auch in Amsterdam, Rotterdam und Utrecht. Wir operieren weltumspannend. Deshalb sind wir sicher, daß es für Sie eine Freude sein muß, mit uns zu kooperieren …«
»Ich sehe dazu keinen Anlaß!« sagte van der Lorre mutig. »Und was Sie da von Ecstasy phantasieren – geradezu lächerlich!«
»Morgen früh werden an der Grenze von Venlo zwei Ihrer Kühlwagen explodieren. Sie werden jetzt, nach unserer Ankündigung, kein Ecstasy geladen haben, und das brauchen Sie auch nicht. Uns kommt es nur darauf an, Ihnen zu beweisen, daß wir jederzeit und überall Ihre Trucks zerstören können. Auch wenn Sie andere Routen fahren werden, es sind sinnlose Umwege. Jeder Ihrer Lastzüge wird von uns unsichtbar begleitet.«
Van der Lorre sog an seiner Virginia und blies den Rauch senkrecht gegen die Decke. Es gab kein langes Nachdenken mehr, diesen Krieg hatten die Asiaten schon gewonnen. Entweder Vernichtung oder weiße Fahne … Lorre entschloß sich, erst einmal in Verhandlungen zu treten, um überhaupt den Umfang der ›Geschäftsbeziehung‹ zu erfahren.
»Was wollen Sie? Was schlagen Sie vor?«
»Wir sehen, daß die Vernunft noch immer die beste Basis für ein gutes Gespräch ist. Wir dachten an eine ganz einfache Teilung.«
»Ich kann mir darunter nichts vorstellen.«
»Weil Sie noch zu kompliziert denken. Wir werden Partner zu gleichen Teilen.«
»Ich erkenne keine Notwendigkeit dazu.«
»Die Notwendigkeit läßt sich an einer Umformung des Marktes erkennen. Sie liefern Ecstasy in verschiedener Pillenform und Zusammensetzung, je nach Labor. Wir stellen her, Öko-E! Nicht als Tablette gepreßt, sondern als Pulver, geruch- und geschmacklos. Dieses Öko-E besteht aus Substanzen, die nicht verboten sind, die man zum Beispiel in den USA in jedem Shop kaufen kann, auch in europäischen Drogerien. Reine Naturprodukte, die niemals verboten werden können, denn dann müßte man den Reform-Markt völlig einstellen.«
»So etwas gibt es nicht!« Van der Lorre schüttelte den Kopf. Dieser Anrufer war ein Spinner, anders war es nicht zu erklären. Er hängte sich an die sieben Morde an, um die Angst auszunutzen. Ein typischer Trittbrettfahrer. Man konnte darüber nur lächeln. »Sie stellen Ecstasy aus getrockneten Pflaumen her?« Spott troff förmlich aus seiner Stimme. »Stehlen Sie mir nicht meine Zeit!«
»Es kommt auf die Mischung an. Wir füllen das Pulver in kleine, bunt bedruckte Papierpyramiden.«
»Und nennen Sie Aida oder Ramses.« Van der Lorre unterdrückte ein Lachen. Papierpyramiden! Ein Verrückter! »Können wir das Gespräch beenden?«
»Wir haben erst die Mitte erreicht.« Die höfliche Stimme wurde wieder ölig. »Wir denken uns die Partnerschaft im einfachsten Sinne: Sie übernehmen fünfzig Prozent vom Vertrieb unserer Pyramide, wir übernehmen fünfzig Prozent Ihrer bald veralteten Ware. Den Gewinn teilen wir uns.«
»So einfach ist das?« sagte van der Lorre spöttisch. »Ich habe aber nicht ein halbes, sondern ein ganzes Gehirn, und das behalte ich. Es war amüsant, Ihre Phantasien anzuhören.«
Damit legte er auf. Aber er ergriff sofort Schutzmaßnahmen. Irre können gefährlich werden. Und asiatische Irre muß man als eine akute Gefahr ansehen. Ob Chinesen – oder wer sonst sich hinter diesem Pyramidenunsinn versteckte, sie besaßen die unheimliche Macht, aus dem dunkeln zu zerstören.
Van der Lorre verstärkte seine Bodyguard-Truppe und rüstete sie mit den besten und modernsten Maschinenpistolen aus. Es war für ihn keine Schwierigkeit, sie zu beschaffen. Aber es blieb still in
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