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Die Ecstasy-Affäre

Die Ecstasy-Affäre

Titel: Die Ecstasy-Affäre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Verbindungen bis hinauf in die Ministerien in Den Haag. Ein Wohltäter, der Kinderheime und Sportstadien bauen ließ und sogar ein Sinfonie-Orchester finanzierte. Es mußte hauptsächlich Bruckner spielen. Warum dieser Mann ermordet wurde – ein absolutes Rätsel! Er lebte nur unter Freunden. Natürlich gab es Neider, wie jeder Erfolgreiche von den weniger Tüchtigen bespuckt wird, aber zu einem Mord reichte dieser Neid nicht aus. Vor allem aber war eine Frage unlösbar: Warum wurde er auf asiatische Art umgebracht? Oder war es ein Nachahmungstäter, den die Münchner Morde angeregt hatten, auf diese seltene Art zu töten?
    Aber sieben Opfer auf einmal? Ein Massenmord mit Ablenkungscharakter? Und warum gerade diese sieben Männer, die einander völlig unbekannt waren, sich nie gesehen oder gesprochen hatten? Auch als vom bayerischen LKA Informationen eingingen, man vermute, die Münchner Morde könnten im Zusammenhang mit Ecstasy stehen, konnten die rheinischen Kollegen nur Zweifel anmelden. Was haben ein Architekt, ein Arzt und ein Düngemittelfabrikant mit Ecstasy zu tun? Auch die vier anderen Toten übten unverdächtige bürgerliche Berufe aus – einer war Bäckermeister –, und gaben keinen Anlaß, bei ihnen kriminelle Hintergründe zu vermuten.
    Hua Dinh Son hatte hervorragende Arbeit geleistet. Nicht nur die 7.000 Dollar, die wie immer in einem Kuvert in seinem Hotel abgegeben worden waren, erfreuten ihn, nein, er war stolz auf sich selbst und auf die Perfektion seines Tötens. Das machte ihm keiner nach, darin war er wie ein Weltmeister. Nur wurde er bisher nicht wie ein Weltmeister bezahlt. Das wollte er in Zukunft ändern, die neuen Aufträge sollten das Doppelte bringen. Für ihn gab es keinen Ersatz.
    Der Erfolg der ASIA-Morde, wie die Sonderkommission sie getauft hatte, zeigte sich schnell, ohne daß die Kriminalpolizei es merkte: Der Zustrom von Ecstasy-Pillen aus Nordbrabant und Limburg wurde deutlich geringer. Nach dem siebenten Mord ließ er völlig nach. Kein Abnehmer wagte sich mehr zu den heimlichen Übergabestellen. Sons Stahlschlinge erwürgte auch den Export. Dafür erhielt ein Dr. van der Lorre, der in Breda einen Blumen- und Gemüsegroßhandel besaß und mit zweiundzwanzig Lastwagen Frischware nach Deutschland karrte, einen sehr höflichen Anruf.
    Eine wegen des Akzents etwas fremdländisch klingende Stimme sagte in einwandfreiem Deutsch:
    »Herr Dr. van der Lorre, wir schlagen Ihnen ein Geschäft vor.«
    Van der Lorre trommelte mit den Fingern auf seine Schreibtischplatte. Diese höfliche Stimme empfand er als sehr unangenehm. »Wer sind Sie?« fragte er abweisend.
    »Jemand, der die Möglichkeit hätte, Ihre zweiundzwanzig Trucks mit Panzerabwehrraketen in die Luft zu jagen.«
    Van der Lorre schwieg. Er wußte plötzlich, daß er sich mitten in einem Krieg befand, einem Krieg, wie er erbarmungsloser nicht sein konnte.
    »Sie … Sie haben die sieben Morde veranlaßt …«, sagte er und bemühte sich, seinen schweren Atem zu unterdrücken.
    »Und es könnte noch einen achten geben. Einer Stahlschlinge widersteht auch Ihr Hals nicht.«
    »Sie können mir keine Angst einjagen! Keiner kann das. Ich habe ständig vier Bodyguards um mich. Mein Wagen ist gepanzert.«
    »Wir wissen das alles, Herr Dr. van der Lorre.« Die höfliche Stimme wurde für Lorre jetzt widerlich. »Warum sollen wir es auf einen Versuch ankommen lassen? Man kann sich doch einigen. In aller Freundschaft …«
    »Sie wollen bei mir in den Fruchthandel einsteigen? Oder wollen Sie asiatische Naturalien über meine Firma in Europa vertreiben? Ich nehme an, Sie sind Asiat …«
    »Mir war bisher nicht bekannt, daß Holländer einen außergewöhnlichen Humor besitzen, vor allem in Ihrer Lage. Sprechen wir doch in aller Klarheit: Wir sollten über Ecstasy reden.«
    »Über was?« Van der Lorre gab seiner Stimme den Klang maßlosen Erstaunens. Gleichzeitig aber wurde ihm bewußt, daß der Anrufer bis ins Detail über die Geschäfte seiner Firma, der Flora-Exportes, informiert war.
    Die freundliche Stimme wurde etwas härter, die ölige Sanftheit verschwand.
    »Jeden Morgen fahren Ihre zweiundzwanzig Lastzüge, davon siebzehn Kühlwagen mit verderblicher Ware, unkontrolliert über die Grenze. Früher hatten Sie eine Ausnahmegenehmigung des Zolls und damit freie Fahrt, heute ist Holland Mitglied der EU und der Staaten des Schengener Abkommens. Das heißt: offene Grenzen. Und mit jedem Ihrer Trucks kommen außer Frischgemüse und

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